Infantino-Start: «Neuer Leader» und kein Blatter-Klon

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Gianni Infantino bei der Eröffnung des neuen FIFA-Museums.Foto: FIFA/dpa
Epoch Times28. Februar 2016
Kein Grüß-August, kein Blatter-Klon – mit forschen Tönen und einer klaren Abgrenzung zum omnipräsenten Vorgänger startet Gianni Infantino seine Mission als FIFA-Präsident.

Obwohl er künftig zur finanziellen Nummer 2 degradiert wird, sieht sich der Schweizer keinesfalls als reiner Repräsentant des Fußball-Weltverbands. „Ich glaube nicht, dass ich vom FIFA-Kongress gewählt worden bin, um Botschafter zu sein“, betonte Infantino bei der Eröffnung des neuen FIFA-Museums. „Ich bin vom Kongress gewählt worden, um ein Leader zu sein, um der neue Leader der FIFA zu sein.“

Die neuen Statuten weisen dem Nachfolger des gesperrten Ex-Präsidenten Joseph Blatter nur noch die Rolle eines Aufsichtsratschefs zu. Als eine seiner ersten Amtsaufgaben will der 45-Jährige nun einen Generalsekretär finden – der ihn beim Gehalt sogar überflügeln wird. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, zeigt sich die Machtbeschränkung des Weltverbandschefs auch dadurch, dass er weniger verdient als der künftige Spitzenmanager. Dieser soll das Alltagsgeschäft bestimmen, sein Chef eher präsidial repräsentieren.

Durch die beim Wahlkongress verabschiedeten Reformen werden die Vergütungen der bedeutendsten Funktionäre der FIFA künftig erstmals öffentlich gemacht. Mit dem Finanzbericht 2015 wird im März dann auch das lange streng gehütete Geheimnis um die Zahlungen an den gesperrten Ex-Präsident Joseph Blatter gelüftet. Mit dem Ende seiner Amtszeit am Freitag muss der 79 Jahre alte Schweizer die Miete für seine FIFA-Wohnung in Zürich nun selbst zahlen.

Trotz seines faktischen Machtverlusts mischt sich Blatter mit Ratschlägen aber weiter kräftig in die Geschehnisse des Weltfußballs ein. In einem offenen Brief bot der 79-Jährige seinem Nachfolger Infantino Hilfe an und unterbreitete seinem Landsmann erste Tipps für die Amtsführung. „Wenn Du zufälligerweise eine Meinung oder einen Rat brauchst, zögere nicht“, schrieb Blatter in einem Gastbeitrag für die französische Zeitung „Le Journal du Dimanche“.

Ein vergiftetes Hilfsangebot – nichts würde Infantino mehr schaden, als öffentlich Kontakt zu Blatter zu suchen. Und so beeilte sich der bisherige UEFA-Generalsekretär seine Eigenständigkeit, zu betonen. „Infantino ist Infantino. Blatter ist Blatter“, sagte er dem „Blick“. „Sepp Blatter hat eine Ära in der FIFA geprägt. Ich hoffe, dass ich eine andere Ära in der FIFA prägen werde.“

Doch nicht nur die Nähe ihrer Geburtsorte im Schweizer Kanton Wallis, sondern auch Infantinos Wahlprogramm, in dem er blatteresk Versprechungen höherer Finanzspritzen an die Verbände machte, befeuern die Vergleiche. „Es besteht die Gefahr, dass Infantino trotz aller netten Worte über einen Neustart, einen Neuaufbau und so weiter, nur eine herausgeputzte Version von des Kaisers neue Kleider ist“, kommentierte „Svenska Dagbladet“ aus Schweden.

Über den Zukunftsplan des jovialen FIFA-Chefs wird auch die Wahl des neuen Generalsekretärs, der die Interimslösung Markus Kattner ersetzt, einiges verraten. Dieser werde nicht aus Europa kommen, kündigte Infantino an. Im Wahlkampf hatte er noch von einem Generalsekretär aus Afrika gesprochen – dies wäre ein kluger Schachzug von Infantino, der auf diesem Kontinent die wenigste Unterstützung hatte.

„Ich muss noch ein paar Gespräche führen. Im März haben wir ein Exekutivkomitee-Meeting, ein weiteres folgt im Mai. Es bleiben uns zwei Möglichkeiten, mal schauen“, sagte Infantino der Schweizer Nachrichtenagentur sda zur Suche nach einem geeigneten Generalsekretär. Über die Benennung des Top-Managers entscheidet das Exekutivkomitee oder das neue aufsichtsratsähnliche Council, sollte dieses zuerst konstituiert werden. Dass diese Gremien Infantino seine Wunschlösung abschlagen, wäre ein kaum zu erwartender Affront.

Nach der Eröffnung des Museums unweit des Zürichsees, lädt er am Montag FIFA-Mitarbeiter, Freunde und Medien zu einem Fußballspiel an der Weltverbandszentrale ein. Dann stehen statt des Krisenmanagements die Fähigkeiten des neuen Präsidenten am Ball im Fokus – bei limitierter Einsatzzeit: „Wir müssen schauen, dass der FIFA-Präsident der FIFA noch ein bisschen erhalten bleibt“, scherzte Infantino.

(dpa)

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