HSV-Boss macht Druck: «Da muss mehr kommen»

Im 55. Bundesligajahr könnte es den HSV tatsächlich erwischen. Beim Rückrunden-Fehlstart ist die Angriffsleistung nicht erstligawürdig. Der Druck auf alle Beteiligten steigt - und das vor dem Köln-Spiel.
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HSV-Keeper Julian Pollersbeck konnte die Niederlage der Hamburger nicht verhindern.Foto: Stefan Puchner/dpa
Epoch Times14. Januar 2018

Neues Jahr, neuer Torwart, altes Dilemma: In der alarmierenden Offensiv-Verfassung des Rückrunden-Fehlstarts dürfte sich der Hamburger SV im 55. Bundesligajahr nicht einmal in seine Spezialdisziplin Relegation retten.

2014 und 2015 konnte der Abstieg jeweils in den K.o.-Spielen mit Glück abgewendet werden. Aber nach dem 0:1 (0:1) beim FC Augsburg mussten sich Torwart Julian Pollersbeck und seine Teamkollegen wieder Hohngesänge der gegnerischen Fans anhören. „Zweite Liga, Hamburg ist dabei“, schallte es von den Rängen.

So könnte es tatsächlich im Mai 2018 kommen. „Diese Niederlage nervt einfach mega“, stöhnte Pollersbeck. Und der U21-Europameister, den Trainer Markus Gisdol zur neuen Nummer 1 befördert hatte, schlug prompt Alarm: „Wir müssen jedes Spiel als Endspiel betrachten und uns da rauskämpfen.“ Unabsteigbar wirkt dieser HSV nicht. Das spürt auch Heribert Bruchhagen. „Die Leistung ist nicht ausreichend, da muss mehr kommen. Jeder auf seiner Position muss besser werden“, sagte der HSV-Boss nach der Niederlage gegen den FCA, der da steht, wo der Scheinriese HSV sich gerne sähe: In Reichweite der Europa League.

„Der Druck erhöht sich“, stellte Bruchhagen fest. Und zwar auf alle: Auf die Vereinsführung, die Profis – und den Trainer. Diskussionen um Markus Gisdol versuchen die Bosse noch abzuwehren. „Man muss nicht über Einzelne reden“, wiegelte Bruchhagen ab. Gisdol bemerkte: „Die knappe Niederlage tut uns nicht gut in unserer Situation.“

Am nächsten Spieltag kommt der Tabellenletzte 1. FC Köln nach Hamburg. Eine Niederlage würde Untergangsstimmung auslösen. Das weiß auch der 69-jährige Bruchhagen, der vorausschauend mahnte: „Es darf keine Resignation aufkommen!“ Die Harmlosigkeit in der Offensive aber lässt resignieren: 15 Tore und 15 Punkte sind einfach ungenügend.

Die Angriffsleistung in Augsburg, das sich den Sieg durch einen feinen Kopfballtreffer von Ja-Cheol Koo redlich erarbeitete, war nicht erstligatauglich. „Wir müssen mehr vor die Kiste kommen“, kritisierte Mittelfeldspieler Sejad Salihovic. Der erkrankte Youngster Fiete Arp wurde vorn vermisst. Bobby Wood? André Hahn? Filip Kostic? Keiner aus dem Offensivtrio weckte auch nur geringe Hoffnungen, den HSV in der Rückrunde mit Toren retten zu können.

Der Trainer wird fordernder. „Wir sollten uns im Offensivbereich noch breiter und besser aufstellen“, sagte Gisdol, wohlwissend, dass „Topspieler im Winter bei ihren Vereinen gebunden sind“. Sportchef Jens Todt sichtete vergeblich in Spanien. „Wenn wir etwas in der Offensive machen, dann muss die Kombination aus wahrscheinlicher sportlicher Soforthilfe, finanzieller Machbarkeit und Verfügbarkeit passen“, sagte er und ergänzte: „Da ist im Moment nichts heiß.“

Die Augsburger können dagegen auch mal ohne ihren Elf-Tore-Stürmer Alfred Finnbogason ein Spiel gewinnen. „Es muss auch manchmal ohne Spektakel gehen“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter zum mauen Niveau des Spiels. „Es war wichtiger, 90 Minuten dagegenzuhalten statt in Schönheit zu sterben“, kommentierte der Ex-Hamburger Michael Gregoritsch: „Es ist ein sehr schönes Gefühl, mit 27 Punkten dazustehen, mit zwölf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze.“

Da, wo der HSV steht, am Abgrund zur 2. Liga. „Wir waren in einer prekären Situation und sind es immer noch“, sagte Bruchhagen. Der HSV-Boss fordert im „ganz, ganz wichtigen Spiel“ gegen Köln eine Reaktion: „Ich erwarte von den Spielern, dass man Nervenstärke und Widerstandsfähigkeit zeigt. Wir müssen sehen, dass wir die Wende hinkriegen.“ Aber wer, bitte schön, soll beim HSV Tore schießen? (dpa)



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