Hoeneß wird FC Bayern auch ohne Präsidentenamt helfen

An diesem Donnerstag wird Uli Hoeneß offiziell den Rückzug aus der Vereinsspitze des FC Bayern ankündigen. Der Tag vor der Aufsichtsratssitzung wird noch einmal zu einer großen Feier für den Vereinspatron. Vom 67-Jährigen gibt es prompt ein Versprechen.
Titelbild
Uli Hoeneß (l) mit Thomas Müller (M) und Ministerpräsident Markus Söder beim Empfang im Hofgarten.Foto: Peter Kneffel/dpa
Epoch Times28. August 2019

Uli Hoeneß genoss schwitzend und tief bewegt die große Zuneigung der Bayern-Fans. Solch angenehme Präsidenten-Termine wie diesen dürfte der nach allen Vorzeichen in drei Monaten aus der Führungsspitze des FC Bayern scheidende Vereinspatron schmerzlich vermissen.

Unter einem weiß-blauen Himmel stand der 67-Jährige in München im Hofgarten der Bayerischen Staatskanzlei im Mittelpunkt und freute sich bei hochsommerlichen Temperaturen über die Ehrung des deutschen Meisters und DFB-Pokalsiegers durch Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Ganz besonders berührten ihn die „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“-Sprechchöre der Fans in ihren Bayern-Trikots.

„Ich empfinde es als eine wahnsinnige Ehre, dass der bayerische Ministerpräsident sagt: Wenn es dem FC Bayern gut geht, dann geht es Bayern gut“, sagte Hoeneß in seiner Ansprache. Einen Tag vor der offiziellen Verkündung seiner Zukunftsentscheidung am Donnerstag war er die zentrale Figur des Empfangs der Mannschaft um Kapitän Manuel Neuer und den Neuzugängen wie dem neuen Topstar Philippe Coutinho.

Zwischen den Zeilen klang überall der Abschied durch, auch bei Hoeneß selbst. Am Donnerstag will er zunächst den Aufsichtsrat auf einer Sitzung darüber unterrichten, was schon vor fünf Wochen zum Abschluss der USA-Reise des FC Bayern publik geworden war: Er will sich Ende November aus dem Präsidentenamt zurückziehen. Den Vorsitz des Aufsichtsrates, in dem er vor nicht mal einem Jahr bis Ende 2022 bestätigt wurde, gibt er auch vorzeitig ab.

Ganz geht der langjährige Manager aber nicht. Er möchte als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat verbleiben. Und er versprach am Mittwoch: „Die Hilfe für den FC Bayern hat ja nichts mit dem Amt zu tun. Ich habe immer gesagt, dass ich dem Verein, was immer ich tun kann, zur Verfügung stehe – und das ist nicht an irgendein Amt gebunden.“

Seine Ämter soll der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer übernehmen. Der 65 Jahre alte Niederbayer fungiert aktuell als stellvertretender Vorsitzender in dem neunköpfigen Kontrollgremium. Der mit roter Krawatte erschienene Hainer hielt sich – im Gegensatz zum leger mit Hemd und Sakko gekleideten Hoeneß – dezent im Hintergrund.

„Er lässt nicht locker und wird dem FC Bayern immer verbunden bleiben. Er wird immer unterstützen und immer helfen“, glaubt Kapitän Neuer. Es werde niemals ein Vereinsleben ohne Uli Hoeneß geben.

Ministerpräsident Söder würdigte bei der stimmungsvollen Veranstaltung den FC Bayern als „internationales Aushängeschild“ des Freistaats. „Ich weiß nicht, wie die konkrete Entscheidung ausfallen wird“, sagte Söder nach dem offiziellen Teil zu Hoeneß, „aber er wird dem Verein sicherlich in irgendeiner Form erhalten bleiben. Er gehört zu den ganz Großen des deutschen Fußballs.“ Zudem sei er der „Vater“ des Vereins. „Er wird dem FC Bayern in jeder Beziehung emotional verbunden bleiben“, meinte Söder. Er bekam von Hoeneß ein rotes Bayern-Trikot mit der Nummer zwölf überreicht – so viele Double hat der deutsche Rekordchampion gewonnen.

Die Ehrung sehe er als „Vorboten für die Saison“, sagte Hoeneß: „Ich glaube, wir waren selten so breit aufgestellt und gut vorbereitet auf die neue Saison.“ Auch das klang nach Abschied. Eine Entscheidung, die der Bauchmensch Hoeneß nach reiflicher Überlegung getroffen hat und „nicht innerhalb von zwei Tagen“. Das sei „ein Prozess von circa einem Jahr“ gewesen. „Das muss man in Ruhe mit der Familie besprechen, und dann eine Entscheidung treffen“, erläuterte er.

Der langjährige Weggefährte Edmund Stoiber ließ am Rande der Veranstaltung durchblicken, dass die letzte Mitgliederversammlung mit Kritik und Buhrufen gegen Hoeneß „ein Schock“ für diesen gewesen sei. Hoeneß ließ das auch erkennen. Der lautstarke Fanzuspruch vor der Staatskanzlei habe ihn „in dieser Eindeutigkeit“ überrascht, gestand Hoeneß: „Das war ja vor einem Jahr nicht ganz so.“ Umstimmen konnte ihn auch der Verwaltungsratsvorsitzende Stoiber nicht, der es nach eigenen Worten wiederholt versucht hatte. Auch Reibereien mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – etwa in der Trainerfrage – bestärkten Hoeneß offensichtlich in seinem Entscheidungsprozess.

Hoeneß hat die wichtigsten Weichen für die Zukunft bereits gestellt. Neben Hainer hat er Ex-Kapitän Oliver Kahn (50) als designierten Nachfolger für Vorstandschef Rummenigge (63) gewonnen, der Ende 2021 aufhören will. Durch Trainer Niko Kovac, Sportdirektor Hasan Salihamidzic sowie die Vorstände Jan-Christian Dreesen und Jörg Wacker hat Hoeneß schon zuvor etliche Positionen mit Leuten seiner Wahl besetzt. Auch Kovac wurde übrigens im Hofgarten von den Fans gefeiert. Als Söder die „guten Nerven, die Zähigkeit und die Durchsetzungskraft“ des Trainers in seinem ersten Bayern-Jahr rühmte, stimmten die Anhänger „Niko“-Rufe an. Zuhörer Hoeneß genoss auch das, denn er war immer der größte Kovac-Unterstützer beim FC Bayern. (dpa)



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