Hilft der „Wettergott“? Saarbrückens Sorgen vor Halbfinale
Jetzt darf es nur keine „Mistgabeln regnen“, wie es im Saarland so schön heißt. Das brisante Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern ist für den 1. FC Saarbrücken schon „ein Jahrhundertspiel“.
Dabei steht angesichts des erneuten Starkregens an Ostern noch gar nicht zu 100 Prozent fest, ob das DFB-Pokal-Halbfinale am 2. April (20:45 Uhr/ARD und „Sky“) überhaupt wie geplant angepfiffen werden kann. „Wir zweifeln am Wettergott“, sagte Saarbrückens Pressesprecher Peter Müller. „Es ist Pokal und es regnet in Saarbrücken.“
Was wie ein schlechter Aprilscherz anmutet, ist für den Drittligisten der pure Ernst. Denn in den Tagen vor dem Halbfinale wurde weniger die einmalige Berlin-Chance für zwei Außenseiter oder die besondere Derby-Herausforderung für die Polizei thematisiert, sondern hauptsächlich wieder der Ludwigspark und seine berüchtigten Tücken.
Nach der kurzfristigen Absage des Viertelfinales gegen Gladbach und der Wiederholung der Partie bei teilweise fragwürdigen Bedingungen fürchten sie im Saarland eine weitere Blamage auf großer Bühne. Sollte Schiedsrichter Marco Fritz am Dienstag entscheiden, dass der Rasen nicht bespielbar ist, würde der FCS für ein Nachholspiel auch das Heimrecht verlieren. Spielen oder nicht spielen? Der Rasen in Saarbrücken wirkt im Frühjahr 2024 wie ein Roulette-Spiel im Casino.
„Bespielbare Rasenfläche“ gewünscht
Der Drittligist hat alles versucht, um den Platz rechtzeitig in Schwung zu bringen. Die Liga-Partie gegen Rot-Weiss Essen war verschoben worden. In den Rasen sind zudem 4.000 Löcher gestanzt und mit Feinsand aufgefüllt worden, damit die Nässe gebunden wird. Der Club hat seit Monaten Probleme mit seiner Spielfläche – und das zum ungünstigen Zeitpunkt. Über Ostern sollte nun eine riesige Plane über dem Rasen helfen.
Cheftrainer Rüdiger Ziehl ist zuversichtlich und beschäftigt sich nicht mit anderen Szenarien. „Wenn es nicht extrem werden sollte, hat der Platz eine bespielbare Rasenfläche. Dann wird das auch funktionieren, dass wir spielen können. Ich war überrascht, dass der Platz in gutem Zustand war“, sagte Ziehl am Ostermontag. Zuvor hatte er sich am Karsamstag selbst ein Bild vom Platz gemacht.
Greenkeeper und Polizei gefordert
Vor allem die kritischen Stellen des Gladbach-Spiels sähen nun gut aus, wie der Trainer anmerkte. Auch die Gäste aus der Pfalz sind optimistisch, dass gespielt werden kann. „Ein paar Tage frei, eine Plane über den Platz. Vielleicht machen sie auch noch ein UV-Licht drauf“, sagte Marlon Ritter. Die Lauterer Profis wissen: Auf diesem Platz sind in Meister FC Bayern, Pokalfinalist Eintracht Frankfurt und Gladbach schon ganz andere Clubs in dieser Saison gestolpert.
Nicht nur die Greenkeeper, sondern auch die Polizisten werden am Dienstag massiv gefordert sein. Die Fangruppen der beiden Clubs gelten als verfeindet, angekündigt wurden zusätzliche Polizeikräfte aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Ziel ist die strikte Trennung der beiden Fangruppen. Der FCS kündigte zudem strengere Eingangskontrollen an als sonst.
Keiner will Favorit sein
Und der Sport? Geriet angesichts der anderen Themen beinahe in den Hintergrund. Dabei kann Saarbrücken als erster Drittligist seit 23 Jahren ins Pokal-Endspiel einziehen, das am 25. Mai in Berlin stattfindet. „Dieses Ding, dass wir nach Berlin fahren können, ist bei uns schon im Kopf. So ein Gefühl baut man einmal auf und will es sich nicht nehmen lassen“, sagte Torhüter Tim Schreiber. Ziehl sagte: „Es ist für uns extrem besonders.“
Der FCK mit Trainer-Routinier Friedhelm Funkel, der den zuletzt verletzten Stürmer Ragnar Ache nicht einsetzen wird, könnte erstmals seit 2003 wieder das Endspiel in Berlin erreichen. „Wir freuen uns total auf den Dienstag und versuchen dort zu überraschen, denn wir fahren als Außenseiter nach Saarbrücken. Das ist mein vollkommener Ernst“, sagte der 70 Jahre alte Funkel und begründete dies mit den jüngsten Pokalerfolgen der Saarländer.
Saarbrückens Coach Ziehl tat die Äußerungen von Funkel als Taktik ab. „Hätte ich das heute das erste Mal gehört, hätte ich gedacht, das ist ein Aprilscherz. Für die Siege gegen Bayern, Frankfurt, Gladbach kann man sich nichts kaufen. Das hat keine Relevanz für das morgige Spiel“, sagte Ziehl. Endspielgegner am 25. Mai ist der Sieger der Partie zwischen Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen und Fortuna Düsseldorf. Das zweite Halbfinale findet am Mittwoch (20:45 Uhr/ZDF und „Sky“) statt. (dpa)
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