Heynckes und Salihamidzic verteidigen Lewandwoski
Einträchtig saßen Jupp Heynckes und Niko Kovac in der Münchner Fußball-Arena nebeneinander, als der aktuelle Bayern-Trainer plötzlich energisch wurde.
Es ging um Torjäger Robert Lewandowski, der vor dem Champions-League-Rückspiel bei Real Madrid in die Kritik geraten ist und beim 4:1 (1:0) eines mit gleich vier Nachwuchskickern aufgefüllten „FC Bayern light“ gegen Pokalfinalgegner Eintracht Frankfurt gar nicht mitgewirkt hatte, sondern sich ausruhen durfte.
„Für mich ist Robert Lewandowski ein Weltklassespieler. Sie glauben doch bitteschön nicht, dass ich ihn in Madrid weglassen würde. Er hat bis dato 39 Pflichtspieltore erzielt, das ist eine Saisonmarke, davon träumen die meisten Stürmer in Europa“, sagte Heynckes mit lauter Stimme. Der 72-Jährige wies Behauptungen zurück, der Pole trainiere schon länger lustlos. „Er trainiert gut.“
Heynckes berichtete von einem „guten Gespräch“ mit dem Angreifer und bekräftigte die Einsatzgarantie für das Halbfinal-Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr) im Estadio Santiago Bernabéu. „Lewy spielt, da gibt es überhaupt keine Diskussionen“, erklärte Heynckes. Sportdirektor Hasan Salihamidzic verurteilte die Stimmungsmache gegen Lewandowski scharf: „Was da los ist, ist eine Frechheit!“
Beim München-Besuch des Heynckes-Nachfolgers Niko Kovac drehte sich bei den Bayern alles um die zweite Partie gegen Real, in der Lewandowski und Co. ein 1:2 aufholen müssen. „Unsere Situation erfordert besondere Maßnahmen“, betonte Heynckes. Dazu gehörte für ihn nicht nur das Starkreden des Torjägers, der im Gegensatz zu Reals Superstar Cristiano Ronaldo in den großen europäischen Spielen zu oft untertaucht. Der ehemalige Weltklassestürmer Heynckes hat Lewandowski darum einen Tipp gegeben: „Ich hoffe, dass er die passende Antwort am Dienstag auf dem Spielfeld gibt.“
Niklas Dorsch (20), Meritan Shabani (19), Lukas Mai (18) und Franck Evina (17) liefen anstelle von Lewandowski, Müller, James und Ribéry beim Zwischenspiel in der Bundesliga auf. Auch diese Rasselbande reichte angeführt von Kapitän Mats Hummels für einen klaren Sieg gegen Kovacs Frankfurter Europa-League-Träumer. Debütant Dorsch erzielte sogar das 1:0. Der starke Nationalstürmer Sandro Wagner sowie die eingewechselten Rafinha und Niklas Süle legten noch einen späten Doppelpack drauf. Für die Eintracht traf Sebastien Haller.
Thomas Müller bewertete das vierfache Torglück als „richtigen Hormonschub“ vor der Reise nach Madrid an diesem Montag. Der Nationalspieler sprach aber auch einen bemerkenswerten Satz aus, als er über den Plan redete, wie das Finalticket nach Kiew doch noch gelöst werden könnte gegen den neuen Angstgegner Real Madrid. „Wir wollen den Funken Respekt, den wir immer wieder zeigen in diesen Spielen, endlich auch mal abschütteln“, sagte Müller am Samstag.
„Jeder von uns ist extrem heiß. Wir wollen es unbedingt drehen. Jeder will unbedingt ins Finale“, verkündete Joshua Kimmich. Und Angreifer Wagner, der sich von den Edelreservisten am nachhaltigsten für einen Einsatz in Madrid empfahl, sagte: „Bei uns steckt keiner auf.“ Er warb sogar für Konkurrent Lewandowski: „Keiner ist eine Maschine. Robert ist ein super Stürmer. Da sollen nicht alle draufhauen.“
Ob sich Arjen Robben (Oberschenkel) fitmelden kann, ist ungewiss. „Er muss signalisieren, es geht“, sagte Heynckes. Javi Martínez soll nach einer Schädelprellung wieder auflaufen können, ebenso David Alaba. Heynckes hat das Motto für Madrid vorgegeben: „Jetzt erst recht!“
Diese Mentalität scheint in Frankfurt in der Endphase mit Kovac auf der Strecke zu bleiben. Die Konstellation der Bayern-Startelf hatte Hoffnungen auf mindestens einen Punkt geweckt. Entsprechend geladen reagierte Sportvorstand Fredi Bobic. „Bei der Leistung fehlen mir die Worte. Wenn wir so weiterspielen, holen wir keinen Punkt mehr.“ Und im Pokalendspiel gegen Bayern am 19. Mai droht der finale Untergang.
Kovac griff seine Profis verbal an: „Mir fehlt, dass jetzt jeder alles gibt. Es geht um viel.“ Die Spieler hätten es kommunizieren wollen, „dass sie international spielen wollen nächstes Jahr. Ich habe davor gewarnt. Dann habe ich gesagt, okay. Aber durch Erzählen hat noch keiner etwas erreicht. Das werfe ich meinen Spielern vor, dass sie denken, es geht mit links – und in München geht das schon mal gar nicht.“ Kovac kann sich trösten: Er übernimmt im Sommer ein Bayern-Team, dass in der Bundesliga sogar mit Bubis gewinnen kann. (dpa)
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