Hertha will Traumstart in der Liga perfekt machen
Das eigentlich begehrenswerte Ziel, für einen kurzen Moment Erster der Fußball-Bundesliga zu sein, provoziert beim Berliner Coach Skepsis und Ironie. „Wenn wir gewinnen, dann schneiden wir den Artikel aus, packen ihn in den Gefrierschrank und holen ihn Weihnachten wieder raus“, sagt Dardai vor der Saison-Heimpremiere im Scherz. „Wenn wir dann immer noch Erster sind, heißt das Jackpot.“
Damit rechnet bei weitem niemand, der Klassenverbleib ist das Ziel. Doch nachdem Hertha BSC am letzten Spieltag 2014/15 nur wegen der besseren Tordifferenz am Relegationsrang vorbeigeschrammt war, hat der Verein plötzlich die Chance, schon mit einem Remis zumindest bis zum späten Samstagnachmittag auf Platz eins zu klettern. Die Konstellation mit der Freitags-Partie und der glückliche Sieg in Augsburg machen es möglich. „Wir beschäftigen uns nicht damit“, sagt Dardai. Es wäre die 17. Tabellenführung des Clubs seit Beginn der Bundesliga 1963 und die erste seit August 2013.
„Die Berliner zeigen jetzt das, was wir in der vergangenen Rückrunde gezeigt haben“, bemerkt Werder-Trainer Viktor Skripnik, der mit seinen Bremern nach dem 0:3 gegen Schalke 04 etwas gutzumachen hat. Doch für Euphorie, wie sie sich in der Hansestadt zwischenzeitlich im Frühling entwickelte, gibt es in der Hauptstadt keinen Anlass.
Sollte Hertha erstmals in der Bundesliga mit zwei Siegen loslegen, würden die reinen Zahlen für Ruhe in der Metropole sorgen. Mehr erst einmal nicht. Spielerische Probleme der laut Dardai noch vom Abstiegskampf verunsicherten Profis sind damit nicht gelöst. Die Berliner werden teils als Abstiegskandidat gehandelt. Kapitän Fabian Lustenberger findet, die zwei Siege im DFB-Pokal und in der Liga habe der Hertha „niemand zugetraut“. Manager Michael Preetz betont: „Wir haben einen guten Start in die Saison erwischt, das hilft immer.“
Ganz anders die Situation bei den Grün-Weißen. Werder quälte sich im Pokal beim Drittligisten Würzburger Kickers und konnte gegen die Königsblauen aus Gelsenkirchen nicht mithalten. Grund zur Sorge? „Vor ein paar Tagen haben wir noch von einer Top-Vorbereitung und Platz 7 gesprochen. Jetzt wird gefragt, ob ich Angst vor einem Fehlstart habe“, erklärt Sportchef Thomas Eichin. „Wir müssen uns aber jetzt sicher nicht in die Buchs machen“.
Von aufkommender Skepsis will der 48-Jährige nichts wissen. Er habe trotz der Auftaktpleite keine Furcht vor den nächsten Aufgaben. Sie soll die gute Laune aus der tadellosen Vorbereitung nicht vermiesen. „Bei mir kommt es so rüber, als hätten wir schon Oktober, stünden auf einem Abstiegsplatz und hätten keine Chance“, sagt Eichin.
Die Statistik spricht für die Bremer, bei denen sich Stammspieler Fin Bartels verletzt hat. Zehn der vergangenen 14 Duelle mit dem Hauptstadtclub entschied die Elf von der Weser für sich. In der vergangenen Saison rettete Werder am 1. Spieltag in Berlin nach einem 0:2 ein Remis und leitete mit einem 2:0 im Rückspiel eine furiose zweite Halbserie ein. Hertha-Coach Dardai bleibt so oder so vorsichtig. „Die Mannschaft ist gut drauf“, sagt der 39-Jährige, „vielleicht zu gut drauf“.
(dpa)
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