Harting zum Abschied Sechster – «König» Arthur Abele
Robert Harting gibt auch ohne Medaille eine respektable Abschiedsvorstellung, Arthur Abele krönt sich zum Zehnkampf-König, Christina Schwanitz und Fabian Heinle erobern Silber im Kugelstoßring und in der Weitsprunggrube.
Die deutschen Leichtathleten erlebten bei den Europameisterschaften in Berlin einen emotionalen und mitreißenden Mittwochabend. 37 125 Zuschauer im Olympiastadion feierten überschwänglich vor allem Harting und Abele. Das 125-köpfige Gastgeber-Team sammelte damit nach dem Sprint-Silber durch Gina Lückenkemper und Kugelstoß-Bronze durch David Storl drei weitere Medaillen.
Der Olympiasieger von 2012 und dreifache Weltmeister ging bei seinen letzten internationalen Titelkämpfen leer aus: Der 33 Jahre alte Harting kämpfte sichtlich in seinem „Wohnzimmer“ Olympiastadion, musste sich aber mit 64,33 Metern und Rang sechs begnügen. Sein Bruder Christoph, der Goldmedaillengewinner von Rio de Janeiro 2016, war in der Qualifikation gescheitert. Weltmeister Andrius Gudzius sicherte sich mit dem letzten Versuch und 68,46 Metern EM-Gold.
Über den größten Erfolg seiner von vielen Verletzungen geprägten Karriere jubelte Abele: Der 32 Jahre alte Ulmer ließ im abschließenden 1500-Meter-Lauf nichts mehr anbrennen und ist mit 8431 Punkten nun der erste deutsche Zehnkampf-Europameister seit Pascal Behrenbruch 2012, nicht einmal die großen Ex-Stars Jürgen Hingsen, Guido Kratschmer, Christian Schenk oder Frank Busemann waren jemals Europameister. „Das ist einfach eine unglaubliche Leistung von Arthur“, sagte Bundestrainer Rainer Pottel. „Er war von 2008 bis 2013 fast fünf Jahre lang raus, so etwas gibt es eigentlich gar nicht.“
Auch der frühere Junioren-Weltmeister Niklas Kaul aus Mainz, der kurzfristig für den verletzten WM-Dritten Kai Kazmirek eingesprungen war, glänzte als Vierter. Abele setzte sich mit 110 Zählern Vorsprung auf den unter neutraler Flagge startenden Russen Ilja Schkurenjow durch. Dritter wurde der Weißrusse Vitali Schuk (8290).
Christina Schwanitz hatte im vergangenen Jahr Zwillinge zur Welt gebracht, jetzt versilberte sie ihre Comeback-Saison. Ihren dritten EM-Titel hintereinander verpasste die Weltmeisterin von 2015 knapp, da die Polin Paulina Guba im letzten Versuch mit 20,33 Metern die 20,19 von Schwanitz übertraf. „Die Weite war doof“, sagte Schwanitz zu ihrer eigenen Leistung und hatte Tränen der Enttäuschung in den Augen. Dabei hatte die 32 Jahre alte Favoritin vom LV 90 Erzgebirge nach den deutschen Meisterschaften einen Autounfall und einen „großen Schock“ erlitten.
Heinle verblüffte mit seinem zweiten Platz im Weitsprung alle. Der deutsche Meister aus Stuttgart setzte sich mit 8,13 Metern und dem besseren zweitbesten Versuch gegenüber dem weitengleichen Ukrainer Sergej Nykyforow durch. Der Titel ging an den Griechen Miltiagis Tentoglou mit 8,25 – allerdings nach einem wilden Wettkampf mit Protesten und Unterbrechungen, da es Probleme mit der Weitenmessung gab.
Über einen fünften Platz freute sich Lauftalent Alina Reh aus Ulm bei ihrer EM-Premiere über 10 000 Meter. Das deutsche Super-Speerwurf-Trio mit Weltmeister Johannes Vetter, Olympiasieger Thomas Röhler und dem deutschen Meister Andreas Hofmann soll an diesem Donnerstag den deutschen Medaillenreigen fortsetzen. Die Drei überstanden die Qualifikation und wollen nun die Podiumsplätze am liebsten unter sich ausmachen. Gold, Silber, Bronze im Speerwerfen der Männer für eine Nation – das gab es bei Europameisterschaften seit der Premiere im Jahr 1934 noch nie. Ex-Weltrekordler Uwe Hohn (1982) und Klaus Tafelmeier (1986) waren die bis dato letzten deutschen Sieger in dieser Disziplin. (dpa)
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