Grünes Licht für Triathlon in der Seine – E.-coli-Grenzwerte fünfmal so hoch wie in Kanada

Das Olympia-Organisationskomitee und der Weltverband haben grünes Licht für den Mixed-Staffelwettbewerb gegeben, der am Montag stattfinden soll. Zuletzt gab es Klagen über die Wasserqualität in der Seine, wo ein Teilwettbewerb starten wird. Belgiens Team wird fehlen.
Macht bei Olympia Probleme: Die Wasserqualität der Seine.
Macht bei Olympia Probleme: Die Wasserqualität der Seine.Foto: Jan Woitas/dpa
Von 5. August 2024

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris haben nun einen Schmutzskandal. Die Wasserqualität in der Seine lässt in einem Maße zu wünschen übrig, dass Sportler Angst um ihre Gesundheit haben. Das belgische Triathlon-Team musste bereits seine Teilnahme am Mixed-Staffelwettbewerb absagen, nachdem Starterin Claire Michel nach ihrem Einzelrennen erkrankt war.

Trotz mehrfach geäußerter Bedenken haben das Olympia-Organisationskomitee und der Welttriathlonverband entschieden, dass der Staffelwettbewerb am Montag, 5. August, wie geplant stattfinden wird. Dies sei am Sonntag im Rahmen einer Sitzung beschlossen worden, in der auch die aktuellen Daten zur Wasserqualität der Seine ausgewertet worden seien.

Belgischer Verband hofft, dass „für die Zukunft Lektion gelernt“ worden sei

Inwieweit es einen Zusammenhang zwischen der Erkrankung Michels und einer möglichen Verschmutzung des Flusses gibt, ist bisher nicht geklärt. In einer Stellungnahme des Belgischen Olympischen Komitees (COIB) heißt es:

„Das COIB und das belgische Triathlonteam hoffen, dass mit Blick auf künftige Triathlonwettbewerbe bei den Olympischen Spielen Lektionen gelernt wurden.“

Gleichzeitig bestätigt das COIB in einem anderen Statement, dass die Triathletin mittlerweile wieder zurück im Mannschaftsquartier im Olympischen Dorf ist. Damit wolle man auf „unterschiedliche Erklärungen in nationalen und internationalen Medien“ reagieren, die „unkorrekte Informationen“ enthielten.

Das belgische Olympiakomitee ging nicht im Detail auf die gesundheitliche Situation der Sportlerin ein. Diese war im Einzelwettbewerb auf Platz 38 gelandet. Im Einklang mit den anderen Athleten habe man sich jedoch dazu entschieden, nicht am Staffelwettbewerb teilzunehmen. Offen bleibt, ob Angst um die Gesundheit der Teilnehmer oder das Fehlen einer Ersatzstarterin der Grund war.

E.-coli-Grenzwerte in der Seine tagelang überschritten

Belgische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass sich Michel offenbar mit dem E.-coli-Bakterium infiziert hatte. Dieses führt zu Problemen im Magen-Darm-Bereich und wird im Regelfall mit fäkaler Verunreinigung von Gewässern, aber auch von Lebensmitteln in Verbindung gebracht.

Bereits am Wochenende der Eröffnung waren Trainingseinheiten ausgefallen und der Triathlon der Männer konnte erst mit einem Tag Verspätung stattfinden. Die Seine, auf der die ersten 1.900 Meter der Schwimmdisziplin im Rahmen des Dreikampfs stattfanden, wies eine zu schlechte Wasserqualität auf. Auch die Grenzwerte für E.-coli-Bakterien seien überschritten worden.

Als Grund für die Verunreinigung wurden starke Regenfälle in den Tagen vor der Eröffnung ins Treffen geführt. Zwar habe die Stadt Paris in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden Euro in Kläranlagen und die Verbesserung des Abwassersystems investiert, die Abflussleitungen von Abwasser und Regenwasser seien jedoch immer noch dieselben.

Zu hohe E.-coli-Werte gehen auch mit vermehrtem Vorkommen anderer Bakterien einher

Für Verwunderung sorgt die Durchführung von Sportveranstaltungen auf der Seine auch in anderen Ländern – beispielsweise in Kanada. Wie Stephen Brown, Chemieprofessor an der Queen’s University in Kingston, Ontario, gegenüber CBC betont: In Ottawa wäre die gleiche Wasserqualität inakzeptabel. Gegenüber dem Sender betonte er:

„Hier in Ontario würden wir Strände schließen, wären die Bakterienkonzentrationen auf dem Level, bei dem die Athleten an diesem Morgen in die Seine gesprungen sind.“

Das Gesundheitsamt von Ottawa (OPH) werte während des Sommers beständig die Daten von Stränden aus und untersuche diese auf das Vorhandensein von E.-coli-Bakterien. Die Provinz Ontario sei für die Definition der Grenzwerte zuständig und habe bestimmt, dass als noch akzeptabler Durchschnittswert weniger als 200 koloniebildende Einheiten pro 100 Milliliter Wasser infrage kämen.

Blayr Kelly, die Leiterin des Umweltbereichs beim OPH, warnt vor Erkrankungen von Haut, Ohren, Hals, Magen oder Darm, sollten die Messwerte noch höher sein:

„Wenn erhöhte Werte von E. coli im Wasser festgestellt werden, ist es wahrscheinlicher, dass auch andere krankheitsverursachende Organismen vorhanden sind.“

Geltende Grenzwerte für die Seine fünfmal so hoch wie für den Ottawa-Fluss

Der Badegewässerrichtlinie der Europäischen Umweltagentur zufolge gilt hingegen eine Konzentration von 1.000 koloniebildenden E.-coli-Einheiten pro 100 Milliliter Wasser als sicher zum Schwimmen. Diesen Referenzwert verwenden auch die Olympia-Verantwortlichen und der Welttriathlonverband zur Bestimmung der Wettkampftauglichkeit.

Ein Forschungsteam der Queen’s University war an der Entwicklung von IDEXX Tecta beteiligt. Dieser automatisierte Wassertest liefert innerhalb von 12 Stunden Ergebnisse. Er lässt Proben in einem Gerät laufen, das für die Messung von Bakterien ausgelegt ist. Dadurch entfällt die zusätzliche Wartezeit auf die Zählung von E. coli in Mikrotiterplatten durch Labormitarbeiter.

Der Test kam erstmals als Wassertestanbieter für die Olympischen Spiele in Tokio 2021 zum Einsatz. Seit 2018 greift der Welttriathlonverband auf diesen zurück.

 



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