«Gockelig, Laberei, Arroganz»: Disput überlagert 96-Pleite

Nach dem nächsten Frust-Erlebnis im Abstiegskampf legt sich Hannovers Trainer Thomas Doll mit Schiedsrichter Manuel Gräfe an. Beim Katakomben-Krach geht's um Regelkunde und Umgangsformen. 96-Manager Horst Heldt gibt ein Versprechen ab.
Titelbild
Thomas Doll hat sich nach der Niederlage seiner Mannschaft in Augsburg einen Disput mit Schiedsrichter Gräfe geliefert.Foto: S. Puchner/dpa
Epoch Times17. März 2019

Thomas Doll störte sich am „Labern“ und „Sabbeln“ von Manuel Gräfe, der Schiedsrichter warf dem Trainer seinerseits „Arroganz“ vor. Der unterhaltsame Zweikampf überlagerte den nächsten Rückschlag von Hannover 96 im Existenzkampf der Fußball-Bundesliga.

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff beim 1:3 auswärts gegen den FC Augsburg begann der Disput zwischen Coach und Referee auf dem Rasen und setzte sich in den Arena-Gängen lautstark fort. „Man kann mir ja alles vorwerfen, wenn wir keine Fußballspiele gewinnen. Aber dass ich arrogant bin… Ich lass‘ mich nur nicht gerne fünf Minuten vollsabbeln“, meckerte Doll.

Während sich die Augsburger als neuer Tabellen-14. und einem auf elf Punkte vergrößerten Vorsprung auf Hannover der größten Sorgen entledigten, rückt die 2. Liga für die Niedersachsen nach der sechsten Niederlage im siebten Spiel unter Doll immer näher. „Er kam an und hat gesagt, deinetwegen haben wir verloren, deinetwegen haben wir verloren“, schilderte der frühere FIFA-Schiedsrichter das Gezänk. Mit seinen Erklärungsversuchen über diskutierte Entscheidungen traf er nicht Dolls Geschmack. „Er meinte, du laberst nur, du laberst nur, das fand ich despektierlich. Man kann ja wenigstens vernünftig miteinander reden.“ Höhnisch und ironisch habe sich Doll verhalten, sagte Gräfe.

Doll störte sich am Freistoßpfiff vor dem wohl spielentscheidenden 2:1 der Augsburger durch einen frechen Schuss von Jonathan Schmid. Dazu passte dem Trainer die Auslegung einer Vorteilsregel nicht. Gräfes Vortrag fand er sowieso misslungen. „Irgendwann habe ich mich abgedreht, mir war das auch zu viel“, sagte Doll. „Da ist ein Trainer, der mit seinem Team um die Liga fightet. Sich dann so gockelig hinzustellen und mich dann der Arroganz zu beschimpfen…“ Ein Schiedsrichter solle sich nicht so „aufplustern“, als ob er den Fußball erfunden hätte, legte Doll nach.

Einen Eintrag von Gräfe in den Spielbericht gab’s für Doll nicht. Schließlich habe es ja keine Beleidigungen gegeben, wiegelte der Unparteiische ab. „Ich will es nicht höher hängen als es ist, das sind Emotionen. Wenn man absteigt oder gegen den Abstieg kämpft, ist man frustriert.“ Die Sache sei abgehakt, das gehöre zum Geschäft dazu.

Der Nachmittag hatte für die Hannoveraner durch das frühe Tor von Hendrik Weydandt (8. Minute) so gut begonnen. Die schwäbischen Standardkönige schlugen nach einem Eckball durch Joker Sergio Cordova (65.) und den Freistoß von Schmid (78.) aus fast 30 Metern ins kurze Eck aber stark zurück. André Hahn machte vor 28.136 Zuschauern alles klar (86.) und schraubte die Ausbeute des FCA aus den drei Spielen gegen Dortmund, Leipzig und Hannover auf sieben Punkte hoch. „Wir haben uns da raus geboxt“, sagte Flügelspieler Philipp Max drei Wochen nach dem 1:5-Debakel in Freiburg.

Freuen durfte sich Doll wenigstens darüber, dass Manager Horst Heldt dem Nachfolger von André Breitenreiter noch einmal den Rücken stärkte und einen erneuten Wechsel auf der Trainerposition ausschloss. „Wir haben, als wir das gemeinsam entschieden haben, gesagt, wir gehen mit Thomas Doll auf jeden Fall über anderthalb Jahre. Und auch wenn der Worst Case eintritt, dann wollen wir mit Thomas Doll wieder aufsteigen“, sagte Heldt. „Er ist mega-engagiert, lebt das vor, gibt nicht auf.“ Das erlebte Gräfe am Samstag wie kein Zweiter. (dpa)



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