Gezähmt und zu Gewinnern gemacht: Kamerun im Titelrausch

15 Jahre nach Winfried Schäfers Triumph hat es Kamerun wieder geschafft: Afrika-Meister. Großen Verdienst hat der neue Trainer Hugo Broos. Er machte aus dem oft zerstritten Team mit namhaften Einzelkönnern eine Einheit. Nun geht es auch gegen Deutschland.
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Hugo Broos (M): «Ich denke, ich habe einen ganz guten Job gemacht.»Foto: Sunday Alamba/dpa
Epoch Times6. Februar 2017

Er hat sie gezähmt, und zusammen haben sie Kamerun wieder einen großen Fußball-Titel geschenkt.

In den Straßen des Landes feierten die Anhänger ihre „Unzähmbare Löwen“, auf dem Spielfeld in Libreville gab es nach dem Traumtor zum 2:1-Sieg gegen den Afrika-Rekordmeister Ägypten kein Halten mehr. Mittendrin im Jubel, der Macher des Erfolgs: Trainer Hugo Broos. „Ich denke, ich habe einen ganz guten Job gemacht“, sagte der 64 Jahre alte Belgier.

Der Titel führt Kamerun auch nach Russland. Beim Confederations Cup im Sommer geht es nun gegen Chile, Australien und die DFB-Auswahl. „Glückwunsch. Wir sehen uns beim ConfedCup“, twitterte Fußball-Weltmeister Deutschland.

Anderthalb Jahrzehnte musste Kamerun auf den Titel warten. Das Land, das mit Ikone Roger Milla 1990 erst im Viertelfinale der WM gescheitert war, das Superstars wie Samuel Eto’o hervorbrachte. Den bis Sonntagabend letzten Titel hatte Winfried Schäfer den Kamerunern beschert, als er das Team 2002 zum Gewinn der Afrika-Meisterschaft geführt hatte.

Otto Pfister oder Volker Finke war bei ihren Engagements weniger Erfolg vergönnt gewesen, stattdessen sorgte die Auswahl vor der WM 2014 in Brasilien mit einem Prämienstreit für Negativschlagzeilen. Finke hatte das Team im Mai 2013 übernommen, schied bei der WM und beim Kontinentalcup ein Jahr später in der Vorrunde aus, im Oktober 2015 war Finkes Schaffenszeit in Kamerun schon wieder beendet, im Februar 2016 übernahm Broos.

„Als ich in Kamerun ankam, war alles nur negativ“, erinnerte sich Broos. Der Kader für sein erstes Match sei als Haufen kranker Männer tituliert worden. Broos zog seine Strategie aber durch und formte aus dem oftmals zerstrittenen Team mit individueller Klasse eine Mannschaft. Oder wie er es selbst formulierte: „Ich bin seit 29 Jahren Trainer, und hatte noch nie ein Team wie dieses. Das ist ein Team mit 23 Freunden.“

Ohne Eric Maxim Choupo-Moting vom FC Schalke oder den ehemaligen Schalker Joel Matip (FC Liverpool) oder auch den zurückgetretenen Eto’o sowie weiteren namhafte Akteuren, die nicht für den Afrika-Cup zur Verfügung standen, berief Broos mehr als eine Startelf (14 Spieler) ohne jegliche Kontinental-Cup-Erfahrung in seinen Kader. Torschütze Vincent Aboubakar zählt nicht zu denen; er absolvierte auch schon WM-Einsätze. Sein 14. Länderspieltor wird der 25-Jährige von Besiktas Istanbul nicht vergessen.

In der 88. Minute nahm er einen langen Ball in die Spitze mit der Brust an, lupfte das Spielgerät über einen Abwehrspieler und schoss danach volley ins Tor. „Es war ein wunderbares Tor“, sagte Robert Tambe. Der Stürmer hatte in der Halbzeit seinen Platz für den späteren Siegtorschützen räumen müssen: „Wir empfinden so viel Freude – Wir sagen Danke, Aboubakar.“

Keeper Essam el-Hadary, sage und schreibe 44 Jahre alt und einer der Helden dieses Turniers, war bei dem Treffer machtlos, der achte Titel für Rekordmeister Ägypten futsch. Die Kameruner hatten einen 0:1-Rückstand gewendet, Arsenal-Profi Mohamed Elneny hatte die Ägypter in der 22. Minute in Führung gebracht. Nicolas N’Koulou von Olympique Lyon war in der 59. Minute der Ausgleich gelungen.

Nürnbergs Edgar Salli kam im Finale in Gabun nicht zum Einsatz, Jacques Zoua vom Zweitliga-Rivalen 1. FC Kaiserslautern durfte sich bei seiner taktischen Auswechslung in der Nachspielzeit von den Fans gesondert feiern lassen. Sekunden danach waren die Revanche für die Finalniederlage von 2008 gegen die Ägypter und die Teilnahme am Confed Cup für Kamerun perfekt.

Die DFB-Mannschaft und Kamerun treffen am 25. Juni in Sotschi im letzten Gruppenspiel aufeinander und damit zwei nach Schäfers Meinung nicht mal so unterschiedliche Mannschaften. Denn dieser hatte vor Beginn der Titelkämpfe gesagt: Die Kameruner haben beim Afrika-Cup vielleicht die deutscheste Mentalität aller Teams: Sie spielen nüchtern und ergebnisorientiert.“ Und erfolgreich. (dpa)

Kamerun ist zum fünften Mal Afrikameister. Foto: Sunday Alamba/dpa

Kamerun ist zum fünften Mal Afrikameister. Foto: Sunday Alamba



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