Kritik an Berichterstattung nach Kollaps vom dänischen EM-Fußballer
Nach dem dramatischen Zwischenfall bei der Fußball-Europameisterschaft äußerte Frank Überall als Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Kritik an der Berichterstattung, berichtet RND Deutschland.
„Ich finde es unerträglich, dass bei der Live-Übertragung im Fernsehen lange Zeit die Reanimation des Fußballers gezeigt wurde. Das ist unverantwortlich und widerspricht der journalistischen Ethik“, sagte Überall und fügte hinzu: „Journalismus darf nicht derart voyeuristisch sein. Das ZDF ist in der Pflicht, diese eklatante Fehlentscheidung aufzuarbeiten“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur.
Sowohl das ZDF als auch Magenta TV hatten das Spiel ins deutsche TV übertragen.
Daraufhin meldete sich der ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann zu Wort. Er wies die Kritik zurück, nicht angemessen über den Zusammenbruch des dänischen Fußballstars Christian Eriksen beim EM-Spiel gegen Finnland berichtet zu haben.
„Das ZDF ist mit dem tragischen Zwischenfall beim Spiel Dänemark-Finnland verantwortungsvoll umgegangen“, erklärtFuhrmann. Béla Réthy hätte einfühlsam aus dem Stadion reportiert, die Kollegen im Studio hätten die richtigen Worte gefunden. Er könne auch keine Kritik an der internationalen Regie der UEFA üben. Als sich das Ausmaß der schweren Verletzung abgezeichnet hätte, hätte es keine Naheinstellungen oder andere unpassende Bilder gegeben, so der ZDF-Sportchef weiter.
Dänemarks Mannschaftsarzt Martin Boesen beschreibt den dramatischen Kampf um das Leben von Christian Eriksen in eindringlichen Worten.#SkySport #EURO2020 #Eriksen pic.twitter.com/moEvex5bbj
— Sky Sport (@SkySportDE) June 13, 2021
„Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen“
Hintergrund: Im Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland brach der dänische Nationalspieler Christian Eriksen am Samstag zusammen, so dass er auf dem Spielfeld wiederbelebt werden musste. Mitspieler und das Publikum im Stadion in Kopenhagen reagierten erschüttert. Später erklärte der dänische Fußballverband, der 29-jährige Inter-Mailand-Spieler sei „wach“ im Krankenhaus. Auch am Sonntag war sein Zustand demnach „stabil“.
„Er lag auf der Seite, atmete und hatte auch Puls. Aber plötzlich änderte sich das, und wir haben mit der Herzmassage begonnen“, schilderte der dänische Mannschaftsarzt Martin Boesen die dramatischen Momente. „Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen.“ Die Hilfe sei „sehr schnell und koordiniert gewesen“ – und dadurch lebensrettend.
Der Inter-Mailand-Spieler Eriksen war beim Spiel gegen Finnland kurz vor Ende der ersten Halbzeit auf dem Spielfeld kollabiert. Rettungskräfte begannen daraufhin mit Wiederbelebungsmaßnahmen auf dem Rasen. Die dänischen Spieler bildeten einen Kreis um Eriksen, um ihren Mannschaftskameraden vor Blicken zu schützen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie einige von ihnen sowie auch Zuschauer in Tränen ausbrachen.
„Momente wie diese rücken alles im Leben ins richtige Licht“
Später wurde Eriksen abgeschirmt von Planen auf einer Trage vom Platz getragen und in die Kopenhagener Klinik Rigshospitalen gebracht. Der dänische Fußballverband teilte später im Onlinedienst Twitter mit, der Mittelfeldspieler befinde sich „wach“ im Krankenhaus, sein Zustand sei „okay“. Eriksen müsse sich jedoch noch ein paar medizinischen Tests unterziehen.
Die Uefa sprach von einem „stabilen“ Zustand des Dänen. „Momente wie diese rücken alles im Leben ins richtige Licht“, erklärte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Eriksens Verein, mit dem er dieses Jahr italienischer Meister geworden war, wünschte ihm via Twitter gute Besserung: „Forza Chris, all unsere Gedanken sind bei Dir.“
Peter Möller vom dänischen Fußballverband sagte: „Wir hatten Kontakt zu ihm, die Spieler haben mit Christian gesprochen.“ Dies seien „großartige Neuigkeiten“. Eriksen gehe es „gut und sie spielen das Spiel für ihn“, fügte Möller mit Blick auf Eriksen und seine Mannschaftskameraden hinzu.
Auch am Sonntag beschrieb der Verband Eriksens Zustand als „stabil“. Er müsse aber für weitere Untersuchungen im Krankenhaus bleiben. Alle Spieler und das Management bekämen „Krisenhilfe“ und seien „weiterhin füreinander da“. Eine Pressekonferenz wurde abgesagt, das Training verschoben.
Nachdem das Spiel am Samstagabend mehr als anderthalb Stunden unterbrochen war, wurden gegen 20.30 Uhr die verbliebenen Minuten der ersten Halbzeit zu Ende gespielt. Auch das ZDF nahm seine zwischenzeitlich unterbrochene Übertragung des Spiels wieder auf. Die rund 16.000 Zuschauer im Kopenhagener Stadion reagierten auf die Fortsetzung mit Applaus. Finnland gewann schließlich mit 1:0.
EM findet diesmal in zehn Ländern statt
Die Fußball-EM war wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf diesen Sommer verschoben worden. Anders als sonst üblich findet sie dieses Mal nicht in ein oder zwei, sondern in zehn Ländern statt. Kopenhagen ist einer der elf Austragungsorte, das Endspiel soll am 11. Juli in London stattfinden.
Auch die deutsche Nationalmannschaft hat sich für das Turnier qualifiziert. Ihr erstes Spiel findet am Dienstag statt – in Gruppe F gegen Frankreich. (afp/er)
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