Kaufrausch auf Türkisch: Clubs locken Podolski und Co.
So soll Fenerbahce Istanbul dem Bayern-Star ein lukratives Millionen-Angebot gemacht haben, wenn stimmt, was die türkische Zeitung „Milliyet“ erfahren haben will. Der Holländer dürfte wohl dennoch in München bleiben – doch Fenerbahce gilt aktuell als Vorreiter im Kaufrausch.
Die Gelb-Blauen von der asiatischen Seite der türkischen Millionmetropole verpflichteten von Manchester United nicht nur den portugiesischen Mittelfeldstar Nani, sondern auch noch Robin van Persie, Stürmerikone und 98-maliger niederländischer Nationalspieler. Die Euphorie ist so groß, dass die Fans den 31-Jährigen schon bei seiner Ankunft bejubelten, als habe er den Club bereits zum Titel geschossen.
Die Istanbuler Konkurrenz will nicht nachstehen. Für den Stadtrivalen Galatasary läuft künftig Weltmeister Lukas Podolski auf, der ähnlich stürmisch wie van Persie empfangen wurde. Podolski spielt im Gala-Trikot an der Seite von van Persies Nationalmannschaftskollegen Wesley Sneijder, bislang klanghaftester Name der Süper Lig.
Und der nächste Deutsche soll bald folgen. Besiktas, der dritte große Club in Istanbul, will den früheren Münchner Mario Gomez kaufen. Der Stürmer wäre dann Teamkollege des Ex-Hoffenheimers Andreas Beck, der ebenfalls in diesem Sommer in die Türkei wechselte.
Die Sehnsucht nach großen Namen beschränkt sich nicht auf die namhaften Istanbuler Teams. Antalyaspor, gerade erst aus der zweiten Liga aufgestiegen, lockte die in die Jahre gekommene Stürmerdiva Samuel Eto’o mit einer Millionengage ans Mittelmeer. Vereinschef Gültekin Gencer, ein reicher Lebensmittelhändler, wollte dem Kameruner mit Ronaldinho noch einen Ex-Weltfußballer zur Seite stellen. Mit 35 ist er noch ein Jahr älter als Eto’o. „Barcelona reloaded“ nannte sich Gencers Traum. Am Ende sagte Ronaldinho ab.
Während Antalyspor von der ersten Meisterschaft träumt, streben die Istanbuler Clubs nach Höherem. „Mit diesen Transfers wollen sie sich einen Platz in der europäischen Fußballvitrine verschaffen“, sagt der türkische Sportökonom Tugrul Asker. Denn der türkische Fußball hat längst den Anschluss an Europas Spitze verloren.
Galatasaray wurde in der vergangenen Vorrunde der Champions League vom BVB und vom FC Arsenal abgefertigt. Fenerbahce war wegen eines Bestechungsskandals zwei Jahre lang sogar ganz vom Europapokal ausgeschlossen. Auch die türkische Nationalmannschaft ist nur noch ein Schatten einstiger Erfolgszeiten. In der EM-Qualifikation liegt sie auf Platz vier ihrer Gruppe.
Die Entwicklung der Vereinsteams und der Nationalelf sind deutliche Symptome einer Krise des türkischen Fußballs, die seit einigen Jahren anhält. Die Süper Lig erlebte in der vergangenen Saison einen dramatischen Zuschauereinbruch mit leeren Stadien, weil sich die Fans vor einem Ticketkauf jetzt registrieren lassen müssen. Viele Vereine drücken zudem hohe Schulden. Galatasaray etwa konnte Sneijder in der vergangenen Saison drei Monate lang sein Gehalt nicht zahlen.
Die Millionen-Einkäufe dürften die Lage verschlimmern. Transfers in der Süper Lig würden vor allem auf Pump finanziert, sagt Sportökonom Aksar – indem die Clubs künftige Einnahmen abtreten oder sich Geld von Banken leihen. Nur ein Viertel der Transferkosten werde durch Einnahmen erwirtschaftet, schätzt Aksar.
Wer dabei wegen fehlenden Geldes die großen Altstars nicht anlocken kann, setzt auf die kleinen. Eskisehirspor, ein Durchschnittsteam der Liga, verpflichtete den Griechen Theofanis Gekas, 35 Jahre alt. In der vergangenen Saison war der frühere Bundesliga-Torschützenkönig noch bei einem Ligakonkurrenten suspendiert worden. Sein neuer Coach: Michael Skibbe, der Gekas einst schon in Leverkusen trainierte.
(dpa)
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