Ein Jahr Dardai: Verliebt in Hertha – «Bleibe der Pal»
„Das Zauberwort ist: ohne Fehler!“, kommentierte der Ungar viel lieber die Aufgabe am Samstag (15.30 Uhr) gegen den BVB als die abgelaufenen 365 Tage als Coach des Berliner Fußball-Bundesligisten. Vor mehr als 74 000 Fans will Dardai gegen die Borussia „das gute Image verteidigen“, dass sich Hertha in den bisher 19 Saisonspielen erarbeitet hat.“
„Jeder weiß, welches Potenzial Dortmund hat. Aber wir sind auch heimstark, wir haben etwas zusammen erreicht, endlich ist das Stadion voll“, erzählte Dardai am Donnerstag mit seinem bekannten Lächeln im Gesicht. Als Nothelfer wurde Herthas Liga-Rekordmann in der Nacht zum 5. Februar des Vorjahres vom U15-Coach zum Chef der Profis befördert. Da dümpelte eine verunsicherte Mannschaft auf Abstiegsplatz 17 herum. Was dann kam, ist bekannt: Vor allem mit viel Kampf und Einsatz – Dardais größten Tugenden auch als Profi – verhinderte Hertha den erneuten Abstieg in die Zweitklassigkeit gerade so.
„Danach haben wir einen Schlussstrich gezogen“, sagte Dardai, der ehrliche Arbeiter. Verdienstvolle Spieler wie der langjährige Kapitän Peter Niemeyer wurden verabschiedet, Dardai setzte auf mehr Spielkultur mit den Neuen wie Vladimir Darida, Mitchell Weiser oder Vedad Ibisevic, der rechtzeitig vor dem Dortmund-Spiel ins Training zurückgekehrt ist. „Von Null auf Hundert – das ist eigentlich unmöglich“, sagte Dardai. Doch er schaffte es, den Abstiegskandidaten in einem halben Jahr zu einem Anwärter auf die internationalen Startplätze zu entwickeln – also zumindest von Null auf 97.
„Ich arbeite bis zum Tod. Ich habe blaues Blut und ein ungarisches Herz“, sagte Dardai zu seinem Amtsantritt. Ein Jahr später wirkt der 39-Jährige noch immer wie frisch verliebt in seinen Herzensclub: „Grüner Rasen, Fußball und Hertha – das ist schön. Ich bin immer noch so motiviert wie früher. Ich versuche, der Pal zu bleiben, der ich bin. Ich möchte den Jungs die Richtung zeigen, der uns weiterbringt.“
Für Manager Michael Preetz, ist sein einstiger Mitspieler Dardai als Trainer „authentisch, ehrlich und klar in seiner Ansprache“. Die Gruppe muss funktionieren, Teamgeist ist heilig. „Er ist ein Freund und Förderer der Spieler, aber er fordert im Gegenzug auch Bereitschaft und Lernwilligkeit ein“, betonte Preetz. Zuletzt bekam Änis Ben-Hatira das zu spüren, der nach einem Vertrauensbruch keine Zukunft mehr in Berlin hatte und jetzt in Frankfurt neu beginnt.
„Man muss aus Fehlern lernen“, strich Dardai einen wesentlichen Grundsatz heraus: So wie aus dem jüngsten 3:3 in Bremen, als seine Mannschaft einen 3:1-Vorsprung nicht über die Schlussphase brachte. Und was hat sich geändert für ihn als Cheftrainer? „Dass ich zu Mittag nicht zu Hause eine warme Suppe essen kann“, scherzte Dardai. Auch die 51 Punkte, die er als Cheftrainer in 34 Bundesligaspielen eingesammelt hat, sind kein Grund für Europapokal-Euphorie.
„Es ist schön, aber man sollte es nicht überbewerten. Jeder weiß, dass ich meine Arbeit genieße“, sagte Dardai. Und so gelte auch noch immer, was er mit Manager Preetz an seinem ersten Arbeitstag als Proficoach ausgemacht hatte: „Wenn es einmal zu den Punkt kommt, dass es nicht mehr klappt, gehe ich zurück zu meinem Nachwuchs.“ Doch das ist derzeit kein Thema. Zehn Punkte mehr als in der Vorsaison hatte Dardai für die laufende Spielzeit angekündigt und das Ziel Pokalfinale – sein Team liegt voll im Plan.
(dpa)
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