Deutsche Fußball Liga: Geplatzter Milliarden-Deal droht Liga zu spalten
Der geplatzte Milliarden-Deal der Deutschen Fußball Liga (DFL) droht den deutschen Profifußball zu spalten. Vor allem die Branchenführer Bayern München und Borussia Dortmund sehen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit in den nächsten Jahren akut gefährdet.
Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann befürchtet für die Zukunft sogar Alleingänge der Topvereine bei der Vermarktung. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zur Situation nach dem nicht zustande gekommenen Einstieg eines Investors.
Wie geht es bei der DFL weiter?
Dringlichste Aufgabe ist die Neubesetzung des Geschäftsführerpostens, da die nach der Trennung von Donata Hopfen im Dezember 2022 installierte Doppelspitze mit Axel Hellmann und Oliver Leki wie geplant zum 30. Juni aufhört. „Für uns ist klar, dass wir im Juli einen neuen CEO präsentieren werden“, verkündete Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwoch in Frankfurt am Main.
Was erwartet die neue Führungskraft bei der DFL?
Die Liga befindet sich seit dem Abgang von Ex-Boss Christian Seifert im Dezember 2021 in Turbulenzen. Die Einnahmen aus der Medienvermarktung sind rückläufig, zudem sorgte die Corona-Pandemie für einen schmerzhaften Milliardenverlust. Nun scheinen die 36 Profivereine auch noch zerstritten. Dies könnte zur Spaltung führen.
Zudem muss die Ausschreibung für den neuen Medienvertrag ab 2025 vorbereitet werden. Dabei muss die Liga ein dickes Brett bohren, denn die Erträge durch das klassische Modell mit TV, Radio und Internet scheinen ausgereizt. Kein leichtes Unterfangen also, zumal die Interessen der Vereine zum Teil weit auseinander klaffen. „Die Clubs haben Kapitalbedarf, der sieht bei den Zweitligisten anders aus als bei den international spielenden Vereinen“, sagte Hellmann und bezeichnete die Absage an die Investorenpläne als „Niederlage für die Zentralvermarktung“.
Droht die Solidargemeinschaft an dem Votum zu zerbrechen?
Deutet man die Aussagen von Watzke richtig, besteht diese Gefahr durchaus. „Gerade Bayern München und mein Club haben großen Input geleistet. Wir hätten viele unserer Rechte in den zentralen Bereich verlagert, um die Solidarität zu stärken. Da das nicht gewünscht ist, werden sich die größeren Clubs sicherlich Gedanken darüber machen, wie es für sie weitergeht“, sagte der Geschäftsführer des Bundesliga-Spitzenreiters Borussia Dortmund.
Auch Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn sieht in der Entscheidung eine Schwächung des deutschen Profifußballs. „Ziel war es, die Bundesliga und die Zweite Bundesliga zu stärken. Bei diesem Modell hätten die größeren Vereine viel Solidarität mit den Kleineren gezeigt“, sagte Kahn der Deutschen Presse-Agentur. Nun bestehe die Gefahr, „dass der Abstand zu England und Spanien weiter wächst. Und das wäre dann ein Schaden für alle Vereine, die Größeren und die Kleineren“, ergänzte der 53-Jährige. Für Hellmann steht fest: „Diese Entscheidung lässt die Schere innerhalb der Bundesliga eher auseinandergehen.“
Was bedeutet der geplatzte Deal für die Profivereine in näherer Zukunft?
Die DFL-Spitze malt ein düsteres Szenario. „Man muss sich der Konsequenzen bewusst sein: in den nächsten zwei Jahren wird das ein kompliziertes Unterfangen“, sagte Interims-Geschäftsführer Oliver Leki. Und Watzke klagte: „Der Investitionsrahmen, den wir insbesondere für die Auslandsvermarktung benötigen, ist momentan nicht gegeben. Das wird sich alles verzögern.“ Das DFL-Präsidium müsse zeitnah besprechen, welche Ableitungen man daraus treffe. „Vielen in der Liga ist das Thema Wettbewerbsfähigkeit offenbar nicht so wichtig, sonst hätte man den Weg ja frei machen können“, grantelte der BVB-Boss.
Was sagen die Kritiker des Investorenplans?
Sie fordern eine Fortsetzung der Debatte, wie die Liga auf anderen Wegen das benötigte finanzielle Wachstum sicherstellen kann. „Nur aus kontroverser Diskussion heraus entsteht signifikante Weiterentwicklung. Deshalb stehen wir als FC Schalke 04 dafür, den Diskurs nun nicht einzustellen, sondern zu intensivieren“, appellierte der Vorsitzende des Revierclubs, Bernd Schröder. Ähnliche Töne schlug Oke Göttlich, Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli, an. „Wir müssen erst eine klare Strategie entwickeln, gemeinsam und konstruktiv – und dann können wir diese gezielt finanzieren, um unsere klar definierten Ziele zu erreichen“, sagte Göttlich. (dpa/red)
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