Fußball-EM: Niederlande gewinnen gegenüber Polen klar überlegen
Bundesliga-Stürmer Wout Weghorst hat den Niederlanden einen perfekten Start ins EM-Turnier beschert. Der Angreifer von der TSG 1899 Hoffenheim traf im Auftaktspiel gegen Polen in der 83. Minute zum hoch verdienten 2:1 (1:1) für den Europameister von 1988.
Zuvor hatte Cody Gakpo (29.) für das klar überlegene Oranje-Team in Hamburg die überraschende Führung der Polen durch Adam Buksa (16.) ausgeglichen.
Die ohne ihren verletzten Superstar Robert Lewandowski angetretenen Polen stehen damit in der schweren Gruppe D bereits unter Druck. Weitere Gegner in der Vorrunde sind Topfavorit Frankreich und Österreich mit Trainer Ralf Rangnick.
Zwei Minuten nach der Einwechslung
Wout Weghorst genoss mit breitem Grinsen die Umarmungen seiner erleichterten Teamkollegen, dann ließ sich der treffsichere Joker ganz allein vor der orangen Fankurve feiern.
Der Profi der TSG Hoffenheim hat den Niederlanden einen perfekten Start ins EM-Turnier beschert – mit einem Tor bei seinem ersten Ballkontakt nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung. „Das ist natürlich das, was du dir wünschst“, sagte Weghorst bei RTL und MagentaTV. „Es ist mega für uns, dass das geklappt hat.“
„Wir wussten, es wird ein schwerer Gegner. Und das haben sie auch gezeigt“, sagte Gakpo. Der Sieg sei sehr wichtig gewesen und das Siegtor „in der Schlussphase einfach großartig“.
Fanmarsch zur Einstimmung auf die Oranje-Party
Angetrieben von weit mehr als 20.000 Oranje-Fans unter den rund 50 000 Zuschauern im voll besetzten Volksparkstadion waren die Niederländer das klar dominierende Team.
Schon den ganzen Tag über hatten die orangefarbenen Anhänger die Szenerie in der Hansestadt bestimmt und sich bei einem stimmungsvollen Fanmarsch auf den ersten Auftritt ihrer Elftal eingestimmt.
An Hamburg haben die Niederländer beste Erinnerungen. 1988 schlugen sie im EM-Halbfinale den Erzrivalen Deutschland mit 2:1. Wenig später feierte Holland in München gegen die Sowjetunion durch ein 2:0 den bislang einzigen großen Titel. Der heutige Bondscoach (die niederländische Bezeichnung für den Trainer der Fußballnationalmannschaft) Ronald Koeman war damals eine tragende Säule des Teams.
Manko Chancenverwertung
Die niederländische Partystimmung wurde auch durch einen Vorfall nahe der Hamburger Reeperbahn und des EM-Fanfestes, bei dem ein Mann von der Polizei angeschossen wurde, nicht groß beeinträchtigt. Ein Zusammenhang mit der EM wurde zunächst ausgeschlossen.
Einziges Manko beim Koeman-Team war die Chancenverwertung. Bereits in der zweiten Minute hatte Gakpo die erste Chance zur Führung, in der Folgezeit vergaben Tijjani Reijnders und Memphis Depay weitere gute Gelegenheiten.
Die Nachlässigkeiten rächten sich nach etwas mehr als einer Viertelstunde. Nach einer Ecke nutzte Buksa ein Missverständnis zwischen Virgel van Dijk und Denzel Dumfries und köpfte zur völlig überraschenden Führung der Polen ein.
Doch die Niederländer wirkten nicht geschockt und drängten weiter aufs Tempo. Und nach knapp einer halben Stunde wurde der Angriffsschwung der Elftal belohnt.
Der starke Nathan Aké fing einen Ball der Polen ab und bediente direkt Gakpo, der in die Mitte zog und wuchtig abschloss. Abgefälscht vom polnischen Verteidiger Bartosz Salamon fand der Ball den Weg zum hochverdienten Ausgleich ins Tor.
Es spielt fast nur die Niederlande
Noch vor der Pause hätten der Stürmer vom FC Liverpool und Memphis Depay das Oranje-Team in Führung bringen können, vergaben aber jeweils beste Chancen. Das 1:1 zur Halbzeit war für die Polen höchst schmeichelhaft.
Auch nach dem Seitenwechsel spielte fast nur die Niederlande. Doch vor dem Tor ließ das Oranje-Team die nötige Entschlossenheit vermissen.
Die Polen setzten bei Kontern gegen die immer sattelfeste Holland-Abwehr hin und wieder Nadelstiche, Jakub Kiwior vergab in der 57. Minute die beste Chance für den Außenseiter. In der 81. Minute kam Weghorst, zwei Minuten später wurde er zum Oranje-Retter.
Weghorst spielte nicht von Anfang an
Schon vor der Partie hatten vor allem die Fans in Orange in Hamburg Party gemacht. Organisierten einen Fanmarsch durch die Stadt, tanzten und sangen. Dass das Spiel nicht mit einem Stimmungsdämpfer endete, war dann Weghorsts Verdienst.
Dabei hatte die EM für den vom FC Burnley in der vergangenen Saison an Hoffenheim ausgeliehenen Angreifer allerdings mit einer Enttäuschung begonnen.
„Er war ein bisschen sauer, dass er nicht von Anfang an spielte“, erzählte Bondscoach Ronald Koeman. Es sei aber ein gutes Zeichen, dass Weghorst verärgert gewesen sei. „Und er tut sehr, sehr viel, um zu spielen. Das zeigt seine großartige Mentalität.“
Er habe dann Weghorst eingewechselt, weil dieser eine andere Art und Weise in das Spiel bringe. Zuvor hatten Memphis Dempey und Gakpo zahlreiche Chancen vergeben. „Es hätte nach einer Stunde 4:1 stehen müssen“, meinte Koeman. Und so kam Weghorst zu seinem besonderen Moment. „Mir wurde klar gesagt, wie meine Rolle bei diesem Turnier ist. Und die musst du dann eben optimal ausnutzen“, sagte er.
Spiel gegen Frankreich wird ein „komplett anderes“
Als nächster Gegner wartet in der Gruppe D am Freitag (21:00 Uhr) in Leipzig Titel-Mitfavorit Frankreich auf den Europameister von 1988. „Das wird ein komplett anderes Spiel. Die Franzosen haben mehr Qualität als die Polen“, sagte der zum „Man of the Match“ gewählte Gakpo. „Die haben auch eine andere Spielweise.“
Ob Weghorst dann von Beginn an spielt, ist offen. „Wir werden sehen, was das Beste für die Mannschaft ist und nicht das Beste für den Spieler“, machte Koeman deutlich. „Ich habe mir noch keine Gedanken über die Aufstellung gemacht.“
Weghorst äußerte sich denn auch ganz im Sinne seines Trainers: „Es gibt nur ein Ziel: Dass wir den Pokal holen. Das geht allen in der Mannschaft so. Und deshalb ist der Start so wichtig, weil dann etwas wächst.“
(dpa/red)
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