Fragwürdige Versprechen im FIFA-Endspurt

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Gianni Infantino will FIFA-Präsident werden.Foto: Andy Rain/dpa
Epoch Times25. Februar 2016
Im Endspurt um die Nachfolge von Joseph Blatter greifen die FIFA-Präsidentschaftsbewerber zu allen Mitteln und schrecken auch vor fragwürdigen Wahlversprechen nicht zurück.

Vor dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen mit Europas Kandidat Gianni Infantino versuchte Scheich Salman bin al Chalifa die letzten Stimmen mit Zusagen zu gewinnen, die den FIFA-Reformprozess konterkarieren. Beim außerordentlichen Wahlkongress im Zürcher Hallenstadion wird am Freitag nicht nur der neunte Chef des Fußball-Weltverbands gekürt – die gesamte Zukunft der heftig angeschlagenen FIFA steht auf dem Spiel.

„Das verspricht eine der wichtigsten Wochen in der Geschichte der FIFA und des weltweiten Fußballs zu werden“, kündigte Interimspräsident Issa Hayatou keine 24 Stunden vor dem Showdown an. Sollten die FIFA-Mitglieder dem umfassenden Reformpaket nicht mit einer Drei-Viertel-Mehrheit zustimmen, könnte auch der neue Chef den Weltverband wohl kaum noch retten.

Als Favoriten gehen Infantino und al Chalifa in die Wahl – zuvor warben alle fünf Kandidaten mit einer abschließenden Offensive bei den FIFA-Mitgliedern um Stimmen. Nach Reden bei mehreren Konföderation wollte das Quintett auch am frühen Abend beim außerordentlichen Kongress der Europäischen Fußball-Union noch letzte Überzeugungsarbeit leisten. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagte UEFA-Generalsekretär Infantino – obwohl Gerüchte aufkamen, dass die ihm aus Südamerika versprochene Zustimmung doch noch wackeln könnte.

Wie der Schweizer gab sich auch sein bei Menschenrechtsorganisationen umstrittener Kontrahent al Chalifa siegesgewiss. Bester Laune bahnte sich der Bahrainer seinen Weg an den rund 20 Kamerateams vorbei zum Treffen mit den Vertretern aus Nord- und Mittelamerika und der Karibik (CONCACAF) und machte diesen eine überraschende Zusage.

Die Verbände müssten keine Einschnitte bei der Sitzanzahl in FIFA-Komitees fürchten, erklärte al Chalifa. „Ich verspreche, dass sich die Zahlen nicht ändern“, sagte der 50-Jährige in dem Fünf-Sterne-Hotel über die Sitzzahl des CONCACAF. „Ich bin sicher, dass wir die meisten von euch brauchen. Es ist eine Investition in die Menschen, die wir im Fußball brauchen.“

In den Reformen ist aus Kosten- und Strukturgründen allerdings eine Reduzierung der Komitees von 26 auf neun vorgesehen. Die Sitzvergabe in den Komitees galt unter dem gesperrten FIFA-Präsident Blatter als Möglichkeit für Vetternwirtschaft – das System des Schweizers würde weiter bestehen.

Auch Infantino geht mit großen Verlockungen auf Stimmenfang, will die finanziellen Zuwendungen für die Verbände mehr als verdoppeln. Gut gelaunt streckte er seinen erhobenen Daumen in Richtung der Kameras. Wahl-Außenseiter Prinz Ali bin al-Hussein schaffte es angesichts des tumultartigen Andrangs hingegen erst gar nicht in den Aufzug – und nahm entnervt die Treppe auf dem Weg zu dem Treffen mit dem CONCACAF und der ozeanischen Konföderation. „Es wird das erste Mal sein, dass ein Präsident eines Nationalverbands zum FIFA-Präsident gewählt wird“, sagte der 40-Jährige anschließend selbstbewusst.

Mehr als ein Achtungserfolg wird dem Chef der jordanischen Föderation bei der Wahl allerdings nicht zugetraut. Entscheiden könnte das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen von al Chalifa und Infantino allerdings, in welches Lager die Unterstützer von al-Hussein wechseln werden.

Trotz der mangelnden Unterstützung einer Konföderation will der chancenlose Tokyo Sexwale seine Kandidatur nicht vor dem Kongress im Zürcher Hallenstadion zurückziehen. „Es geht hier um die FIFA. Die FIFA ist ein kaputtes Haus und muss repariert werden. Sie werden morgen mehr hören, wenn ich auf der Bühne spreche“, erklärte der Südafrikaner. Nur die Kandidaten dürfen am Freitag noch einmal 15 Minuten vor dem Kongress sprechen.

Auch der fünfte Bewerber Jérôme Champagne denkt nicht an eine vorzeitige Aufgabe. „Natürlich trete ich an. Ich rede nicht über hypothetische Dinge“, sagte der Franzose auf die Frage, welchen Kandidaten er nach einem möglichen Aus bei der Wahl unterstützen werde. Im ersten Wahlgang braucht es zwei Drittel der Stimmen für einen Sieg, danach reichen mehr als 50 Prozent. Vom zweiten Wahlgang an scheidet jeweils der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus.

(dpa)


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