Formel 1 in der Eifel: Vettels Winterreise nach «Sibirien»
Dick eingepackt in einen Anorak und mit Wollmütze auf dem Kopf spazierte Sebastian Vettel ein letztes Mal als Ferrari-Pilot über den Nürburgring.
In Begleitung seines Renningenieurs Riccardo Adami frischte der viermalige Formel-1-Weltmeister beim sogenannten Track Walk sieben Jahre nach dem letzten Grand Prix in der Eifel bei ungemütlichem Wetter seine Eindrücke vom Traditionskurs auf. „Es wird aus gutem Grund deutsches Sibirien genannt“, meinte Vettel amüsiert vor dem winterlich anmutenden 41. Gastspiel der Motorsport-Königsklasse am Fuße der Nürburg. Das Klima werde mit Sicherheit eine Herausforderung.
Vettel freut sich dennoch auf die Rückkehr in die Vulkaneifel mit ihren weiten Wäldern. Einst wurde auf der mythischen und hochgefährlichen 20,832 Kilometer langen Nordschleife gefahren, die Formel 1 begnügt sich auch an diesem Sonntag (14.10 Uhr/RTL und Sky) mit 5,148 Kilometern. „Es ist schön, wieder zurück zu sein“, befand Vettel. „Das letzte Mal, als ich hier war, habe ich gewonnen, ich bin also der Titelverteidiger.“
Seit 2013 hat sich bei Vettel aber eine Menge verändert. Der Traum von einer Weltmeisterschaft mit Ferrari hat sich für den Heppenheimer nicht erfüllt. Ende des Jahres muss er die Scuderia nach dann sechs gemeinsamen Saisons verlassen. „Es stimmt, dass ich gescheitert bin, weil ich mir das Ziel gesetzt habe, die Weltmeisterschaft mit Ferrari zu gewinnen“, räumte Vettel selbstkritisch im Formel-1-Podcast „Beyond the Grid“ ein.
Eine Titel-Ära wie einst sein Idol Michael Schumacher hätte der 33-Jährige gerne mit der Scuderia eingeläutet, am Ende werden in seiner Statistik die zweiten WM-Plätze 2017 und 2018 stehen. „Es gibt Dinge, die ich hätte besser machen müssen, Dinge, die ich vielleicht hätte früher sehen sollen, Kämpfe, die ich vielleicht nicht hätte aufnehmen sollen“, sagte Vettel, ohne diese Schauplätze genau zu benennen. „Letzten Endes reift man so aber und lernt dazu. Ich glaube, wichtig ist, dass ich kein Bedauern verspüre.“
Die titellosen Jahre mit Ferrari haben an Vettel genagt. So einfach hat er das nicht weggesteckt, schließlich ist Vettel hochehrgeizig. Nun ist er aber froh weiterzuziehen. Der Hesse übernimmt ab 2021 das Cockpit des Mexikaners Sergio Perez bei Racing Point, das künftig als Werksteam von Aston Martin firmiert. „Er wird das Team auf ein anderes Niveau heben“, sagte Teamchef Otmar Szafnauer, „und ich bin mir sicher, dass er uns dabei helfen wird, 1000 Kleinigkeiten zu verbessern, damit wir auf ein neues Niveau kommen.“ Vettel werde die Einstellung eines Weltmeisters mitbringen.
Es sind vier Weltmeisterschaften, die der frühere Red-Bull-Dominator in seinem Portfolio hat und noch einmal ein neues Formel-1-Abenteuer wagt. Der kanadische Milliardär und Team-Mitinhaber Lawrence Stroll habe ihn letztlich überzeugt, erzählte Vettel. Die Einstellung und der Wille, „etwas richtig Gutes zu machen“, seien ausschlaggebend gewesen. „Es klingt wie ein Projekt, das Spaß machen wird“, beteuerte Vettel vor dem elften Saisonrennen. „Dort werden viele Dinge ein erstes Mal geschehen, und ich denke, dass es eine unglaublich herausfordernde Reise für das ganze Team ist.“
Vettel wird ein kompliziertes letztes Eifel-Rennen als Ferrari-Pilot erleben. Das wusste er lange vor der Streckenbegehung bei grauem Himmel und Regen. Schließlich ist Ferrari in dieser Saison auch wegen des schwachen Motors nur noch ein Mittelfeld-Rennstall. „Es wird dasselbe Auto sein wie hier, also wird es kein leichtes Wochenende“, sagte Vettel schon in Sotschi vor zwei Wochen. Es wird schwer für Vettel, aber auch das dürfte er nicht bedauern. (dpa)
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