Flicks klare Forderung: «Mehr Meter, weniger Auge»

Lothar Matthäus freut sich auf den «historischen Klassiker». Der FC Bayern will gegen die unter Druck stehenden Gladbacher endlich mal keinem Rückstand hinterherlaufen. Flick hat klare Erwartungen an die Stars. Vor dem Punktejubiläum muss er ein Verteidigerproblem lösen.
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Nimmt die Bayern-Stars in Gladbach in die Pflicht: Trainer Hansi Flick.Foto: Matthias Balk/dpa/dpa
Epoch Times7. Januar 2021

Im legendären Bundesliga-Klassiker will Hansi Flick nicht den nächsten Stotterstart seiner Stars erleben.

Genervt von permanenten Rückständen seines von Defensivschwächen geplagten Ensembles fordert der Trainer des FC Bayern im Auswärtsduell bei Borussia Mönchengladbach drei Punkte ohne großes Hallo-Wach-Signal ein. „Wir brauchen eine andere Einstellung von Anfang an und nicht erst ab der 48. oder 49. Minute“, mahnte der Erfolgscoach vor der Rückkehr an den Ort, an dem er eine seiner nur drei Niederlagen kassiert hatte.

„Wir müssen mit einer anderen Haltung, einer anderen Dynamik, einer anderen Intensität ins Spiel gehen, in den Zweikämpfen präsenter sein als in den Spielen zuvor und gegen den Ball auch mal den Meter mehr machen“, lautete die klare Flick-Ansage an seine Serien-Titelgewinner vor dem Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga (20.30 Uhr/DAZN). Man dürfe nicht „viel mit Auge machen und den Meter weniger“.

Neuzugänge im Winter, wie spekuliert, brauche es für Dominanz-Fußball nicht, stellte Flick klar. Das vorhandene Personal solle „das zeigen, was wir im Stande sind zu leisten“. Das wollen aber auch die zuletzt im direkten Duell wiederholt aufmüpfigen und erfolgreichen Gladbacher, die nach einer Schwächephase vor Weihnachten im Kampf um die Champions-League-Plätze unter Druck stehen.

Einen Monat vor der Club-WM als nächstem Münchner Titelziel thronen die Bayern zwar gewohnheitsgemäß an der Spitze, aber der meisterliche Glanz des Triplejahres fehlt. Acht Mal (!) nacheinander musste Manuel Neuer, der seit Wochen vergeblich den Oliver-Kahn-Rekord von 196 Zu-Null-Spielen jagt, den Ball nach einem 0:1-Rückstand aus dem Tor holen. „Wir gucken schon hin. Es ist ja jedem bekannt, dass die Bayern gerne sehr hoch verteidigen“, sagte Gladbach-Coach Marco Rose.

Der Rekord von fünf Siegen und drei Remis nach Rückstand rettete dem Team um Weltfußballer Robert Lewandowski die Bilanz. „Wir würden uns leichter tun, wenn wir wieder in Führung gehen würden. Das muss auch das Ziel sein, dass wir uns nicht so viele Probleme selbst schaffen“, mahnte der nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder als Leistungsträger auftrumpfende Joshua Kimmich.

Der Mittelfeldchef stand beim 5:2 gegen Mainz erstmals seit November wieder in der Startelf und spielte nach einem 0:2-Pausenstand als Rechtsverteidiger stark. Angesichts des schwächelnden Weltmeisters Benjamin Pavard und des bislang nicht überzeugenden Backups Bouna Sarr wäre Kimmich hinten rechts sicher auch gegen Gladbach ein Stabilitätsfaktor. Aber der 25-Jährige ist eben in der Zentrale elementar. „Joshua wird auf der Sechs spielen“, betonte Flick. Wer rechts hinten aufläuft, verriet er nicht.

Mentalitätsspieler Kimmich ist wie der nach Muskelverletzung wieder fitte Kingsley Coman ein Muntermacher für die eingeforderte Demonstration der Stärke. „Die Mentalität hat die Mannschaft – ohne Frage“, sagte Flick, der bei einem Sieg seinen 100. Liga-Punkt verbuchen würde. Der Einsatz des angeschlagenen Serge Gnabry ist fraglich.

Vor 13 Monaten bejubelte Tabellenführer Gladbach dank Ramy Bensebaini als Doppeltorschütze einen 2:1-Erfolg. Der genesene Bayern-Schreck soll den in dieser Saison etwas launenhaften Gladbachern wie auch Comebacker Jonas Hofmann neuen Schwung bringen. „Hoffi in sehr guter Form ist für uns ein sehr wichtiger Faktor“, sagte Rose. Möglicherweise dürfe sich der nach längerer Corona-Zwangspause zurückgekehrte Bensebaini gleich in der Startelf „austoben“. Alassane Pléa könnte nach einer Zerrung auch wieder von Beginn an ran.

Nach Auftritten in Europa gegen Inter Mailand und Real Madrid ist die Bayern-Kraftprobe ein weiterer Schritt im Gladbacher Reifeprozess. „Gute Spiele auf Top-Niveau helfen immer“, erklärte Rose.

In den 1970er Jahren war das Duell der Münchner und der „Fohlenelf“ prägend. Seit dem Gladbacher Aufschwung vor wenigen Jahren erlebt das Spiel eine Renaissance. Bayern gegen Gladbach sei für ihn „historisch der Klassiker“, hob Lothar Matthäus hervor. Der einst für beide Clubs spielenden frühere Weltfußballer tippt normalerweise bei dieser Partie auf Unentschieden – doch dieses Mal ist er ein bisschen mehr Borussia-Fan: Bayern werde ja eh Meister, Gladbach brauche die Punkte für die Königsklassen-Qualifikation dringender. (dpa)



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