FIFA-Funktionär Webb wird von US-Justiz vernommen
Besonders schlimm war für den Präsidenten des Weltverbands womöglich, dass unter den Festgenommenen auch Jeffrey Webb war. Den 50-jährigen FIFA-Vizepräsidenten sahen viele als Hoffnungsträger. Zugleich galt er als enger Vertrauter und Wunsch-Nachfolger Blatters. In FIFA-Kreisen fragt sich nun mancher, ob nicht aus dem Kronprinzen ein Kronzeuge wird.
Jedenfalls wird seit Bekanntgabe der Überstellung eines der sieben Funktionäre an die USA von Zürcher FIFA-Beobachter spekuliert, ob und wie Webb dem noch bis vor kurzem scheinbar unantastbaren Blatter gefährlich werden könnte, sollte er – wann auch immer – bei der dort zuständigen New Yorker Staatsanwaltschaft „auspacken“. Wie die USA-Nachrichtenagentur Bloomberg aus Ermittlerkreisen erfuhr, soll es Webb gewesen sein, der als bislang einziger der in Schweizer inhaftierten FIFA-Leute darauf verzichtete, sich gegen eine Auslieferung an die amerikanische Justiz zu wehren und seiner Auslieferung zustimmte.
Dem einstigen Banker von den zu Großbritannien gehörenden Kaimaninseln und Präsidenten des Fußballverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie die Karibik (CONCAF) wirft die US-Staatsanwaltschaft Korruption und Bestechlichkeit vor. Webb soll „im Zusammenhang mit dem Verkauf von Marketingrechten an verschiedene Sportvermarktungsfirmen Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen und für sich behalten“ haben.
Im Falle einer Verurteilung drohen ihm etliche Jahre Haft. Allerdings kennt das US-Recht auch die Möglichkeit, eine Strafe so erheblich herabzusetzen und milde zu gestalten, dass der Betreffende am Ende eines Verfahrens auf freien Fuß kommt – vorausgesetzt, er kooperiert mit der Staatsanwaltschaft und hilft ihr, andere Verdächtige zu überführen.
Dass US-Ermittler Webb – ebenso wie die anderen Funktionäre, deren Auslieferungsverfahren derzeit noch laufen – ausführlich zu mutmaßlicher Millionen-Bestechung bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar befragen wollen, haben sie bereits in der detaillierten und mehr als 160 Seiten langen Anklageschrift klar gemacht. Eine Frage, die sich darin nicht findet, nun aber wohl bald im Verhör gestellt werden wird, dürfte diese sein: Was wusste Blatter?
Nichts, lautet bislang noch dessen Antwort. Im „Weltwoche“-Interview hat der 79-jährige Walliser gerade erst wieder beteuert: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Seine Ankündigung, demnächst sein Mandat als FIFA-Präsident niederzulegen und bei dem für Anfang 2016 geplanten FIFA-Sonderkongress nicht wieder zu kandidieren, dürfe also keineswegs als Schuldeingeständnis gewertet werden.
(dpa)
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