Ferrari fehlt nach Vettel-Sieg einer zum «Paradies»
„Statistisch sind es nur 25 Punkte. Aber mein zweiter Sieg mit Ferrari ist unbezahlbar“, sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister und stufte diesen aus mehreren Gründen als „einen der besondersten meiner Karriere“ ein.
Teamchef Maurizio Arrivabene wies stolz darauf hin, dass die Scuderia das von ihm vorgegebene Saisonziel von zwei Siegen schon nach dem zehnten Rennen erreicht hat: „Bei drei wären wir im Paradies und bei vier….“
„Vettel, der Zauberer“, schrieb die italienische Zeitung „La Gazzetta dello Sport“ bewundernd. „La Repubblica“ resümierte: „Meisterwerk von Ferrari in Budapest an einem schwarzen Tag für Mercedes.“
Nach dem insgeheim erhofften, aber keinesfalls einkalkulierten Coup beim Großen Preis von Ungarn schmiss Vettel seine Reisepläne kurzfristig über den Haufen. Statt noch am Sonntagabend zur Familie in die Schweiz heimzufliegen, jettete er mit dem Team nach Italien. Am Firmensitz in Maranello feierten die „Roten“ ihren „süßen Erfolg“, so Vettel, der durch die Schlappe der Silberpfeile noch mehr schmeckte, gebührend. Erst am Montag reiste Vettel nach Hause in die wohl verdiente Sommerpause.
Grund zum Feiern gab es für Vettel und Ferrari reichlich: Mit 41 Siegen zog der 28 Jahre alte Hesse nun mit der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückten Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich. Es war sein erster Erfolg auf dem Hungaroring beim neunten Start. Zudem sorgte er elf Jahre nach Michael Schumacher für den ersten deutschen und Ferrari-Sieg in Ungarn. Weil der von Ferrari protegierte Marussia-Pilot Jules Bianchi am 17. Juli neun Monate nach seinem schweren Unfall in Japan gestorben war, war dieser Grand Prix auch extrem emotional und bewegend.
In puncto Titelrennen fiel anderen Aspekten ein besonderes Gewicht zu: Vettel ist nun wieder näher an Mercedes dran. Auf Spitzenreiter Lewis Hamilton (202) verkürzte der Deutsche (160) seinen Rückstand auf 42 Punkte; Rosberg (181) könnte er im Fall eines optimalen Verlaufs beim nächsten Grand Prix in Spa sogar überholen.
„Wir sind drauf und dran, den Abstand zu verringern“, hob Vettel hervor. „Aber wir haben noch viel zu tun.“ Arrivabene pflichtete bei: „Wir haben zwei Siege, aber wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Mercedes ist weiterhin das stärkste Team.“ Aber doch nicht unschlagbar. Und das ist für die bislang meist gedemütigte Konkurrenz auch psychologisch ein großer Vorteil.
Vettels Glück war vollkommen, als er vor seinem Abflug eine Replik des früheren Siegerpokals aus Porzellan bekam. Das Original soll ihm nachgeschickt werden. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil wir nicht die traditionelle ungarische Trophäe bekommen haben“, hatte er bei der Pressekonferenz bedauert.
Während Vettel und Ferrari frohgemut in die Sommerferien gingen, hatte Ungarn den Silberpfeilen nach dem schwächsten Abschneiden seit Brasilien im November 2013 die Laune gründlich verdorben. „Das war, denke ich, eines der schlechtesten Rennen“, sagte Hamilton äußerst selbstkritisch. „Ich kann mich nur beim Team entschuldigen.“ Er habe einfach zu viele Fehler gemacht. „Am Ende war es Schadensbegrenzung in Sachen WM-Punkte. Ich muss jetzt das Positive mit in den Sommer nehmen und in Spa zurückschlagen“, sagte der Brite. Für Rosberg war besonders bitter, dass er wegen des aufgeschlitzten Hinterreifens nach einem Duell mit Daniel Ricciardo den greifbar nahen zweiten Platz verlor. „So ein Mist! Mann o Mann“, klagte er. Statt wenigstens Punkte auf Hamilton gutzumachen, büßte er sogar vier weitere Zähler ein. Wenigstens kann sich Rosberg privat auf Erfreuliches einstellen: Im August wird er erstmals Papa.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kostete die unglaubliche Zahl an Zwischenfällen („Mehr als in der gesamten bisherigen Saison“) nach eigenen Angaben „wieder ein paar mehr graue Haare“. Das Team müsse das Rennen analysieren und Lehren daraus ziehen. „Danach werden wir unsere Akkus aufladen, um in Spa zurückzuschlagen“, kündigte er an.
(dpa)
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