Federer gegen Djokovic vor neuntem Wimbledon-Titel
Vielleicht singen seine Kinder am Sonntag ja wieder ein Ständchen für Roger Federer. Wenn der Papa im Endspiel gegen Titelverteidiger Novak Djokovic zum neunten Mal Wimbledon gewinnen würde, wäre der Moment jedenfalls noch spezieller als nach dem zwölften Finaleinzug.
Nach dem am Ende verrückten Tennis-Klassiker gegen Rafael Nadal stimmten die Zwillinge Charlene und Myla (9) sowie Lenny und Leo (5) „Happy Birthday“ an. „Das war vielleicht das einzige Happy-Lied, das sie kannten, keine Ahnung“, sagte Federer und lachte.
Knapp vier Wochen vor seinem 38. Geburtstag will Federer jetzt auch den finalen Schlussakt des zweiwöchigen Rasen-Spektakels am Sonntag (15.00 Uhr MESZ/Sky) als Sieger abschließen. „Es gibt keinen Grund, eine Party zu feiern“, sagte der Basler. „Ich weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Das Alter hilft mir dabei. Es gibt, unglücklicher- oder glücklicherweise, noch ein Spiel.“
Federer muss noch einmal auf dem heiligen Rasen siegen, dann würde er sich mit dem 21. Grand-Slam-Titel in den Tennis-Geschichtsbüchern verewigen. Dass Federer mit dem neunten Wimbledon-Triumph mit der Rekordhalterin Martina Navratilova gleichziehen könnte, nötigte auch einem Wimbledon-Besucher wie Rod Laver höchsten Respekt ab.
Gegen den Titelverteidiger und Weltranglisten-Ersten aus Serbien wartet die nächste, womöglich noch größere, Herausforderung. „Wenn es hier vielleicht noch einen härteren Brocken gibt als Rafa, dann ist es Novak“, sagte die Nummer drei der Tennis-Welt. „Ich weiß, dass ich eine gute Leistung bringen muss, aber auch bringen kann.“
Das Endspiel wird das 48. Duell zwischen Federer und Djokovic, das dritte in einem Wimbledon-Finale. 2014 und 2015 hatte Djokovic jeweils triumphiert. Ebenso wie im Australian-Open-Halbfinale 2016, dem bislang letzten Aufeinandertreffen der beiden bei einem Grand-Slam-Turnier. In der Gesamtbilanz liegt Djokovic mit 25:22-Siegen knapp vorn. Der Halbfinal-Erfolg des 32-Jährigen gegen den spanischen Außenseiter Roberto Bautista Agut zeigte aber auch, dass der Titelverteidiger nicht unantastbar ist.
Federer zeigte im ersten Wimbledon-Duell mit Nadal seit elf Jahren beim 7:6 (7:3), 1:6, 6:3, 6:4 seine Extraklasse. Seine Offensivkünste setzten sich durch, insbesondere die letzten beiden Spiele mit vier abgewehrten Matchbällen waren ein Spektakel. „Ich weiß, ihr glaubt, wir können alles kontrollieren. Können wir aber nicht“, meinte der 37-Jährige verschmitzt über das Glück: „Die Partie wird mir als eine meiner Lieblingspartien in Erinnerung bleiben.“ Seine Töchter und Söhne spielten während des Tennis-Klassikers mit anderen Kindern.
Am Sonntag dürfte sich die Mehrheit der Zuschauer einmal mehr auf die Seite des Schweizers stellen. Djokovic stehen sie reservierter gegenüber. „Wir wissen alle, wie gut er überall ist“, sagte der frühere Schützling von Boris Becker über Federer, „und besonders hier“. Für den Topgesetzten geht es um seinen fünften Wimbledon-Titel und insgesamt 16. Grand-Slam-Erfolg.
Vor einem Jahr hatte sich Federer nach seinem überraschenden Viertelfinal-Aus in Wimbledon gegen den Südafrikaner Kevin Anderson selbst von seiner Familie nicht so schnell trösten lassen. Nun könnte Wimbledon mit einer Feier enden. (dpa)
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