Fans kritisieren Mannschaft: Stimmung in Köln angespannt
Borissow (dpa) – Der 1. FC Köln hat das nächste Spiel verloren – und vorerst wohl auch die Zuneigung der Fans.
„Wir wollen Euch kämpfen sehen“, sangen diese in den letzten Minuten des 0:1 (0:0) in der Europa League beim weißrussischen Serienmeister BATE Borissow. Am Ende sangen sie sogar: „Wir haben die Schnauze voll“.
ÄRGER: Grundsätzlich hatten die FC-Spieler Verständnis für den Frust der Fans. Die Vorwürfe empfanden sie aber als nicht richtig. „Sie haben es einfach satt zu verlieren, das geht ihnen auch auf den Keks“, sagte Dominic Maroh. „Ich verstehe, dass die Fans unzufrieden sind, wenn sie mitten in der Woche nach Weißrussland reisen und die nächste Niederlage sehen“, meinte Marco Höger: „Zu singen, ‚wir wollen Euch kämpfen sehen‘ ist aber deplatziert.“ Und Trainer Peter Stöger erklärte: „Dass wir alle enttäuscht sind, ist keine Frage. Dass man Unmut zeigt, verstehe ich. Dass man der Mannschaft vorwirft, dass nicht gekämpft hat, verstehe ich weniger.“
KELLERDUELL: Am Sonntag folgt für Köln das wegweisende Liga-Duell als Letzter gegen den Vorletzten Bremen. „Da müssen wir die Fans wieder ins Boot kriegen“, sagte Maroh: „Wir brauchen die Jungs.“ Stöger weigerte sich, die Partie zum Endspiel hochzustilisieren. „Im schlimmsten Fall sind es dann sechs Punkte Rückstand. Das wäre in zwei Spielen aufzuholen“, erklärte er: „Aber es wird mal Zeit, dass wir ein Zeichen setzen.“
CHANCENLOS: In allen drei Spielen der ersten Europacup-Saison nach 25 Jahren hatte der 1. FC Köln die Chance, etwas mitzunehmen. Doch er verlor dreimal und deshalb liegt die Chance auf das Weiterkommen nur noch knapp über Null. Abschenken will der FC die verbleibenden drei Spiele aber nicht. „Wenn Du jetzt sagst, die Europa League interessiert mich nicht mehr, bist Du kein Sportler“, sagte Stöger.
SORGENKIND: Auf dem Spielberichtsbogen stand Matthias Lehmann, auf dem Spielfeld dann aber nicht. Der Kapitän verletzte sich beim Warmmachen. Ganz so schlimm scheint es aber nicht zu sein, Stöger hofft sogar auf einen Einsatz gegen Bremen. „Es kann gut sein, dass er dabei ist“, sagte der Coach: „Er hatte muskuläre Beschwerden, und wir wollten kein Risiko eingehen. Aber ich glaube nicht, dass es so schlimm ist.“
ENTTÄUSCHTES GEBURTSTAGSKIND: Für FC-Präsident Werner Spinner ist er „das größte Fußball-Idol unserer Stadt“ und „eine der größten Legenden des deutschen Fußballs“. Deshalb hätten die Kölner Hans Schäfer, einem von nur noch zwei lebenden Weltmeistern von 1954, zum 90. Geburtstag am Donnerstag gerne den Wunsch von einem Sieg erfüllt. Es wurde nichts daraus. Schäfer hatte das Spiel im Rahmen seiner Geburtstagsfeier in Köln-Lindenthal vor dem Fernseher verfolgt.
NUTZLOSE STATISTIK: In nahezu jeder Statistik des Spiels lagen die Kölner am Ende vorne. 17:10 Torschüsse hatten sie, 5:2 Eckbälle, 59 Prozent Ballbesitz und eine bessere Passquote (83 Prozent zu 75). Es nutzte alles nichts. Die einzige Statistik, in der der FC hinten lag, war die wichtige: Die der erzielten Tore.
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