EM 2024: Countdown für Grindels Leuchtturmprojekt

Deutschland ist bei der Wahl des EM-Gastgebers 2024 Favorit. Das weiß auch DFB-Präsident Reinhard Grindel. Und doch lässt der Verbandschef Vorsicht walten. Konkurrent Türkei ist bei manchen Funktionären beliebt. Bis September muss viel Lobby-Arbeit geleistet werden.
Titelbild
DFB-Präsident Reinhard Grindel (r) und der ehemalige Nationalspieler Philipp Lahm bei einer Talkrunde.Foto:  Roland Weihrauch/dpa
Epoch Times24. April 2018

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat gleich nach seiner Wahl im April 2016 die EM 2024 zu seinem großen Projekt erklärt. Der Traum von einem neuen Sommermärchen, unbeschadet von nachträglichen Korruptionsvorwürfen, treibt den deutschen Fußball-Verbandschef an.

Gemeinsam mit EM-Botschafter Philipp Lahm übergibt Grindel nun die Bewerbungsunterlagen bei der UEFA – dann ist noch bis zum 27. September Zeit, um die europäischen Funktionäre zu überzeugen.

Worum geht es bei dem Termin in der UEFA-Zentrale?

Am Freitag läuft die offizielle Bewerbungsfrist ab. Eine Entscheidung fällt in der Verbandszentrale am Genfer See also noch nicht. Drei Tage vorher und vor allem zwei Tage vor Mitbewerber Türkei die Bewerbungsunterlagen bei der UEFA in Nyon einzureichen, hat aber symbolischen Wert: Man ist bereit für die EM-Aufgabe, lautet die Botschaft. Die obligatorischen Werbefotos mit UEFA-Chef Aleksander Ceferin und DFB-Wahlhelfer Philipp Lahm sind förderlich fürs Image.

Wie stehen die deutschen Chancen auf einen EM-Zuschlag?

Deutschland ist der Favorit, daran gibt es keine Zweifel. Logistik und Infrastruktur sind auf Topniveau. Die für die WM 2006 gebauten oder renovierten Stadien benötigen nur ein Modernisierungs-Update. Das Weltmeister-Land ist über alle organisatorischen Zweifel erhaben. Zudem hat Deutschland seit 1988 keine EM mehr ausgerichtet. Der größte nationale Fußball-Verband wäre also wieder einmal dran.

Was sind die Stärken der Türkei?

Unterschätzen darf der DFB seinen einzigen Mitbewerber auf keinen Fall. Die Stadien sind auch in der Türkei auf hohem Level und die notwendigen Staatsgarantien sind unter Präsident Recep Erdoğan kein Problem. Ein Fehler würde es sein, zu sehr auf fehlende Meinungs- und Pressefreiheit hinzuweisen. Demokratiemangel ist bei Abstimmungen von Fußball-Funktionären schon oft kein Wahl-Hindernis gewesen. Gerade bei den osteuropäischen UEFA-Delegierten genießt die Türkei offenbar viel Sympathie.

Wer wählt überhaupt den EM-Gastgeber?

Am 27. September entscheidet das UEFA-Exekutivkomitee über den EM-Ausrichter. 18 Mitglieder dürfen ihre Stimme abgeben. Grindel und sein türkischer Kollege Servet Yardımcı können an der Wahl nicht teilnehmen, da sich ihre Länder um das Turnier bewerben. Einzige wahlberechtigte Frau ist die Französin Florence Hardouin, die dem UEFA-Exko seit 2016 angehört. Den EM-Zuschlag bekommt, wer die meisten Stimmen erhält. Bei einem Patt entscheidet die Stimme von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin.

Welche Rolle spielt das Sommermärchen 2006?

Grindel ist sich sicher. Für die UEFA-Wahlmänner spielen die Verfehlungen der WM-Macher von 2006 um den damaligen OK-Chef Franz Beckenbauer keine Rolle mehr. „Meine Kollegen im UEFA-Exko wissen, dass der neue DFB für Good Governance und Compliance steht. Sie wissen, dass unsere Bewerbung vom ersten Tag an in transparenter Art und Weise angegangen wurde“, sagte er. Und doch schwingt die Erinnerung an die WM 2006 mit – im Guten wie im Schlechten, sonst hätte der DFB auch nicht so viel Wert auf Transparenz im Bewerbungsverfahren gelegt.

Wo würde 2024 gespielt werden?

14 Städte bewarben sich, zehn wurden per Evaluierungsbericht und auch nach regionalen Kriterien vom DFB ausgesucht. Berlin, Leipzig, Hamburg, Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Stuttgart, Frankfurt und München bekamen wie 2006 den Zuschlag, dazu noch Düsseldorf. Bremen und Mönchengladbach sowie die WM-Spielorte Hannover und Nürnberg wurden aussortiert. (dpa)

Möchte die EM 2024 unbedingt nach Deutschland holen: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: Fabian Sommer/dpa

Möchte die EM 2024 unbedingt nach Deutschland holen: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: Fabian Sommer



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