Ehrhoffs Kölner Haie vor dem frühen Playoff-Aus
Köln (dpa) – Zwei Minuten vor dem Ende schien Christian Ehrhoff die Nase voll zu haben. Mit Gewalt drosch der Eishockey-Nationalspieler der Kölner Haie den Puck in Überzahl ins Netz der Grizzlys Wolfsburg. Freude kam beim 34 Jahre alten Star-Verteidiger aber nicht auf.
Es war das Tor zum 1:5 der Haie im vierten Playoff-Viertelfinale. Das Spiel war zu dem Zeitpunkt bereits verloren – und die Serie dürfte es auch bald sein. Wolfsburg führt vor dem fünften Match am Freitag in Köln (19.30 Uhr) mit 3:1.
„Vier eigene Treffer in vier Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Ohne Tore können wir aber kein Spiel gewinnen. Unsere Schlüsselspieler müssen wieder funktionieren“, klagte Haie-Coach Cory Clouston. Verteidiger Ehrhoff war damit zwar nicht gemeint, doch auch der – nicht nur für Clouston – „Weltklassespieler“ spielt derzeit nicht so stark wie sonst. „Sicherlich bin ich mit meiner Leistung auch nicht so zufrieden. Ich muss mich steigern, wenn ich meinem Anspruch gerecht werden will“, sagte Ehrhoff.
Cloustons Kritik gilt in erster Linie aber dem Sturm. Ein weiterer vermeintlicher Leistungsträger wird am Freitag nicht mehr spielen. Am Donnerstag bestätigten die Haie die Suspendierung des seit Wochen formschwachen Nationalstürmers Patrick Hager. Rund um das 1:5 soll es zum Streit gekommen sein. Genaue Gründe wollten die Haie nicht preisgeben. Hager wechselt 2018 zum Meister EHC Red Bull München.
Der Vorfall verdeutlicht die prekäre Lage der Kölner vor dem fünften Spiel. Eigentlich sollte die Ehrhoff-Verpflichtung im vergangenen Herbst der Schlüssel zum ersten Meistertitel seit 2002 sein. „Ich freue mich auf die neue sportliche Aufgabe in Köln und darauf, um die Meisterschaft mitzuspielen“, hatte Ehrhoff damals gesagt.
Schon einmal, 2003, hatte Ehrhoff mit seinem Heimatclub Krefeld den Titel geholt und danach eine beeindruckende Karriere in der weltbesten Liga NHL gestartet. Nach 862 Spielen war im vergangenen Jahr Schluss in Nordamerika. Angebote gab es noch einige, aber nicht mehr so gestaltet, wie sie sich der einst bestbezahlte Verteidiger der Welt vorstellte. Ehrhoff wollte ins Rheinland zurück. Anstatt für Krefeld entschied sich der 34-Jährige für die Haie.
„Meine Entscheidung hat primär keine finanziellen, sondern sportliche Gründe. Ich möchte mich für einen Club entscheiden, bei dem ich mich so optimal wie möglich auf die Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele vorbereiten kann“, sagte Ehrhoff. Für die Vorbereitung auf die WM im Mai in Köln dürfte er bald mehr Zeit haben, als ihm lieb ist.
Obwohl der KEC einen mit rund elf Millionen Euro deutlich höheren Etat als Wolfsburg hat, gibt der Vorrundenvierte bislang eine unglückliche Figur ab. Nach dem 0:4 auf eigenem Eis am Sonntag folgte mit dem 1:5 in Wolfsburg nun die nächste Demütigung inklusive des Ärgers um Hager. „Wenn wir die eine Chance, die wir noch haben, nutzen wollen, dann geht es nur Schritt für Schritt. Aber das ist natürlich ein harter Weg jetzt“, klagte Ersatzkeeper Daniar Dshunussow, der am Mittwoch für den zum DEL-Torhüter des Jahres gewählten Gustaf Wesslau eingewechselt worden war.
Bei der Fehlersuche zeigten sich einige Kölner zudem nicht sehr selbstkritisch. „Schauspielern und jammern“, unterstellte Verteidiger Shawn Lalonde den Grizzlys. Dabei fiel der Kanadier am Mittwoch mit eher fiesen Attacken auf, als das Spiel bereits entschieden war. Sportsmann Ehrhoff setzte auch ein Zeichen: mit dem Ehrentreffer.
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