Die Verfahren der FIFA-Ethikhüter: Beckenbauer und Co.

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Die FIFA-Ethikhüter klagen Franz Beckenbauer an.Foto: Sven Hoppe/dpa
Epoch Times22. Oktober 2015
Nicht nur Franz Beckenbauer steht derzeit im Visier der FIFA-Ethikhüter. Dank der Aufhebung der Verschwiegenheitsklausel berichtete die Ethikkommission des Fußball-Weltverbands von insgesamt elf Verfahren gegen aktuelle oder frühere Funktionärs-Prominenz.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Fälle, bei denen aber kein Name genannt wurde. Ein Überblick über die aktuellen Verfahren.

BECKENBAUER: Nach der Anklage der Ermittler um den Schweizer Cornel Borbely wird nun das Urteil der rechtsprechenden Kammer erwartet. Beckenbauer musste wie alle Mitglieder, die bei der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 im Dezember 2010 beteiligt waren, vor der Ethikkommission aussagen. Dies hatte er zunächst verweigert und war deshalb im Sommer 2014 vorläufig gesperrt worden. Dieser Bann wurde aufgehoben, die Ermittlungen liefen aber weiter.

Um Interessenkonflikte zu vermeiden, wird nicht der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert, sondern voraussichtlich sein Stellvertreter Alan Sullivan aus Australien das Urteil über Beckenbauer fällen. Dem 70-Jährigen droht im Extremfall eine Sperre für alle Fußball-Aktivitäten, es gibt aber Anzeichen für eine mildere Strafe.

BLATTER/PLATINI: Auch nach den 90-Tage-Sperren gegen FIFA-Präsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Michel Platini gehen die Ermittlungen in diesem Fall unter Hochdruck weiter. Erstmals bestätigten die Ethikhüter, dass die Untersuchungen im Zusammenhang mit einer Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken von der FIFA an Platini stehen. Die beiden Top-Funktionäre haben gegen die Suspendierung Berufung eingelegt, ihnen droht eine mehrjährige Sperre.

Auch angesichts der bevorstehenden Wahl eines Nachfolgers des scheidenden Weltverbands-Präsidenten Blatter am 26. Februar 2016 wird mit schnellen endgültigen Urteilen gerechnet. Rechtzeitig vor der Strafe hatte Platini noch seine offizielle Bewerbung eingereicht.

VALCKE: Der FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke ist ebenfalls für 90 Tage verbannt. Dem Franzosen wird offiziell „der Missbrauch von Geldern und andere Verletzungen gegen die Regeln und Regularien der FIFA“ zu Last gelegt. Gegen Valcke waren Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe von Ticket-Kontingenten laut geworden.

VILLAR LLONA: Wie im Fall Beckenbauer sind auch die Untersuchungen gegen den spanischen FIFA-Vizepräsidenten Ángel María Villar Llona abgeschlossen. In seiner Funktion als Vize der Europäischen Fußball-Union ist er nach dem Bann gegen Platini aktuell ranghöchster UEFA-Funktionär. Villar Llona war zudem erst am Dienstag bei der FIFA zum Vorsitzenden des WM-Organisationskomitee ernannt worden.

EX-EXKOMITGLIEDER: Die FIFA-Ethikkommission nannte noch weitere sechs frühere Mitglieder der Weltverbands-Regierung, gegen die ermittelt wird. Die früheren Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay) waren ebenso wie Nicolas Leoz (Paraguay) nach Ermittlungen durch die US-Justiz vorläufig gesperrt worden. Webb und Figueredo wurden nach ihrer Festnahme in der Schweiz ausgeliefert, Leoz befand sich zuletzt aufgrund eines internationalen Haftbefehls unter Hausarrest. In den Verfahren der amerikanischen Behörden geht es um organisiertes Verbrechen, Überweisungsbetrug und verschwörerische Geldwäsche sowie die Teilnahme an Korruption im internationalen Fußball.

Der thailändische Verbandspräsident Worawi Makudi war zuletzt für 90 Tage gesperrt worden. Auch gegen Amos Adamu (Nigeria), der schon einmal drei Jahre gesperrt war, und Ricardo Teixeira (Brasilien) wird ermittelt.

Nach den neuesten Enthüllungen ist die Hälfte der 22 stimmberechtigten Mitgliedern der FIFA-Regierung, die vor fünf Jahren über die WM-Vergaben 2018 und 2022 entschieden hatten, direkt von Korruptionsverfahren betroffen.

CHUNG: Das Verfahren der Ethikkommission gegen den früheren FIFA-Vizepräsidenten Chung Mong Joon ist bereits abgeschlossen, der Südkoreaner ist für sechs Jahre gesperrt. Er kämpft aber weiter um die Zulassung zur Wahl eines neuen Weltverbands-Chefs und will bis vor den Sportgerichtshof CAS ziehen. Er wurde wegen Verstößen gegen vier Artikel des FIFA-Ethikcodes im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung um die WM 2022 bestraft.

(dpa)


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