Die Sorge vor dem Absturz: Wer muss in die 3. Liga?
Um den FC Schalke 04 sorgt sich sogar der ärgste Rivale, dem 1. FC Kaiserslautern droht als Pokalfinalist der bittere Gang in die 3. Liga: Im immer engeren Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga geht die Angst vor dem Absturz um – besonders bei den renommierten Traditionsclubs, die über Jahrzehnte weit oben spielten und bedeutende Titel holten.
Trainer-Routinier Friedhelm Funkel tat sich schwer, nach dem nächsten Rückschlag der Pfälzer „die richtigen Worte“ zu finden. Vier Tage nach dem gefeierten Einzug ins Endspiel von Berlin rutschte Kaiserslautern am Samstag durch das 1:2 beim Hamburger SV auf einen direkten Abstiegsplatz.
Und hat von den sieben bis acht teils prominenten Clubs im Zweitligakeller plötzlich mit die schlechteste Ausgangslage, den sehr teuren Gang in die 3. Liga doch noch zu verhindern.
Riesige finanzielle Unterschiede
„Ich bin total davon überzeugt, dass wir in den restlichen Spielen die notwendigen Punkte holen, wenn wir so auftreten (wie in Hamburg)“, sagte Funkel zwar.
Diese Überzeugung verbreiten aber auch die Verantwortlichen unter anderem des FC Schalke, des einstigen DDR-Großclubs 1. FC Magdeburg, von Hansa Rostock und von Eintracht Braunschweig. Irgendwer aber muss direkt runter. Schalke kassierte am Sonntag beim 1:1 bei Hannover 96 in der Schlussphase noch den Ausgleich – wieder ein Gegentor, das sehr weh tat.
Zwar kletterte das frühere Bundesliga-Schwergewicht auf Platz 13 hinter die punktgleichen Magdeburger (beide 32), der Vorsprung auf Kaiserslautern (29) auf Platz 17 beträgt aber nur drei Zähler. Den Relegationsplatz belegt Eintracht Braunschweig (30) nach einem 0:2 am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf.
Der Tabellenletzte VfL Osnabrück (24) holte durch ein 2:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth etwas auf. Zweiter Gewinner des Wochenendes im Keller war Rostock durch das 3:1 am Freitag gegen Wehen Wiesbaden (beide 31).
„Extrem enttäuscht, extrem bitter“, sagte der Schalker Torwart Marius Müller beim Sender Sky zum Remis der Gelsenkirchener. „Wir wollen da unten raus, wir brauchen die Punkte.“ Der Club bedeute vielen Menschen sehr viel.
Der finanzielle Unterschied zwischen der zweit- und der dritthöchsten Spielklasse ist enorm, je nach Verein womöglich existenzbedrohend. Die 20 Vereine der 3. Liga nahmen in der Saison 2021/22 rund 187 Millionen Euro ein – die Deutsche Fußball Liga gibt für dieselbe Spielzeit in der 2. Bundesliga einen Gesamterlös der 18 Vereine in Höhe von 868 Millionen Euro an.
„Horrorvorstellung“ für Watzke
In Gelsenkirchen hatten in den vergangenen Tagen Gerüchte die Runde gemacht, dass die Arena womöglich verkauft werden müsse, um den Club zu sanieren. Die Schalker Antwort war kein klares Dementi, sondern die Bekräftigung, dass der Verein „für unterschiedliche Szenarien grundsätzlich unterschiedliche Optionen“ prüfe.
Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Erzrivale Borussia Dortmund, sagte, die Vorstellung von Spielen der zweiten BVB-Mannschaft in der 3. Liga gegen Schalke sein „eine Horrorvorstellung“.
„Was soll ich für Schalke tun? Ihnen die Daumen drücken, dass sie die zweite Liga halten!“, hatte der 64-Jährige im Podcast „Spielmacher – Der EM-Talk mit Sebastian Hellmann und 360Media“ geäußert.
Für Magdeburg, Rostock, Braunschweig, Wehen Wiesbaden, Osnabrück und auch Kaiserslautern sind Partien in der Drittklassigkeit grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Die Erfahrung lehrt die Vereine aber eher, solche Spielzeiten alsbald nicht wieder erleben zu wollen.
Funkel nach Niederlage „total stolz“
Entsprechend hatten am Freitag die Rostocker ihren Sieg gegen Wiesbaden gefeiert. „Es wird von Woche zu Woche härter. Wir brauchen Geduld, wir brauchen den Glauben, wir brauchen unsere Fans“, sagte Trainer Mersad Selimbegovic.
Die Magdeburger gaben sich Mühe, aus dem 0:0 in Elversberg Positives mitzunehmen. „Wichtig war, in der Defensive die Null zu halten. Vorn fehlt etwas das Spielglück, das man im Fußball braucht“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Elfadli.
Funkel versammelte am Samstag seine Spieler noch auf dem Rasen zur Ansprache. „Ich habe das zum ersten Mal hier gemacht, weil ich der Mannschaft sofort mit auf den Weg geben wollte, dass ich total stolz war“, sagte der 70-Jährige.
Dem Team sei das Pokal-Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken nicht anzumerken gewesen, auch nicht, „dass die Jungs richtig gefeiert haben, das durften sie auch“. Für ihn sei „die Leistung und das Wie“ wichtig – vor allem in der finalen Saisonphase im Abstiegskampf. (dpa/red)
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