DBB-Coach Fleming: «Alle Achtung für Familie Benzing!»

Die Geburt des ersten Kindes erleben oder die Basketball-EM komplett spielen: Der deutsche Kapitän Robin Benzing trifft eine «sehr schwere Entscheidung» - Ehefrau Katharina gibt den ausschlaggebenden Anstoß.
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Bleibt trotz Nachwuchs bei der Basketball-EM: Robin Benzing (r). Foto: Ariel Schalit/dpa
Epoch Times1. September 2017

In höchsten Tönen schwärmte Dennis Schröder über Robin Benzing als „hervorragenden Scorer“.

Die größte Respektbekundung bekam der Kapitän des deutschen Teams nach dem geglückten EM-Auftakt beim 75:63 gegen die Ukraine aber für seine „sehr schwere Entscheidung“ abseits des Basketball-Parketts. Auch wenn die Geburt seines ersten Kindes kurz bevorsteht, will der 28-Jährige die weitere Vorrunde mit dem Doppel-Spieltag am Wochenende durchgehend in Tel Aviv bleiben – Ehefrau Katharina gab den ausschlaggebenden Anstoß.

„Dafür können wir alle nicht die richtigen Worte finden“, sagte Coach Chris Fleming vor dem wegweisenden Gruppenspiel gegen Georgien am Samstag (14.45 Uhr) beeindruckt. „Robin will es unbedingt und er hat seine sehr starke Frau, die ihm rät, das zu machen. Alle Achtung für Familie Benzing!“

Gegen Außenseiter Ukraine übernahm der erfahrenste deutsche Spieler mit 17 Zählern die Rolle des sehnlichst gesuchten zweiten Punktelieferanten neben dem überragenden Schröder. Danach war ihm sein persönlicher Gewissenskonflikt deutlich anzumerken. Rechtzeitig zum EM-Auftakt war Benzing nach seiner Zwangspause wegen einer Knieverletzung fit zurückgekehrt – eine Heimreise würde ihn im engen Zeitplan der Europameisterschaft womöglich wieder zwei Spiele kosten.

„Es kam von meiner Frau. Sie hat gesagt: Ich soll bleiben und bitte spielen“, berichtete der frühere Münchner über lange Gespräche vor dem Turnier. „Für mich ist die Nationalmannschaft wichtig. Natürlich ist das (die Geburt) noch viel wichtiger, aber wir haben die Entscheidung so getroffen und jetzt ziehen wir es durch.“

Damit kann das deutsche Team auch gegen Georgien, das zum Auftakt überraschend Medaillenkandidat Litauen mit 79:77 bezwang, auf die Erfahrung des Routiniers bauen. „Robin brauchen wir als Scorer. Das zeichnet ihn aus, Dreier zu werfen“, lobte Schröder, der selbst 32 Punkte und sieben Assists auflegte. „Das ist auch wichtig für mich, dann komme ich leichter zum Korb.“

Aus eigener Erfahrung weiß Benzing, dessen Vertrag beim spanischen Club Saragossa nach der jüngsten Saison ausgelaufen ist, über die Gefahren eines Auftaktsiegs. Als einziger Spieler aus dem aktuellen Team war er in jedem Nationalmannschaftssommer seit 2009 dabei, nimmt an seiner fünften EM in Serie teil. Sowohl 2013 als auch 2015 folgte für das deutsche Team auf den ersten Erfolg beim Kontinentalturnier aber eine Niederlagenserie und das frühe Aus. „Wir müssen das physische Spiel noch mehr annehmen, unterm Korb besser rebounden, weil Georgien noch körperlicher spielen wird“, warnte er vor der nächsten Aufgabe.

Fleming verordnete seinem Team für den spielfreien Freitag Regeneration und „die Beine hochlegen“. Von seinem Kapitän wünscht sich der Coach danach ein noch größeres Selbstvertrauen. „Robins defensive Energie war sehr gut. Offensiv würde ich ihm ankreiden, dass er einige Würfe nicht genommen hat, die er nehmen muss.“ Diesen Wunsch kann Benzing schon am Samstag umsetzen – womöglich schon als Papa. „Wenn’s dann da ist, beflügelt es vielleicht“, sagte er, „aber ansonsten ist der Kopf frei.“ (dpa)



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