Das Derby als Wende – Beim 1. FC Köln gedeiht die Hoffnung

Die Kölner präsentieren sich mit Aggressivität, guter Ordnung und wendigen Angreifern vitaler als die Konkurrenten im Abstiegskampf. Ob es noch für die Relegation reicht? Der Rückstand ist immer noch groß, der Sieg gegen Leverkusen sorgt aber für neue Zuversicht.
Titelbild
Die Spieler des 1. FC Köln feiern nach dem Abpfiff mit den Zuschauern den Sieg über Bayer Leverkusen.Foto:  Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times19. März 2018

Kaum hatte Schiedsrichter Harm Osmers den 2:0-Sieg des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen mit dem Schlusspfiff besiegelt, da meldete sich mit Lukas Podolski schon der oberste kölsche Lokalpatriot aus dem Fernen Osten.

Podolski twitterte aus Japan: „Wofür das Kaff nebenan gut ist? Um die Wende zu schaffen. Packen wir es gemeinsam an!“ Sieben Spieltage vor Ende der Saison in der Fußball-Bundesliga wittern „Poldi“, der bei Vissel Kobe unter Vertrag steht, und die Kölner die Chance, diese verkorkste Spielzeit doch zu einem guten Ende zu bringen. Der Sieg im Nachbarschaftstreffen könnte noch einmal neue Energie freisetzen, um in den Frühlingswochen den Relegationsrang 16 in Angriff zu nehmen.

Die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck präsentierte sich dank ihrer guten Ordnung und dem quirligen Angriffstrio mit dem starken Leonardo Bittencourt sowie den beiden Torschützen Yuya Osako und Simon Zoller deutlich vitaler als die wesentlichen Konkurrenten Hamburger SV, Mainz 05 und VfL Wolfsburg in den vergangenen Wochen.

Allerdings beträgt der Rückstand auf Rang 16 sieben Runden vor Schluss immer noch fünf Punkte, und die Kölner haben in ihren lediglich drei ausstehenden Heimspielen die beiden Spitzenteams Bayern München und Schalke 04 vor der Brust. Doch zunächst gilt die Konzentration der nach der Länderspielpause anstehenden Begegnung bei der TSG Hoffenheim.

Der Glaube ist jedenfalls zurück. „Wir wollen das ganz Große erreichen“, sagte Bittencourt. Er meinte den Klassenerhalt. Es wäre eine beispiellose Aufholjagd, wenn es der FC zumindest noch in die Relegation schaffen sollte. Aufgegeben hatte sich die von Ruthenbeck seit dem Jahreswechsel neu ausgerichtete und auf Aggressivität in den Zweikämpfen getrimmte Mannschaft freilich nie.

„Es war aber schwer, wenn du nach Niederlagen immer in einer bedrückten Stimmung in die neue Trainingswoche gestartet bist“, sagte Verteidiger Dominique Heintz. „Es tut deshalb extrem gut, das Tabellenende verlassen zu haben.“ Seit dem 3. Spieltag standen die Kölner auf dem letzten Platz, den sie nun an den Hamburger SV abgegeben haben. Ruthenbeck erkannte „ein Zeichen, dass wir noch am Leben sind“.

Es war ein Sonntagnachmittag mit viel „Jeföhl“. Abwehrchef Dominic Maroh vergoss auf dem Platz Tränen, als die Anspannung abgefallen war. Seit November war er nicht mehr zum Einsatz gekommen, auf eine Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrags durfte der 31-jährige Deutsch-Slowene bislang auch nicht mehr hoffen – trotzdem präsentierte er sich als einer der Anführer. „In der Mannschaft stimmt es“, stellte Bittencourt fest.

Trotz der ernüchternden Tabellensituation habe es keinerlei Auflösungserscheinungen gegeben. Dass die Besten, wie der angeblich von Borussia Dortmund ausgeguckte Jonas Hector oder Torwart Timo Horn umworben werden, ist für ihn ein normaler Vorgang. „Ich glaube aber, dass fast alle bleiben werden, wenn wir die Klasse halten“, sagte Bittencourt. Bis dahin ist es freilich ein weiter Weg.

Doch selbst beim Abstieg hätte dieser Sonntagnachmittag eine besondere Bedeutung im rheinischen Fußball-Universum. „Beide Derby-Heimspiele gewonnen – das ist die Hauptsache“, meinte Heintz. Mitte Januar hatten sich der FC schon in dem für die Fans ungleich wichtigeren Treffen mit Borussia Mönchengladbach mit 2:1 durchgesetzt. (dpa)



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