Dahlmeier: «Super befreiend, das war das schönste Gefühl»
Laura Dahlmeier wirkt locker und entspannt bei ihrem ersten großen Auftritt nach dem abrupten Karriereende. Mit das Anstrengendste sei „diese Fremdbestimmtheit“ gewesen, sagt die 26-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Warum haben Sie eigentlich Ihre Biathlon-Karriere beendet?
Laura Dahlmeier: Nach Olympia habe ich mir die Frage gestellt, ob ich noch bereit bin, Biathlon auf dem ganz hohen Niveau zu machen. Habe ich noch Lust drauf? Brenne ich noch dafür? Ich war schon ein wenig ausgezehrt nach den Spielen in Pyeongchang. Ich habe überlegt, eine Auszeit zu nehmen. Aber so einfach wollte ich es mir nicht machen. Ich wollte schon noch einmal angreifen. Aber dann hatte ich eine sehr, sehr anstrengende letzte Saison mit Ausfällen und Verletzungen. Da habe ich angefangen zu zweifeln, deutlich mehr als je zuvor. Bei der WM wollte ich noch einmal Medaillen gewinnen. Das ist mir mit zweimal Bronze gelungen. Für mich war das ein sehr großer Erfolg. Danach habe ich gemerkt: Ich stehe nicht mehr 100 Prozent dahinter.“
Und dann ist die Entscheidung gefallen?
Dahlmeier: Mir selber musste ich ja nichts mehr beweisen. Und wenn ich es nicht für mich mache, für wen mache ich es dann? Dann mache ich es für die anderen. Es ist nicht die richtige Motivation, Leistungssport auf dem Niveau für andere Menschen zu machen. Dann musste ich den Schlussstrich ziehen. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
Wie war das Gefühl nach der Entscheidung?
Dahlmeier: Super befreiend. Ich kann tun und lassen, was ich will. Das war das schönste Gefühl.
Was waren die schlimmsten Momente in Ihrer Biathlon-Karriere?
Dahlmeier: Man hat doch sehr viele Vorgaben, ist in irgendeinem System drin. Das muss natürlich sein. Aber diese Fremdbestimmtheit, das war schon mit das anstrengendste.
Was machen Sie nun?
Dahlmeier: Alles und nix. Sportlich ist das nächste Ziel die Berglauf-Weltmeisterschaft in Argentinien. Das ist eine sportliche Herausforderung in einem anderen Bereich, auf einem anderen Niveau. Ich freue mich, mit ganz anderen Erwartungen an den Start zu gehen. Ansonsten mache ich eine Biathlon-Trainerausbildung. Das Thema Sport und Training interessiert mich so, dass ich jetzt Sportwissenschaft in München studiere. Ansonsten gibt es noch Projekte, unter anderem soziale. Ich engagiere mich für „Eagle Wings – Protecting the Alps“.
Zu Umwelt und Klima haben Sie auch ein Buch geschrieben.
Dahlmeier: Laura und die KlimaGang. Da geht es darum, junge Menschen zu motivieren, etwas zu tun für unsere Welt, für unsere Natur.
Müssen Sie an der Uni eigentlich Autogramme schreiben?
Dahlmeier: Bis jetzt nicht. Ich habe bewusst keine Autogrammkarten dabei. Ich möchte einfach eine Studentin sein wie jede andere auch. Mir geht es darum, dass ich möglich viel aufsauge, dass ich Wissen erlange. Weniger darum, dass ich groß über meine Karriere spreche. Klar wird man das eine oder andere mal angesprochen und macht vielleicht mal ein Foto. Aber bis jetzt hält sich das in Grenzen.
Ende des Jahres steht das Abschiedsrennen auf Schalke an.
Dahlmeier: Ich darf mit Erik Lesser an den Start gehen. Ich freue mich wahnsinnig. Das ist eine super Gelegenheit, sich von den Fans noch einmal richtig zu verabschieden. Mein Karriereende war für viele schon ein rechter Schlag. Ich werde noch einmal alles geben und versuchen, so schnell wie möglich zu laufen.
ZUR PERSON: Laura Dahlmeier (26) ist zweimalige Olympiasiegerin im Biathlon und siebenmalige Weltmeisterin. Nach ihrem Karriereende startet die Garmisch-Partenkirchnerin in ihr neues Leben. (dpa)
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