Corona-Falle Länderspiele: Clubs erhöhen Druck auf Verbände

Nach dem nächsten Bundesliga-Spieltag steht die erste Länderspiel-Pause des Jahres an. Die Sorge bei den Clubs ist wegen steigender Infektionszahlen groß, ihre Macht jedoch beschränkt.
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Hat «ein bisschen Angst», wenn die Spieler von Bayer Leverkusen auf Reisen gehen: Trainer Peter Bosz.Foto: Ina Fassbender/AFP-Pool/dpa/dpa
Epoch Times15. März 2021

Die ersten Drohungen haben gleich funktioniert. Nachdem Jürgen Klopp und Pep Guardiola angekündigt hatten, ihre Spieler nicht zu den Länderspielen Ende März reisen zu lassen, sagte der südamerikanische Verband CONMEBOL kurz entschlossen alle Spiele ab.

Doch das Thema ist damit längst nicht vom Tisch. Noch immer werden hunderte Spieler durch die Welt fliegen und im schlimmsten Fall durch Corona-Fälle oder Quarantäne ganze Teams lahmlegen.

Die Vereine sind in der Regel machtlos. „Ich würde jeden Spieler, den ich jetzt noch im Kader habe, am liebsten hier behalten. Aber ich glaube nicht, dass er oder ich das hinkriegen werden. Wir müssen die Spieler abstellen“, sagte Leverkusens Trainer Peter Bosz. Der Niederländer gab zu, „ein bisschen Angst“ zu haben, wenn die Spieler auf Reisen gehen.

Bereits bei den Länderspielen im vergangenen Jahr hatte es in der Bundesliga zahlreiche Corona-Fälle gegeben. Die Infektionen der Hoffenheimer Andrej Kramaric und Kasim Adams, der Leipziger Amadou Haidara und Hee-chan Hwang, von Leverkusens Edmond Tapsoba sowie von Wolfsburgs Marin Pongracic wurden direkt mit Länderspiel-Reisen im Oktober und November in Verbindung gebracht.

Arminia Bielefeld hat nur wenige Nationalspieler, aber Trainer Frank Kramer spricht vielen aus der Seele. „Ich stehe der Sache sehr kritisch gegenüber. Wir schicken die Spieler in aller Herren Länder, in denen die Vorkehrungen, Hygienemaßnahmen und Strukturen völlig anders sind“, sagte der 48-Jährige. Und Klopp stützt die These der Ungewissheit: „In den letzten Monaten, immer wenn jemand die Blase verlassen musste, gab es nach der Länderspielpause mehr Fälle als vorher.“

„Als Vereinsfunktionär hat man ein leicht ungutes Bauchgefühl, weil es in der Vergangenheit die ein oder andere Infektion in Verbindung mit Länderspiel-Reisen gab“, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Aber man müsse zwischen Bauchgefühl und Vorschriften unterscheiden. Heißt: Die Verbände müssen wie im Fall CONMEBOL eine Verschiebung der Spiele abnicken.

Beim VfB Stuttgart bewerten die Verantwortlichen die Reisen durchaus auch als positiv. „Es hat meistens den Spielern einen Schub gegeben“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo. „Wir werden unsere Philosophie und auch Haltung beibehalten. Wenn es möglich ist, dass ein Spieler nicht in ein Risikogebiet einreist, dass keine Quarantäne notwendig ist im Anschluss, dann werden wir das dem Spieler ermöglichen wollen.“

Eine Befreiung von der Abstellungspflicht gibt es nur, wenn den Spielern nach ihrer Rückkehr eine Quarantäne droht. Und hier wird das Thema politisch. Denn seitdem die Bundesregierung Ende Januar spezielle Regelungen für Einreisende aus besonders von Corona-Mutationen betroffenen Gebieten erlassen hat, ist die Sache noch unübersichtlicher geworden. Zu den Staaten auf der roten Liste gehören Großbritannien, Portugal, Brasilien und Irland.

Zudem hat jedes Bundesland hatte andere Bestimmungen und letztlich ist es am Verein, mit den örtlichen Gesundheitsbehörden zu verhandeln.

Dass bei den Reisen und Ansetzungen nicht immer alles nachvollziehbar ist, wird in der Champions League auch deutlich. RB Leipzig hätte nach einer Reise zum FC Liverpool in eine 14-tägige Quarantäne gemusst, weil es sich bei Großbritannien um ein Virusvariantengebiet handelt. Die Ausweichvariante Budapest, wo nun auch Borussia Mönchengladbach am Dienstag gegen Manchester City antritt, ist vom Robert Koch-Institut nicht als Virusvarianten-Gebiet, sondern seit dem 7. März als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Bei diesen kann eine fünftägige Isolation nach negativen Testbefunden ausreichen. Ums Stadion von Manchester City liegt allerdings ein Inzidenzwert von um die 90 vor, in Budapest von etwa 670. (dpa)



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