Bundesliga hofft auf grünes Licht für Neustart

Die Fußball-Bundesliga blickt am Mittwoch gespannt nach Berlin. Dort wird über die von der Profi-Branche erhoffte Wiederaufnahme des Spielbetriebes entschieden. Die Vorzeichen deuten auf ein Ja der Politik hin, doch ein Signal von höchster Stelle fehlt noch.
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Hat keinen Zweifel am Hygiene-Konzept der Deutschen Fußball Liga: Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister.Foto: Ole Spata/dpa/dpa
Epoch Times5. Mai 2020

Jetzt kommt es auf die Bundeskanzlerin an! Nachdem die Ministerpräsidenten einen breiten Konsens für eine Fortsetzung der Bundesligasaison im deutschen Profifußball erzielt haben, muss beim Polit-Gipfel am Mittwoch nur noch Angela Merkel zustimmen.

Bei einem entsprechenden Votum könnte der Ball vor leeren Zuschauerrängen schon am 15. Mai, spätestens aber in zweieinhalb Wochen wieder rollen. Trotz des jüngsten Skandal-Videos des umgehend suspendierten Hertha-Profis Salomon Kalou, anhaltender Bedenken der Kritiker und eines weiteren Corona-Falls beim Zweitligisten FC Erzgebirge Aue stehen die Zeichen dafür nicht schlecht.

Neben den Länderchefs und der Sportministerkonferenz hegen auch der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) keine Zweifel am nachgebesserten Hygiene-Konzept der Deutschen Fußball Liga.

„Das grundsätzliche Konzept macht Sinn und kann auch Vorbild sein im übrigen für andere Profisport-Bereiche“, betonte Spahn im Deutschlandfunk. Seehofer hatte die DFL-Pläne für eine Wiederaufnahme des wegen der Coronavirus-Pandemie seit Mitte März ausgesetzten Spielbetriebs zuvor bereits als „plausibel“ bezeichnet. Zudem geben die sinkenden Zahlen der übermittelten Neuinfektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2, die das Robert-Koch-Institut am Dienstag verkündete, Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Die DFL hat bereits für Donnerstag eine Mitgliederversammlung anberaumt. Bei der Videokonferenz sollen mit den 36 Profivereinen, von denen die ersten bereits das uneingeschränkte Mannschaftstraining aufgenommen haben, die Ergebnisse des Polit-Gipfels erörtert werden. Am selben Tag öffnet das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund wieder – vielleicht ein gutes Omen für die Bundesliga?

Die Ministerpräsidenten sind sich offenbar weitgehend einig. Nach dpa-Informationen soll das noch am Montag gelöschte Video von Kalou wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Grundsatzentscheidung über eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes in der 1. und 2. Bundesliga haben. Das Konzept der DFL hatte nach den Worten von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet „parteiübergreifend Zustimmung gefunden“. Am Mittwoch wird es auch dem Sportausschuss des Bundestages präsentiert.

Kommt es zu der von den Clubs ersehnten Saison-Fortsetzung, muss die Milliarden-Branche zeigen, ob sie wirklich die Zeichen der Zeit verstanden hat. Das Konzept müsse dann „auch gelebt werden“, mahnte Spahn mit Blick auf die Vorfälle bei Hertha BSC. Er hoffe, „dass jetzt alle verstanden haben, dass es hier um etwas geht“.

Hertha-Stürmer Kalou hatte über Facebook ein Video veröffentlicht, in dem unter anderem zu sehen ist, wie bei seinem Mitspieler Jordan Torunarigha eine Probe für einen Corona-Test genommen wird. Zudem hatte der 34-Jährige Gespräche in der Umkleidekabine unter anderem mit Teamkollege Vedad Ibisevic aufgenommen. Während der Video-Sequenz gab Kalou immer wieder Mitspielern oder Vereinsmitarbeitern die Hand und verstieß damit gegen die von der DFL in ihrem Konzept gemachten Vorgaben.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder reagierte mit Unverständnis. „Da macht die Liga hervorragende Konzepte, und dann gibt es Einzelspieler, wie jetzt zu lesen war, die sich sehr, sehr, sehr unglücklich verhalten“, sagte der CSU-Chef am Dienstag. Dies bringe „das ganze Konzept in Verruf“.

Nach Ansicht von Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, habe aber auch der Verein versagt. „Es ist aus meiner Sicht schlichtweg ein Skandal, dass niemand eingreift, wenn die simpelsten Regeln missachtet werden. Das wirft für mich natürlich erneut Fragen nach der Durchsetzung auf“, sagte Freitag der „Rheinischen Post“. „Sanktionen seitens der DFL sind ja nicht möglich.“

Kalou zeigte sich zumindest einsichtig. „Es war ein großer Fehler“, räumte der Ivorer in einem Interview bei Sport1 ein. „Ich möchte mich an der Stelle aufrichtig entschuldigen. Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich alle respektiere und niemanden in Schwierigkeiten bringen wollte.“

Dennoch: Der von der DFL scharf kritisierte und von den Berlinern streng geahndete Vorfall dient als letzter Beleg dafür, wie fragil das von der Liga erstellte und von der Politik abgesegnete Konzept ist.

Hessens Innenminister Peter Beuth nimmt deshalb vor allem die Clubs in die Pflicht. „Das Video zeigt, dass die Vereine dringend auf ihre Profispieler zugehen müssen“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Das Hygiene-Konzept der DFL bezeichnete er als „durchdacht und schlüssig“. Unter Beachtung der Vorgaben könne noch im Mai eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes erfolgen.

Es wäre eine Freigabe auf Bewährung. Das weiß auch Christian Seifert, weshalb der DFL-Boss jüngst ausdrücklich die Eigenverantwortung der Profis bei der Umsetzung des Konzepts einforderte. Diese ist in der Branche jedoch höchst unterschiedlich ausgeprägt.

Den Millionären in kurzen Hosen wird nicht ganz zu Unrecht öfter vorgeworfen, den Bezug zum realen Leben verloren zu haben – Stichwort Gold-Steaks oder Protz-Autos. Das trifft sicher nicht auf alle Spieler zu, wie die umfangreichen Hilfsmaßnahmen von Fußballern in der Corona-Krise gezeigt haben. Auf etliche Profis aber eben doch.

In der momentan hochsensiblen Diskussion um eine Sonderrolle des Profifußballs in der Corona-Krise kann sich dieser weitere Verstöße kaum leisten. Sollte es doch dazu kommen, fordert der FDP-Vorsitzende Christian Lindner harte Strafen. „Das ist ein Warnschuss für alle, dass jeder Verantwortung tragen muss. Solches individuelle Fehlverhalten muss daher so streng geahndet werden, dass es selbst Fußballmillionären richtig weh tut“, sagte Lindner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur zum Kalou-Fall. Er betonte zugleich: „Dennoch darf daraus nun kein Schaden für die Liga insgesamt entstehen.“ (dpa)



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