Bundesliga-Abstiegskampf im Schneckentempo
Die Schwäche der Anderen als einzige Hoffnung. Im Schneckenrennen der Fußball-Bundesliga um den Klassenverbleib macht sich Verzweiflung breit. Nach zwei Rückrundenspieltagen scheint die Formel recht simpel: Zwei aus Vier.
Schon das zweitbeste Team des Quartetts FC Augsburg, VfB Stuttgart, Hannover 96 und dem 1. FC Nürnberg wird wohl immerhin in die Relegation müssen. Zu groß scheint der Vorsprung des SC Freiburg und von Fortuna Düsseldorf zu sein, die zehn Punkte vor den direkten Abstiegsrängen rangieren.
In der Not erscheint das Bild, das die vier akut abstiegsbedrohten Clubs abgeben, teilweise erbärmlich. Beim mit elf Zählern aus 19 Spielen Vorletzten Hannover 96 gipfelte ein erstaunlicher Prozess öffentlicher Selbstzerfleischung nun im Trainerwechsel. Thomas Doll, nach elf Jahren aus dem Ausland zurück in der Liga, soll als Nachfolger von André Breitenreiter ein verunsichertes Team wieder auf Kurs bringen. Doll ging die schwierige Aufgabe vor dem Einstand am Freitag gegen RB Leipzig mit den üblichen Statements an.
„Die Situation ist nicht einfach. Aber ich denke, dass die Mannschaft genug Qualität hat, da unten rauszukommen“, befand Doll im Gegensatz zu Breitenreiter, der mehrere Wochen lang Verstärkungen gefordert und darüber mit Clubchef Martin Kind öffentlich gestritten hatte.
Ebenfalls öffentlich werden auch beim Tabellen-15. Augsburg (15 Punkte) die Probleme zur Schau gestellt. „Das ganze Jahr 2018 ist die Kurve nach unten gegangen. Ich kann nichts Positives, aber auch nichts Negatives über den Trainer sagen“, moserte der österreichische National-Verteidiger Martin Hinteregger nach dem 0:2 der Schwaben bei Borussia Mönchengladbach und wurde prompt am Dienstag bis auf weiteres vom Mannschaftstraining suspendiert – Geldstrafe inklusive.
Die Unruhe beim für seine sonstige Ruhe und Besonnenheit bekannten FCA gibt den Anhängern Anlass zur Sorge. Trainer Manuel Baum wurde in Ex-Nationalkeeper Jens Lehmann eine starke Persönlichkeit zur Seite gestellt. Wie sich das für Baum auswirkt, bleibt abzuwarten. Schon vor zwei Jahren bekam der Coach in einer ähnlichen Situationen noch einmal die Kurve in Augsburg. Auch diesmal scheint zumindest die Qualität in der Breite des Kaders von allen bedrohten Clubs am Höchsten zu sein.
Diesen Aspekt reklamiert freilich auch Stuttgart für sich – etliche Auftritte in dieser Saison zeigten etwas anderes. Der VfB entschied sich schon früh in der Saison zum Trainerwechsel. Gebracht haben der Rausschmiss von Tayfun Korkut und die Verpflichtung von Markus Weinzierl indes nichts. Angesichts der Krise beim Drittletzten (14 Punkte) scheint ein erneuter Trainer-Austausch nicht unmöglich.
„Der Glaube in Markus Weinzierl ist da. Er macht einen guten Job, ist sehr fokussiert. Wir glauben, dass wir wieder in die Spur kommen“, sagte Sportvorstand Michael Reschke nach dem 1:4 bei Bayern München zwar. Doch ein Alarmsignal sollte dies allemal sein. Auch Korkut bekam von Reschke Ähnliches zu hören – und war kurz darauf beurlaubt.
Entscheidend könnten die nächsten beiden Spiele gegen Freiburg und in Düsseldorf werden. „Das sind schon zwei richtungsweisende Spiele und das weiß die Mannschaft auch“, sagte VfB-Keeper Ron-Robert Zieler.
Auch wenn Freiburg und Düsseldorf mit je 21 Zählern schon weit weg scheinen – vor allem die Fortuna wähnte sich beim bislang letzten Abstieg 2013 in einer ähnlich komfortablen Situation. Damals hatten die Rheinländer nach 19 Spieltagen acht Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, auf dem sie nach 34 Partien aber erstmals standen.
Dennoch macht es das Team von Trainer Friedhelm Funkel bislang bemerkenswert besser als Mit-Aufsteiger 1. FC Nürnberg, der ähnlich schwierige Voraussetzungen hat: Ein geringer Etat und damit kaum Geld für qualitativ gute Nachverpflichtungen. Nur holte die Fortuna bislang zehn Punkte mehr als das Team von Trainer Michael Köllner.
Trotz der schwierigen Bedingungen wächst bei den Fans der Unmut. Die „Club“-Verantwortlichen scheinen dagegen in erster Linie auf die Selbstdemontage der Anderen zu setzen. „Er bleibt unser Trainer. Das schließt für mich ein, mit ihm auch in die 2. Liga zu gehen. Wir sind in den nächsten Jahren darauf angewiesen, Spieler weiterzuentwickeln. Und darin ist er hervorragend“, hatte „Club“-Vorstand Andreas Bornemann zuletzt Ende 2018 gesagt. (dpa)
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