Bosz nach Duselsieg: «Schlechtestes Spiel»
Augsburg (dpa) – Der verführerische Blick auf die Tabelle und der Duselsieg in bester FC-Bayern-Art verleitete keinen Dortmunder zu kernigen Ansagen an den Serienmeister aus München.
Für Peter Bosz bestand nach dem „sehr glücklichen“ 2:1 (2:1) bei einem nach der Pause unentwegt anrennenden FC Augsburg auch keinerlei Grund, wie die Borussen-Fans Meisterhymnen anzustimmen. Im Gegenteil: „Es war das schlechteste Spiel, seit ich Trainer beim BVB bin“, sagte Bosz.
Der Umstand, dass in der Fußball-Bundesliga aber auch mal 45 ansehnliche Minuten zu drei Punkten reichen können, nähren beim BVB den Glauben, dass nach fünf Jahren Münchner Alleinherrschaft diesmal mal wieder ein richtiges Titelrennen möglich ist. „Letztes Jahr haben wir kein Spiel gewonnen, wenn wir so gespielt haben“, hob Kapitän Sokratis hervor. Und Torwart Roman Bürki erklärte: „Genau solche Spiele musst du gewinnen, wenn du was holen willst.“
Diebisch freute sich die BVB-Delegation, dass sie die Bayern vor deren Gastspiel am Sonntag in Berlin mit dem eigenen „dreckigen Sieg“ (Gonzalo Castro) so richtig schön unter Druck setzen konnten. Auch wenn das öffentlich keiner so sagen wollte. „In der Liga haben wir fast 100 Prozent Ausbeute geholt. Das fühlt sich gut an. Die Dinge greifen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc nach dem zumindest national herausragenden Start unter Neucoach Bosz. Vor vier Jahren stand der BVB nach dem 7. Spieltag schon mal mit 19 Punkten vorne. Am Saisonende lag er als Zweiter dann 19 (!) Punkte hinter den Bayern.
In Augsburg spielte die Borussia nur in der ersten Hälfte wie ein Titelanwärter auf. Und der überlegene Auftritt wurde gekrönt durch das schlitzohrige Hackentor von Andrej Jarmolenko (4. Minute) sowie den Geniestreich des Japaners Shinji Kagawa, der den Ball mit einem Lupfer ins Tor zauberte (23.). „Eine Weltklasseaktion“, sagte sogar Augsburgs Manager Stefan Reuter anerkennend.
Nicht meisterlich war die Defensivleistung des BVB, auch wenn es für die Augsburger nur zu einem Tor beim Kopfballtreffer von Caiuby zum 1:1 reichte (11.). „In der zweiten Halbzeit hätten wir einen Punkt verdient gehabt, deshalb ärgern wir uns richtig“, klagte FCA-Coach Manuel Baum. „Der Lucky Punch fehlte“, urteilte Augsburgs Kapitän Daniel Baier. Sein Trost: „Wir haben gegen eine Spitzenmannschaft überzeugt.“ Ein Abstiegskandidat ist dieser FCA jedenfalls nicht.
Das Dortmunder Happy-End bewahrte auch BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang vor Debatten über Nachlässigkeiten und Arroganz. Der achtfache Saisontorschütze vergab mehrfach das mögliche 3:1 für die Borussia. Höhepunkt seiner Leichtfertigkeit war der nach einem Videobeweis ausgesprochene Foulelfmeter, den Aubameyang dem guten Augsburger Schlussmann Marwin Hitz in die Hände löffelte (79.).
„Es gibt keine Kritik, man muss Auba nicht angreifen. Er hat uns schon oft den Arsch gerettet mit seinen Toren“, sagte Teamkollege Castro. Auch Zorc gestand Aubameyang den „schwarzen Tag“ zu. „Er hat schon so viele Spiele für uns gewonnen“, meinte der Sportchef.
Bosz hielt es beim Urteil über seinen Torjäger wie mit der Gesamtbewertung der eigenen Teamleistung: „Die Ausführung des Elfmeters war ungefähr so, wie wir in der zweiten Hälfte gespielt haben. Solche Spiele macht man zweimal im Jahr – und Auba auch.“
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