«Bin kein Statist»: Neuers Kampfansage an Kronprinz Nübel
Manuel Neuer saß bei seiner Neujahrsbotschaft an die Bayern-Bosse und seinen künftigen Kronprinzen Alexander Nübel im Teamhotel auf einem rot-goldenen Sessel, der wie ein Thron wirkte.
Der exponierte Platz passte zum Klartext, den der Nationaltorhüter und Kapitän am dritten Tag des Trainingslagers in Katar nach München und Gelsenkirchen übermittelte. Neuer pocht auch in Zukunft beim deutschen Fußball-Rekordmeister auf seinen Status als Nummer 1, die möglichst jede Minute im Tor steht, wenn sie einsatzfähig ist.
Die Verpflichtung des zehn Jahre jüngeren Schalke-Keepers Nübel ist für Neuer zwar kein maßgebliches Kriterium für die eigene Zukunftsplanung. Aber sie ist doch relevant für die vom Verein und auch von ihm angestrebte Vertragsverlängerung über 2021 hinaus.
„Das ist eine Entscheidung des Vereins im Hinblick auf die nächsten Jahre“, erklärte Neuer am Montag in Doha zu Nübel. „Alex ist ein Top-Torwart, dem vielleicht auch irgendwann die Zukunft gehört. Aber für mich spielt das keine Rolle, dass er zum FC Bayern kommt.“ Es sei sogar „unerheblich“ für ihn, behauptete Neuer auf Nachfrage.
Das stimmt – und stimmt auch wieder nicht. Die Bayern hatten den ablösefreien Wechsel des hochtalentierten Nübel (23) auf der Anreise nach Katar bestätigt. Der ehemalige U21-Nationaltorwart erhält einen Vertrag bis 2025. Und Nübel soll offenbar von Anfang an hin und wieder zum Einsatz kommen, worüber Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic angeblich auch schon mit Neuer gesprochen hat. Dass das publik wurde, irritiert und verärgert den Torhüter. „Über Gespräche hinter verschlossenen Türen – und wenn Brazzo und ich nur alleine saßen – sollte man nichts sagen. Bei mir kommt nichts raus. Alle anderen sollen machen, was sie wollen“, kommentierte Neuer.
Der 33-Jährige denkt nicht an einen Verzicht auf Einsätze. „Ich bin Sportler, ich bin Profi – und ich will immer spielen. Ich bin kein Statist, sondern Protagonist“, lautete seine Ansage an die Führung des FC Bayern, der seit Jahresbeginn auch Oliver Kahn angehört.
Neuer verwies extra auf das Beispiel der aktuellen Nummer 2. Sven Ulreich kam in keinem der 26 Pflichtspiele dieser Saison zum Zuge. Neuer stand die kompletten 2340 Spielminuten im Bayern-Tor. „Da kann man keine Unterschiede machen“, plädierte Neuer darum in Doha. Auch Ulreich hätte es grundsätzlich „verdient“ gehabt, zu spielen.
Die Thematik dürfte in den weiteren Vertragsgesprächen über eine vorzeitige Verlängerung um zwei Jahre bis 2023 eine Rolle spielen. Als Knackpunkt? „Das weiß ich nicht. Das hängt ja davon ab, wie die Gespräche stattfinden zwischen Bayern und mir. Aktuell war es noch nicht so, dass man darüber gesprochen hat, wer welche Spiele bekommt“, antwortete Neuer.
Wichtiger sind für ihn Faktoren wie die Qualität des Kaders und besonders die Personalie Trainer. Der entscheide in letzter Instanz auch, wer im Tor stehe. Und so betonte Neuer, dass die Arbeit mit Hansi Flick „sehr viel Spaß“ bereite: „Und es ist für mich natürlich auch ausschlaggebend, wer langfristig Trainer wird.“
Bei Flick, der beim gemeinsamen WM-Triumph 2014 Co-Trainer von Bundestrainer Joachim Löw war, müsste Neuer auch in Zukunft nichts befürchten. Flick, der vorerst bis Saisonende Bayern-Coach ist, positionierte sich in Doha klar zu Neuer: „Manuel ist für mich der weltbeste Torhüter. Von daher wird Bayern schon alles daran setzen, dass man ihn weiterverpflichtet.“
Neuer möchte das auch. 2021 ist schließlich keine „Deadline“ für seine Karriere: „Ich bin als ältester Spieler der Mannschaft sehr hungrig und motiviert.“ Er wolle solange im Bayern-Tor stehen, „wie ich mich gut fühle, Leistung zeigen kann, mir Fußball spielen Spaß macht, ich gebraucht werde und das Gefühl habe, dass es wichtig ist, dass ich auf dem Platz stehe und das Team mich braucht.“
In Doha ist täglich zu sehen, wie hart und fokussiert Neuer dafür arbeitet, seine zurückerlangte Weltklasseform auch im EM-Jahr zeigen zu können. Einen „Leader“ nannte ihn Teamkollege Joshua Kimmich am Montag. „Ich habe Ziele vor Augen mit unserer Mannschaft. Wir können alles erreichen“, sagte Neuer auch Richtung Herbstmeister Leipzig.
Nübels Entscheidung, nach München zu wechseln, kommentierte Neuer auch mit einer Spitze. Er wechselte als 25-Jährige einst auch von Schalke zum FC Bayern. Aber da stand in München keine unantastbare Nummer 1 wie Oliver Kahn mehr im Tor. „Ich kann mich nicht in Alex Nübel hineinversetzen. Ich bin als Manuel Neuer ein Spieler gewesen, der damals auch immer spielen wollte. Ich wollte immer die Nummer 1 sein.“ (dpa)
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