Abschied unter Tränen: Biathlon-Superstar Bö hört auf

Der beste Biathlet der jüngeren Geschichte hört überraschend bald auf. Johannes Thingnes Bö beendet bereits nach dem Winter seine Karriere – und macht nicht bis Olympia weiter.
Kann seine Emotionen nicht zurückhalten: Johannes Thingnes Bö.
Kann seine Emotionen nicht zurückhalten: Johannes Thingnes Bö.Foto: Sven Hoppe/dpa
Epoch Times18. Januar 2025

Biathlon-Superstar Johannes Thingnes Bö beendet überraschend nach diesem Winter seine Karriere. Der 31 Jahre alte Rekordweltmeister, der eigentlich erst nach den Olympischen Winterspielen 2026 zurücktreten wollte, gab das bevorstehende Ende seiner Laufbahn beim Weltcup in Ruhpolding bekannt.

Seinen Rücktrittstext las Bö von seinem Handy ab und bekam gerade so einen Satz heraus, bevor er auf dem Podium in Tränen ausbrach und erst einmal kurz nicht weitersprechen konnte. „Das ist richtig hart“, sagte Bö und wischte sich die feuchten Augen wieder trocken.

Biathlon verliert damit seinen Superstar, der ein Jahr früher geht, als er es eigentlich vorhatte. Schon die Olympischen Winterspiele in Italien im kommenden Jahr finden ohne den fünfmaligen Goldmedaillengewinner und 20-maligen Weltmeister statt.

„Ich weiß, dass ich es schaffen könnte, noch öfter zu gewinnen, weil ich eine unglaubliche Gabe habe. Ich muss fast nicht trainieren, um die Nummer eins zu sein“, sagte Bö: „Aber es reicht nicht, um noch ein Jahr weiterzumachen.“

Familie wichtiger als Siege

Die vergangenen Jahre haben an Bö gezehrt. „Es nimmt dir und den Menschen um dich herum sehr viel, die Nummer 1 in deinem Sport zu bleiben“, sagte er. Der fünfmalige Gesamtweltcupsieger freut sich nun auf die Zeit mit seiner Familie.

Zu Hause warten auf den 31-Jährigen neben Frau Hedda auch die Kinder Gustav und Sofia. „Die nächsten Rennen und Punkte sind nicht ganz so wichtig, wenn man eine Familie hat“, sagte Bö. Auf Instagram postete er ein emotionales Foto mit seinen beiden Kindern zur Rücktrittsankündigung.

„Ich bin sehr motiviert, so gut wie möglich abzuschließen und Gelb zu verteidigen“, sagte Bö. Gesamtweltcupsieg Nummer sechs ist das Ziel, bevor er sich am 23. März nach dem Massenstart bei seinem Heimspiel am Holmenkollen hoch über Norwegens Hauptstadt Oslo zum letzten Mal nach einem Wettkampf die Ski abschnallt. „Ich bin bereit für das nächste Kapitel“, sagte Bö.

Anerkennung und Respekt seiner Rivalen

„Diese Entscheidung zeigt, dass der Mann noch inspirierender ist als der Champion“, schrieb sein früherer französischer Dauerrivale Martin Fourcade.

Johannes Thingnes Bö holte in Oberhof als erster Skijäger Medaillen in allen sieben WM-Rennen.

Johannes Thingnes Bö holte in Oberhof als erster Skijäger Medaillen in allen sieben WM-Rennen. Foto: Martin Schutt/dpa

Sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid, der im Gesamtweltcup nur 48 Punkte hinter Bö liegt, schrieb: „Niemand oben, niemand daneben. Danke, dass ich ein Teil deiner Reise sein durfte.“ Er würdigte Bö als GOAT: Greatest Of All Time – der Größte aller Zeiten.

„Wow, das ist die beste Medaille, die du je gewonnen hast!!! Karriere für die Familie beenden, Respekt. Du bist echt ein Vorbild“, schrieb Olympiasieger Michael Rösch.

Zu seiner Abschiedspressekonferenz wurde keine zwei Stunden vor dem Termin um 12:00 Uhr eingeladen, kaum jemand hatte mit dieser Entscheidung des besten Skijägers der Welt zu diesem Zeitpunkt gerechnet.

„Ich will, dass ihr alle Bescheid wisst“, sagte Bö. Einen Tag zuvor war er mit der norwegischen Staffel beim Weltcup im Chiemgau als Schlussläufer noch auf Platz vier gelaufen.

Ein Rekord nach dem anderen

Bö hatte 2013 sein Debüt im Weltcup gegeben und stellte in seiner Laufbahn viele Rekorde auf. Der Dauersieger ist mit 20 WM-Goldmedaillen gemeinsam mit seinem Landsmann Ole Einar Björndalen Rekordweltmeister. Den alleinigen Rekord will sich der Ausnahmekönner aus Stryn bei seiner letzten Weltmeisterschaft in Lenzerheide vom 12. bis 23. Februar holen.

Johannes Thingnes Bö gewann bisher fünfmal den Gesamtweltcup.

Johannes Thingnes Bö gewann bisher fünfmal den Gesamtweltcup. Foto: Jussi Nukari/Lehtikuva/dpa

Zudem schaffte er bisher 79 Weltcupsiege und insgesamt 88 Karriereerfolge. Nur Björndalen steht in dieser Statistik mit insgesamt 95 Erfolgen vor ihm. In Einzelrennen stand Bö 135 Mal (88 Siege) auf dem Podest. Dazu kommen 72 Podien (42 Siege) in den Staffelwettbewerben.

2023 machte Bö die WM in Oberhof zu seinen Festspielen, als er als erster männlicher Biathlet sieben Medaillen bei einer Weltmeisterschaft holte – davon fünfmal Gold. Aus Oberhof wurde scherzhaft „Boeberhof“.

In der Saison 2018/19 holte Bö 19 Siege, auch das ist Rekord. Zudem schaffte er es im Winter 2022/2023 inklusive der WM, elf Rennen nacheinander zu gewinnen. In der Saison 2018/19 holte Bö 19 Triumphe, auch das ist eine Bestmarke, die wohl so schnell keiner erreichen wird.

Dass er nun geht, ist unumstößlich, betonte Bö und fügte hinzu: „In 20 Jahren, wenn meine Kinder ausziehen, werde ich das sicher nicht bereuen.“ Am Sonntag (12:30 Uhr/ARD und Eurosport) tritt er in Ruhpolding im Massenstart wieder an. Pläne für die Zeit nach der Karriere hat er noch nicht. „Aber ich werde Biathlon sicher in irgendeiner Form treu bleiben.“ (dpa/red)



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