Bayerns Meister-Party ohne viel Glamour
Keine Weißbierduschen, keine Fans, keine emotionale Feier mit den Familien auf dem Rasen. Der FC Bayern freut sich aber auch ohne eine Titel-Party im gewohnten Rahmen auf die Ehrung mit der Meisterschale zum Ende der komplizierten Corona-Spielzeit.
Unter Einhaltung der strengen Hygieneregeln bekommt Kapitän Manuel Neuer am Samstag nach dem Abpfiff der 57. Bundesliga-Saison in der Arena des VfL Wolfsburg die Trophäe überreicht. Für den passenden Rahmen müssen die Stars des deutschen Fußball-Rekordchampion selbst sorgen. Um vor dem DFB-Pokalendspiel gegen Bayer Leverkusen nicht aus dem Takt zu kommen, streben sie den nächsten Sieg in ihrer aktuellen Rekordserie an.
„Es ist wichtig, dass wir nach der vorzeitigen Meisterschaft im Rhythmus bleiben“, sagte Trainer Hansi Flick. Gegen Freiburg habe das zuletzt beim 3:1 „sehr gut“ geklappt. „Genauso wollen wir es in Wolfsburg machen.“ Ganz nebenbei winkt Flick bei einem Sieg eine Bestmarke von Jupp Heynckes aus der Triple-Saison: Damals glückten den „Super-Bayern“ in der Rückrunde 16 Siege bei einem Remis.
„Wir haben noch zwei spannende Wochen, da wollen wir noch mal marschieren“, sagte Thomas Müller. Nach dem Cup-Finale von Berlin steht eine kurze Urlaubspause dann. Dann lockt die Champions League, in der das Finale am 23. August in Lissabon ausgetragen wird.
Doch erstmal geht’s zum VfL Wolfsburg, gegen den die Münchner 15 der vergangenen 17 Ligaspiele gewannen. „Es scheint so, als wären sie gerade unbesiegbar – egal wie ihre Konstellation und egal wie der Wettbewerb ist“, sagte VfL-Trainer Oliver Glasner vor dem Kräftemessen des Tabellensechsten mit dem Branchenführer.
Vier Treffer fehlen den Münchnern zur magischen Marke von 100. Der Ligarekord der Gerd-Müller-Bayern steht bei 101 Toren in der Saison 1971/72. „Dieses Vertrauen, das Urvertrauen in deine Stärke, kannst du durch Siege untermauern. Und ich hoffe, dass wir das noch lange so beibehalten können“, sagte Flick.
Der 55-Jährige ließ schon zuletzt gegen Freiburg einige Spieler aus der zweiten Reihe ran. Für Wolfsburg kündigte er frühzeitig den Einsatz eines nicht wirklich in München angekommenen Leih-Profis an. Álvaro Odriozola werde „auf jeden Fall von Anfang an spielen“.
Der Außenverteidiger ist von Real Madrid bis zum 30. Juni ausgeliehen. Die ursprünglich vereinbarten Laufzeiten enden dann auch für Ivan Perisic (Inter Mailand) und Philippe Coutinho (FC Barcelona). „Ich hätte den Kader, den wir aktuell zur Verfügung haben, natürlich auch gerne für die Champions-League-Phase beisammen“, sagte Flick. Coutinho war zuletzt – wie auch Niklas Süle nach einem Kreuzbandriss – wieder ins Teamtraining zurückgekehrt. Er könnte gegen den VfL nach seiner Knöchel-Operation wieder spielen.
Die Titel-Zeremonie ohne stimmungsvolles Fan-Ambiente und nur vor den Augen einer kleinen Club-Delegation klingt nicht glamourös. Stolz sind die Bayern über das achte Championat nacheinander und das 30. insgesamt aber allemal. „Es fühlt sich sehr besonders an, jeder Titel ist besonders auf seine eigene Art. Jede Saison schreibt ihre eigene Geschichte“, sagte Innenverteidiger Jérôme Boateng. Er erinnerte an eine schwierige Hinrunde mit zeitweise sieben Punkten Rückstand auf Rang eins. „Wir haben uns unglaublich zurückgekämpft als Mannschaft und eine unglaubliche Serie hingelegt“, sagte Boateng.
Diese Serie von erstmals im deutschen Profifußball erreichten 15 Pflichtspielsiegen am Stück soll in Wolfsburg weitergehen. „So lange alles möglich ist, ist auch das Triple möglich“, sagte Boateng, der schon beim einzigartigen Dreifach-Triumph in Bundesliga, Pokal und Champions League 2013 dabei war. „Wir möchten immer das höchste Ziel angreifen, und das ist in jedem Wettbewerb der Titel“, sagte Boateng. (dpa)
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