Bayern-Kapitän Neuer schlägt Alarm – Transferstau in München
Kurz vor dem Trainingsauftakt beim FC Bayern hat Kapitän Manuel Neuer seine langfristige Zukunft beim Rekordmeister in Frage gestellt. Der Vertrag des Nationaltorhüters mit den Münchner läuft zwar noch zwei Jahre, doch Neuer macht sich schon jetzt Gedanken.
An das Karriereende mit dann 35 Jahren würde der Keeper nicht denken, sagt sein Berater Thomas Kroth. „2021 will er nicht aufhören“, so der 59-Jährige Fußball-Manager in der „Süddeutschen Zeitung“. Deshalb käme „jetzt die Phase, in der er sich entscheiden muss: Wie geht es perspektivisch weiter? Die Vertragsverlängerung und ein Karriereende beim FC Bayern ist natürlich das nahe liegende Modell. Aber nicht das einzige.“
Neuer verknüpft seine Zukunft beim Rekordmeister mit der sportlichen Perspektive. „Manuel ist erfolgsorientiert. Mein Eindruck ist, dass der Abstand zu den vier englischen Top-Teams schon gravierend ist und der Münchner Kader aktuell noch nicht entsprechend – also konkurrenzfähig – aufgestellt ist, um auch die Ziele von Manuel ernsthaft anzugehen“, sagt Kroth. „Wenn er merkt, der FC Bayern klotzt ran, dann wird er noch mal richtig aufblühen.“
Zehn Jahre nachdem Philipp Lahm mit seiner Kritik an der Transferpolitik der Münchner für Wirbel sorgte, hat nun Neuer den Finger gehoben – oder heben lassen. Seinerzeit war Lahm für sein kritisches Interview in der „Süddeutschen Zeitung“ mit einer Geldstrafe belegt, aber 2011 trotzdem zum Bayern-Kapitän befördert worden. Die Münchner rüsteten auf und steigerten ihre Transferausgaben. Das historische Triple 2013 unter Trainer Jupp Heynckes war die Krönung.
Neuer, Nachfolger von Lahm als Spielführer, lässt nun seinen Berater sprechen. Ex-Bundesligaprofi Kroth gibt auch einen Einblick in die Gefühlswelt des Nationalkeepers, der in der vergangenen Saison auf dem Platz keine ganz so einfache Zeit hatte und beinahe das DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig verpasst hätte. „Wir haben gewusst: Nach der einjährigen Pause wird eine Verletzung irgendwann kommen – Manuel ist im Jahr davor fast sechs Monate an Krücken gelaufen. Leider war es dann ein unglücklicher Zeitpunkt“, sagte Kroth und betonte, dass nach einer langen Verletzungspause oft auf ein Hoch eine schwächere Phase folge. „Zudem gab es für ihn als Kapitän auch im Verein vieles zu bewältigen: neuer Trainer, Aufbau einer neuen Mannschaft, Schaffung neuer Strukturen. Das zehrt.“
Dabei steht die neue Bayern-Mannschaft noch lange nicht – auch wenn Stürmerstar Robert Lewandowski (30) nach Sky-Informationen seinen 2021 auslaufenden Vertrag um weitere zwei Jahre verlängern soll. Doch von der groß angekündigten Transferoffensive der Münchner ist bislang nichts zu sehen. Nach dem Wechsel von Ex-Weltmeister Mats Hummels zum Bundesliga-Rivalen Borussia Dortmund sowie den Abgängen der Altstars Rafinha (33), Arjen Robben (35) und Franck Ribéry (36) gibt es offenbar Probleme auf dem Transfermarkt.
Der Wechsel von Nationalstürmer Leroy Sané von Manchester City scheint nicht realisierbar und auch eine Verpflichtung von Ousmane Dembélé vom FC Barcelona hat sich offenbar erledigt – wenn die Bayern ihn denn wirklich haben wollten. Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu sagte am Freitag: „Dembélé ist jung, talentiert und bietet noch viel mehr. Ich halte ihn für besser als Neymar. Er hat noch so viel Entwicklungspotenzial, deshalb wollen wir ihn behalten.“ Auch Chelsea-Youngster Callum Hudson-Odoi soll sich gegen einen Wechsel nach München entschieden haben.
Bislang haben die Bayern für die Abwehr zwei französische Weltmeister verpflichtet: Benjamin Pavard, mit dem VfB Stuttgart in Liga zwei abgestiegen, und Lucas Hernández von Atlético Madrid, der sich gerade von seinen Knieverletzungen erholt. Zudem steht der 19 Jahre alte Stürmer Jann-Fiete Arp vom Zweitligisten Hamburger SV fest. Borussia Dortmund scheint besser investiert zu haben – der Vize-Meister gilt als großer Bayern-Herausforderer. Doch möglicherweise haben die Münchner, die am Montag als letzter Bundesligist mit der Saisonvorbereitung beginnen, allen Grund zur Gelassenheit. „Wenn sie wüssten, was wir schon sicher haben für die neue Saison“, hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor einigen Monaten im Fernsehen gesagt. (dpa)
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