Ballon d’Or: Monotonie mit Messi und Ronaldo
Als Kronzeugen eines fairen Wahlmodus schickte die FIFA vor der Zeremonie am Montag im Kongresshaus von Zürich den Brasilianer Kaka vor, der vor acht Jahren als letzter Profi vor der Messi-Ronaldo-Ära die Auszeichnung erhalten hatte.
„Es gab immer eine Rotation. Ronaldo und Zidane haben dreimal gewonnen, aber es gab auch andere Spieler, Namen wie Figo, Ronaldinho, mich selbst, Rivaldo, Cannavaro. Dann begann die Serie von Cristiano und Messi, nur mit den beiden – und es ist fair für das, was sie Jahr um Jahr geleistet haben“, sagte der Weltfußballer des Jahres 2007.
Wenn der durch seine Skandale krisengeschüttelte Weltverband bei der Gala einen kurzen Moment der Festlichkeit begehen kann, geht es nur um die Frage: Gewinnt Messi seinen fünften Ballon d’Or oder kann Cristiano Ronaldo zum dritten Mal in Serie und zum vierten Mal überhaupt die mit Diamanten besetzte Trophäe holen?
DER FAVORIT: Viel spricht für Messi, der mit dem FC Barcelona fünf Titel gewann. 43 Tore erzielte er für die Katalanen auf dem Weg zum Meistertitel, zehn Tore bis zum Triumph in der Champions League in Berlin. Zudem stand unter der Woche – ob Zufall oder Technikpanne ist nicht geklärt – der Name Messi schon kurz in der Siegerliste auf der FIFA-Homepage.
DER TITELVERTEIDIGER: Ronaldo kann keinen Titel vorweisen – aber individuelle Rekordzahlen wie seine 16 Königsklassen-Tore im Kalenderjahr, inklusive der elf Treffer allein in der abgelaufenen Gruppenphase. Weiteres Argument für den Portugiesen: Seine geschickte Selbstvermarktung, deren dauerhafter Bestandteil der natürliche Anspruch auf den Titel des besten Fußballers der Welt ist.
„Das ist Teil meines Erfolges. Ich wurde geboren, um der Beste zu sein. So bin ich, und wenn alle meine Erfolge im Fußball darin begründet sind, würde ich nichts daran ändern“, lautete die jüngste selbstbewusste Aussage des 30-Jährigen.
Der Unterschied der Superstars in der öffentlichen Wahrnehmung wird deutlich, wenn man ein Messi-Statement dagegenstellt. „Es wäre schön, wieder zu gewinnen, das kann ich nicht verleugnen. Aber das Wichtige sind die Pokale, die die Mannschaft gewonnen hat – und es waren ein paar, zum Glück“, sagte der Argentinier.
DER AUSSENSEITER: Sein Mannschaftskollege Neymar ist in diesem Jahr der dritte für das Finale Nominierte, dem wieder einmal praktisch keine Siegchancen zugerechnet werden. Diese Rolle hatten in den vergangenen Jahren in Franck Ribéry und Manuel Neuer zwei Profis des FC Bayern inne. In diesem Jahr bleibt die Münchner Fraktion um den in der Trainerkategorie nominierten Pep Guardiola sowie die elf Profis im Rennen um einen Platz in der Weltauswahl der Zeremonie wegen des laufenden Trainingslagers in Katar fern. Der deutsche Fußball wird durch Célia Šašić vertreten. Die WM-Torschützenkönigin ist nach ihrem frühen Karriereende neben Carli Lloyd (USA) und Aya Miyama (Japan) bei den Frauen nominiert.
Neymar ist der erste Brasilianer seit Kaka, der überhaupt den Sprung in die Endausscheidung schaffte. Indirekt wird damit ein Vorurteil aus Südamerika bestätigt, wonach nur Spieler, die in Europa spielen, bei der Wahl Berücksichtigung finden. Zu seinen nicht minder erfolgreichen Zeiten für den FC Santos landete Neymar maximal in den Top Ten. Mediale Präsenz ist ausschlaggebend für den Erfolg, wenn die Nationaltrainer und Kapitäne der 209 Mitgliedsverbände der FIFA sowie ausgewählte Journalisten aus aller Welt ihre Stimmen abgeben.
Die FIFA hat ein Interesse, die Spannung anzuheizen und schickte im Wochenrhythmus Aussagen prominenter Protagonisten um die Welt. „Ich gehe davon aus, dass es wieder Ronaldo wird, der von sich sagt, er sei der beste Spieler. Was soll er auch anderes tun“, sagte der frühere deutsche Nationaltorwart Oliver Kahn auf der FIFA-Homepage. Messis früherer Barca-Kollege Xavi ist natürlich für seinen Kumpel.
Eine salomonische Sichtweise äußert der frühere englische HSV-Star Kevin Keegan: „Überlegen Sie doch mal, was für ein Glück wir haben, dass es gleich zwei solcher Spieler gibt. So etwas kommt nicht oft vor. Ehrlich gesagt hätten die beiden sich die Auszeichnung in den vergangenen vier Jahren teilen müssen. Man hätte sagen können: ‚Ronaldo und Messi sind die gemeinsamen Gewinner‘, denn die beiden waren im Vergleich mit allen anderen auf einem anderen Niveau.“
(dpa)
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