Angeknocktes Leipzig bei den Bayern: Reifeprüfung für Werner
Seine Dienstreisen nach München sind für Timo Werner nicht mit den besten Erinnerungen verbunden.
Richtig gut war der Nationalspieler dort in Diensten von RB Leipzig nie, seine Torstatistik steht bei null, zweimal musste er in der Allianz Arena vorzeitig vom Feld. Nun soll ausgerechnet am Sonntag (18.00/Sky) im Top-Spiel der Fußball-Bundesliga alles besser werden, wenn Werner mit drei Spielen ohne Tor im Gepäck wieder beim Rekordmeister antritt.
Entsprechend realistisch sieht der 23-Jährige die Lage. „Wir müssen, wie schon in den ersten Bundesligajahren, in diesen Topspielen mehr laufen und mehr kämpfen als der Gegner. Sonst können wir nicht gewinnen“, sagte Werner dem „kicker“. Auch wenn die Vorzeichen nicht die besten sind, kommt in dieser Saison auf jeden Fall ein besserer Timo Werner nach München.
Seine Torquote ist mit 20 Toren nach 20 Spielen herausragend, nur Bayern-Star Robert Lewandowski ist besser (22). Werners Spiel ist unter Julian Nagelsmann variantenreicher sowie konstanter geworden. Er sucht nicht mehr in jeder Aktion den Abschluss, sondern lässt sich oft bewusst fallen und hat ein gutes Auge für seine Mitspieler entwickelt. Zudem ruht der Angreifer seit seiner Vertragsverlängerung und dem temporären Ende aller Bayern-Spekulationen in sich.
Ob Werner trotzdem eines Tages in München und sogar an der Seite von Lewandowski stürmen könne, darüber wollte Bayern-Trainer Hansi Flick nicht spekulieren. „Im Leben gibt es vieles, das machbar ist. Im Moment darf ich mir nur Gedanken über Robert Lewandowski machen. Er ist für mich der beste Mittelstürmer, seine Torquote ist sensationell.“ Die Leistungen von Werner wolle er nicht bewerten, sagte Flick. „Ich schätze ihn sehr.“
Die Anerkennung für den Leipziger Torjäger ist auch bei Flicks Spielern groß. „Für Timo freut es mich sehr. Er hat in der Hinrunde schon 18 Tore geschossen. Das soll nicht abwertend gemeint sein, aber bei Leipzig ist es schon noch einmal eine andere Hausnummer als bei Bayern München, so viele Tore zu erzielen“, sagte Bayerns Nationalspieler Joshua Kimmich. Alle 85 Minuten schießt Werner in dieser Bundesliga-Spielzeit ein Tor, Lewandowski alle 81.
Dennoch kamen zuletzt aus München immer wieder Spitzen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic moserte, dass Werner zu viele Räume brauche und nicht ins Bayern-System passen würde. Sky-Experte und Ex-Profi Dietmar Hamann legte jüngst nach, dass Werner bei den Bayern auf der Seite spielen müsste und dafür zu wenig trickreich sei. Denn die Mitte besetzt in München Lewandowski.
Der trifft noch häufiger als der Leipziger und ist zudem als Stürmertyp kompletter. Aber den aktuellen Vergleich findet Werner zu kurzsichtig. „Top-Stürmer wie Suarez und Lewandowski waren mit 23 auch nicht auf dem Niveau, das sie dann mit 28 erreichten. Also habe ich auch noch reichlich Zeit, um mich zu verbessern“, bemerkte Werner. So hatte Lewandowski mit 23 Jahren nach 20 Spielen „nur“ 14-mal für Dortmund getroffen.
Acht Jahre später wandelt der polnische Nationalstürmer auf den Spuren von Gerd Müller. Lewandowski ist der erste Spieler der Bundesliga-Geschichte nach dem „Bomber der Nation“, der nach 20 Spieltagen 22 Tore auf dem Konto hat. Trifft er gegen Leipzig mindestens doppelt, überholt er Müller Bestmarke aus den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 sogar.
Werner dürfte das mit Anerkennung verfolgen, doch letztlich hat er andere Ziele. Und für die und seine Entwicklung wäre eine starke Leistung in München immens wichtig. Das Potenzial dazu hat er allemal. (dpa)
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