Alonso fehlt Antrieb: Altmeister vor nächster Frustsaison
Auf der langen Reise nach Australien hat Fernando Alonso viel Zeit für trübe Gedanken. Wenn der dienstälteste Formel-1-Pilot am Freitag ins Flugzeug zum Saisonauftakt nach Melbourne steigt, muss er schon wieder mit einem Frustjahr am falschen Ende des Feldes rechnen.
„Es ist doch kein Geheimnis, dass wir nicht glücklich sind und nicht behaupten können, alles wäre in Ordnung“, sagte der Spanier nach dem Desaster für das McLaren-Team bei den Testfahrten in Barcelona.
Eigentlich wollte der 35-Jährige in seiner 16. Formel-1-Saison endlich wieder um den Titel mitfahren. Zwei Aufbaujahre beim britischen Traditionsteam haben Alonso vor allem wegen des zeitweise überforderten Motorenpartners Honda bisweilen an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit gebracht. Mit dem neuen Regelwerk, den schwerer beherrschbaren Autos und einem veränderten Triebwerk wollten McLaren und Alonso nun wieder angreifen. Stattdessen musste er wenige Tage vor dem ersten der 20 Grand Prix 2017 feststellen: „Wir haben nur ein Problem: den Motor.“
In seinem dritten und vorerst letzten Vertragsjahr bei McLaren muss sich der zweimalige Weltmeister mehr denn je fragen, ob seine Rückkehr zum einstigen Branchenführer im Herbst seiner Karriere der richtige Schritt war. Alonso gilt zwar noch immer als der Pilot mit der höchsten Antrittsgage, doch das satte Millionengehalt ist seit langem eher Schmerzensgeld. Seine beiden Titel gewann Alonso vor mehr als zehn Jahren. Der letzte seiner 32 Grand-Prix-Siege datiert vom 12. Mai 2013. In den vergangenen beiden Jahren waren drei fünfte Plätze Alonsos beste Resultate.
Dennoch bestritt der Asturier, nach dem überraschenden Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg im Winter bei einer Mercedes-Anfrage in Versuchung geraten zu sein. Er habe erklärt, „dass ich sehr glücklich hier bin und dass es keinen Grund gibt über irgendeine Möglichkeit zu sprechen“, versicherte Alonso. Das allerdings war vor der Pannenserie bei den Probetagen.
Öllecks, elektronische Probleme und andere Defekte sorgten dafür, dass Alonso und sein neuer belgischer Teamkollege Stoffel Vandoorne in acht Tagen nur 1978 Kilometer fahren konnten – weniger als alle anderen Rennställe. Zum Vergleich: Spitzenreiter Mercedes spulte 5102 Kilometer ab. Zudem fehlen dem Honda-Motor offenbar einige PS zur Konkurrenz, auf den Geraden war der jetzt grell-orange lackierte McLaren 20 Stundenkilometer langsamer. „So viele Probleme hätte ich nicht erwartet. Alles, was vorgefallen ist, ist uns auf dem Prüfstand nie untergekommen“, gestand Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa.
Für Alonso ist das schwer zu ertragen. „Wenn man an McLaren denkt, hat man Angst vor ihnen, weil man weiß, dass McLaren die Dinge schnell löst – das brauchen wir jetzt“, mahnte der Ex-Champion. Seine Vorfreude auf Melbourne ist seit dem Vorjahr ohnehin getrübt. 2016 schockte Alonso beim Saisonstart mit einem beängstigenden Unfall die Formel-1-Welt. Nun reist der Altmeister schon wieder in Erwartung neuer Enttäuschungen nach Australien. (dpa)
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