Alarm beim HSV – Coach Gisdol mit XXL-Hals

Ein leidenschaftlich spielender Gegner macht den lahmen HSV-Profis vor, wie Abstiegskampf funktioniert. «Ingolstadt war voll auf Sendung - und wir nicht», klagt der Trainer. Kommt Hilfe aus Brasilien?
Titelbild
HSV-Trainer Markus Gisdol war nach der Niederlage in Ingolstadt bedient.Foto: Armin Weigel/dpa
Epoch Times29. Januar 2017

In Trainer Markus Gisdol brodelte es. Und der neue Sportdirektor des HSV hatte ebenfalls einen dicken Hals – Kragenweite XXL.

„Man hat gesehen, wie Abstiegskampf geht. Leider haben wir das nicht gezeigt, sondern der Gegner“, schimpfte Jens Todt nach dem 1:3 (0:2) des Hamburger SV im Abstiegsduell mit dem FC Ingolstadt.

Gisdol sah im Ingolstädter Sportpark vor allem eine erste Hälfte seiner Mannschaft, die „so nicht zu tolerieren“ sei. „Ingolstadt war voll auf Sendung – und wir nicht“, rügte der Fußballlehrer. Gisdol kündigte intern Klartext an. „Wir stehen extrem mit dem Rücken zur Wand, das muss jedem bewusst sein“, sagte er nach dem Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz. Es herrscht Alarm beim HSV!

Zwei verlorene Spiele im neuen Jahr haben ausgereicht, um beim bislang unabsteigbaren Bundesliga-Gründungsmitglied mal wieder den Notstand auszurufen. Gisdol äußerte nach elf Niederlagen in den ersten 18 Saisonspielen (Negativrekord für den HSV) einen bösen Verdacht. „Ich glaube, dass der eine oder andere die Erfolgsphase im Dezember, als wir gepunktet haben, falsch gedeutet hat und davon ausgegangen ist, dass das eine oder andere von alleine läuft im neuen Jahr. Das ist aber nicht der Fall“, erklärte der Coach.

Gisdol, aber auch Todt und der gleichfalls neue Vorstandschef Heribert Bruchhagen sind jetzt als Aufrüttler und Krisenmanager gefordert. „Wir müssen an der Stelle ganz schnell einhaken“, sagte der Trainer zum möglichen Mentalitätsproblem der Mannschaft. „Wir können es nur schaffen, uns da unten herauszubewegen, wenn wir jeden einzelnen Zweikampf so führen, als wenn es der letzte wäre in der Saison“, appellierte Gidsol dramatisch.

„Abstiegskampf annehmen“, forderte Winterzugang Mergim Mavraj. So, wie es die Ingolstädter 90 Minuten lang vormachten. „Das war ein Kampfsieg, der war notwendig und verdammt wichtig“, sagte FCI-Chef Peter Jackwerth nach dem Sprung auf den Relegationsplatz.

Kunstschütze Pascal Groß (14. Minute), Freistoßschütze Markus Suttner (22.) und Elfmeterschütze Almog Cohen (47.) belohnten mit ihren Toren die ausnahmsweise auch im Abschluss effektiven Oberbayern. „Wir haben unseren Matchplan voll durchgezogen“, sagte Kapitän Marvin Matip stolz. Anstiegskampf ist eben auch Einstellungssache. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt, dafür kämpfen und arbeiten wie jeden Tag mit hoher Intensität“, formulierte Trainer Maik Walpurgis.

Sein Matchplan ging auf, der von Gisdol nicht. Der HSV-Coach lag komplett daneben, indem er nach dem Ausfall des gesperrten Albin Ekdal die Mittelfeldzentrale mit Lewis Holtby und Matthias Ostrzolek besetzte. Als er den Fehler zur Pause korrigierte, verschuldete der eingewechselte Dennis Diekmeier bei seiner ersten Aktion prompt den Elfmeter zum 0:3-Rückstand. Das Tor von Kapitän Gotoku Sakai (63.), der im Mittelfeld endlich für mehr Stabilität sorgte, leitete keine Wende mehr ein. „Das ist ein herber Rückschlag“, resümierte Todt, der bestürzt von „einer dramatischen Situation“ sprach.

Die Not im Mittelfeld soll der brasilianische Nationalspieler Walace lindern. Der 21-Jährige spielt für Gremio Porto Alegre. „Es gibt Gespräche zwischen beiden Vereinen und mit dem Spieler“, sagte Todt. Er sei vorsichtig optimistisch, aber das Ergebnis offen. Es geht ums Geld. Rund zehn Millionen Euro stehen als Ablöse im Raum. Das Ende der Transferfrist rückt bedrohlich nahe, und der Handlungsdruck des HSV ist in Ingolstadt dramatisch gewachsen. (dpa)



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