4:2 in Kiel: Frankfurt ist jetzt Bayern-Jäger
Nach dem Schlusspfiff wurden sie im Fanblock von Eintracht Frankfurt schon etwas übermütig. „Deutscher Meister wird nur die SGE“, sangen die Anhänger nach dem 4:2 (1:1) bei Holstein Kiel. Der Grund für diese Kühnheit: Nach zwei Toren und zwei Vorlagen des erneut überragenden Omar Marmoush ist die Eintracht nun Tabellenzweiter und damit erster Verfolger des FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga. Und am nächsten Sonntag kommt es in Frankfurt zum Topspiel gegen den deutschen Rekordmeister.
Es mache derzeit schon „sehr, sehr viel Spaß“, sagte Marmoush. Vor dem Hit gegen die Bayern denke er aber erst mal an die nächste internationale Aufgabe bei Besiktas Istanbul am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL).
In der Europa League hatte die Eintracht erst vier Tage vor dem Kiel-Spiel noch einen 3:1-Vorsprung gegen Viktoria Pilsen (3:3) verspielt. Dieser Erfolg gegen den Aufsteiger war deshalb genau die „gute Reaktion“, die Trainer Dino Toppmöller sehen wollte. „Die Mannschaft war sehr resistent.“ Das sei ihm am Wichtigsten gewesen, ergänzte Toppmöller: „Das macht mich sehr stolz.“ Dass das Spiel gegen Bayern sei „auf dem Papier ein Spitzenspiel ist, das wissen wir. Das haben die Mannschaft und der Club sich verdient.“
Ähnlich wie gegen Pilsen machte es die Eintracht auch in Kiel wieder unnötig spannend. Denn nach dem 1:0 durch Marmoush (25. Minute) und dem 2:1 durch Igor Matanovic (47.) kamen die Kieler durch zwei Treffer des Japaners Shuto Machino (31./Foulelfmeter/50.) gleich zweimal wieder in dieses ungleiche Duell zurück.
Der sechste Saisontreffer des Ägypters Marmoush (65.) und das 4:2 durch Tuta (74.) sorgten jedoch für ein leistungsgerechtes Ergebnis. Frankfurt war vor 15.034 Zuschauern das deutlich bessere Team mit den deutlich besseren Chancen. Und Kiel wartet auch nach fünf Spieltagen weiter auf den ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte.
Frankfurt schont fünf Spieler
Toppmöller tauschte gleich fünf Spieler aus, um Kräfte zu sparen. Und auch wenn dieses Schonprogramm Klassespieler wie Stürmer Hugo Ekitiké (Adduktoren-Probleme) und den tunesischen WM-Fahrer Ellyes Skhiri (auf der Bank) betraf, war immer noch ein enormer Qualitätsunterschied zwischen dem Liga-Neuling und dem Europacup-Teilnehmer zu sehen.
Besonders die Entstehung des ersten Tores machte die Diskrepanz deutlich: Auf der einen Seite ein Frankfurter Stürmer, den längst englische Premier-League-Clubs auf dem Zettel haben. Und auf der anderen Seite ein Kieler Verteidiger bei seinem vierten Bundesliga-Spiel.
Denn Marmoush ging bei einem Frankfurter Konter gar nicht erst in den Zweikampf mit Gegenspieler Carl Johansson, sondern spekulierte erfolgreich darauf, dass der Schwede bei dem entscheidenden Zuspiel ins Leere grätschen würde. So war der Weg zum Tor frei.
Dass die Kieler wieder zurückfanden in dieses Spiel, hatte vor allem mit zwei Namen zu tun: mit Machino und mit Schiedsrichter Tobias Stieler. Bei einem ersten strittigen Zweikampf zwischen Robin Koch und Holtby entschied der Referee auf Strafstoß, den der Japaner souverän verwandelte. Ein zweites Tor von Machino nur fünf Minuten später (36.) zählte nicht, weil der Bosnier Armin Gigovic den Brasilianer Tuta zuvor gefoult haben soll. Zwei diskussionswürdige Entscheidungen in kurzer Zeit: Einmal profitierte Kiel, einmal nicht.
Holstein kam aber auch nach der zweiten Frankfurter Führung noch einmal zurück. Und wieder musste sich die Eintracht ärgern. Denn vor dem Doppelschlag durch Matanovic und Machino hatte schon wieder Marmoush drei klare Chancen vergeben (45./45.+1/47.).
Dass die Kieler aus dem 2:2 nicht noch einmal neue Energie schöpfen konnten, lag am Ende am Leistungsgefälle zwischen beiden Teams. „Wir konnten die Qualität nicht mehr stoppen“, sagte Holstein-Trainer Marcel Rapp und lobte vor allem Marmoush: „Das ist ein sehr guter Spieler, der spielt jetzt bei Eintracht Frankfurt, aber der wird irgendwann bestimmt noch bei einem ganz anderen Verein spielen…“ (dpa/red)
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