Wiener Pädagogen: „Ordinär beschimpft zu werden, ist ganz normal“
In Wiener Schulen sind die Zustände nicht besser als anderswo. Die Berichte häufen sich allgemein, dass Lehrer mit der Respektlosigkeit und Brutalität, die ihnen von Seiten der Schüler entgegenschlagen, oft überfordert sind. An die Öffentlichkeit gelangt nur wenig davon. Man befürchtet, dass dem Ruf der Schule geschadet werden könnte. Steht die Schulleitung auch nicht hinter den betroffenen Lehrern, wird es für diese auch schwer, mit dem Problem nach außen zu treten.
Das Ergebnis jahrelanger antiautoritärer Erziehung gemischt mit einer immer größer werdenden Anzahl von Kinder aus anderen Kulturkreisen trägt nun seine Früchte. Viele Kinder schrecken vor nichts mehr zurück. In einem Bericht der „Krone“ werden einige der heftigsten Vorfälle an Wiener Schulen benannt:
- „Der Schüler war zornig, klappte die Tafel mit beiden Händen kraftvoll zu. Meine Hand war dazwischen, zwei Finger waren gebrochen.“
- „Es gab einen Tumult während meiner Gangaufsicht, ich versuchte einzugreifen und wurde selbst angegriffen. Jetzt wirft man mir Körperverletzung eines Schülers vor.“
- „Ein Turnlehrer setzte einen Buben wegen ungebührlichen Betragens im Unterricht an den Rand des Turnsaals. Der rief per Handy seinen Vater an, der den Pädagogen dann niederschlug.“
Eine Lehrerin habe zudem erzählt: „Ein Bub wurde zornig. Plötzlich hat mich der Schüler an den Haaren zu Boden gerissen.“
Politik zeigt kein Interesse
Im vergangenen Jahr sollen laut dem Blatt 1.600 Strafanzeigen wegen Gewalt an Wiens Schulen erstattet worden sein. Warum man kaum an die Öffentlichkeit damit gehe, hätte auch damit zu tun, dass die Politik nicht allzu großes Interesse an einer Ursachenforschung und am Bekanntwerden der Herkunft der jungen Tatverdächtigen habe, heißt es weiter.
Schuldirektor Christian Klar äußerte sich am Donnerstagabend in der ORF-Sendung „Wien heute“ und erklärte, „ordinärst beschimpft zu werden und als Lehrer oder Lehrerin respektlos behandelt zu werden“, sei an der Tagesordnung. Das sei zwar kein neues Problem, doch es werde immer schlimmer.
Das bestätigte auch Thomas Krebs von der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer und erklärt, dass sich viele Pädagogen „von der Behörde alleingelassen fühlen oder schweigen, weil ihrer Ansicht nach verhaltensauffällige Pflichtschüler kaum Konsequenzen befürchten müssen.“
Gewalttätige Schüler müssen Schule nicht verlassen
„Es gibt derzeit keine Möglichkeit, dass ein Schüler, der mehrfach gewalttätig und unangenehm und provokant ist, die Schule verlassen muss“, zitiert Krone nochmals Direktor Klar. Vielmehr gehe es leider immer darum, was man tun könne, damit es dem einen Kind, das Gewalt ausübt, besser gehe, und nicht um die 24 anderen, die in der Klasse sitzen und „zum Teil – das ist auch bei mir im Haus passiert – mit Angst in die Schule gehen“.
Die Gemeinderätin Schwarz forderte daraufhin in der Sendung, eine „verpflichtende Dokumentation von Gewaltdelikten an Wiens Schulen und ÖVP-Klubchef Manfred Juraczka sprach diesbezüglich von einer „Holschuld“ der Wiener Schulbehörde.
Weiter forderte die Gemeinderätin, dass die Stadtregierung das Thema Gewalt an Schulen ernst nehmen müsse und Schulleiter Möglichkeiten bekommen sollten, gegen extrem aggressive Schüler vorgehen zu können.
Wiens SPÖ-Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer, der selbst Lehrer ist, sicherte in der „Wien heute“-Sendung den betroffenen Pädagogen rasche Hilfe und volle Unterstützung zu. Die Dinge würden vertraulich behandelt werden und man werde eine Lösung finden, so Himmer.
(mcd)
Siehe auch:
Hilferuf der Lehrer: Offener Brief beschreibt Verzweiflung und Chaos in Frankfurts Schulen
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