Was schreiben die Medien zu Helsinki? Ein Blick auf die ersten Reaktionen der nationalen und internationalen Presse
Während Trump zu seiner Abreise twittert beginnen die Medien, das Treffen mit Putin zu kommentieren. Hier eine Auswahl.
Thank you Helsinki, Finland! pic.twitter.com/rh4NUjPSwU
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 16, 2018
Erste Internationale Schlagzeilen
Fox: Helsinki summit stuns world as Putin invites Mueller to Moscow, Trump blasts ‘disaster’ probe
„Der Helsinki-Gipfel verblüfft die Welt, als Putin Mueller nach Moskau einlädt“, Donald Trump schimpft über katastrophale Untersuchung.
Washington Post: „Trump hat gerade den aufwendigsten Dankesbrief der Geschichte verfasst.“
For Republicans, Russian sabotage of our elections is no big deal – „Für Republikaner ist die Sabotage der Wahlen keine große Sache.“
Und: „Trump zahlt jetzt an Putin zurück, weil er ihm geholfen hat, die Präsidentschaft zu gewinnen.“
ABC News: Trump casts doubt on US intelligence, calls Putin’s meddling denial ’strong‘
Trump wirft Zweifel an US-Geheimdienst auf, nennt Putins Verneinung / Leugnung der Einmischung „stark/überzeugend“.
‚Bizarre‘ and ’shameful‘: Republicans lead responses to Trump news conference with Putin („Bizarr“ und „beschämend“: Republikaner reagieren auf Trump-Pressekonferenz mit Putin).
Trump Gegner im US-Kongress überschlagen sich
So prangerte der prominente republikanische US-Senator John McCain am Montag einen „Tiefpunkt in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft“ an. McCain ist innerhalb der Republikaner der schärfste Gegner von Trump. Er leidet an einem Gehirntumor und nimmt schon seit einiger Zeit nicht mehr aktv am Geschehen im Senat teil.
Der Chef der oppositionellen Demokraten im Senat, Chuck Schumer, erklärte, noch nie in der US-Geschichte habe ein Präsident einen „Widersacher“ derart unterstützt.
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, forderte den Präsidenten auf, er solle „einsehen, dass Russland nicht unserer Verbündeter ist“. Es gebe keine „moralische Gleichwertigkeit“ zwischen den USA und Russland, das gegenüber „unseren Idealen und grundlegenden Werten“ feindselig gesonnen bleibe. Auch Ryan zählt nicht unbedingt zu den Anhängern Trumps innerhalb der Republikaner.
EX-CIA Chef John Brennan erklärt auf Twitter
Donald Trumps Pressekonferenz in Helsinki erreicht & überschreitet die Schwelle von „hohen Verbrechen & Vergehen“. Es war nichts Geringeres als Verrat. Nicht nur waren Trumps Kommentare schwachsinnig, er steckt ganz in der Tasche von Putin. Republikanische Patrioten: Wo seid ihr?
Warum traf sich Trump 1 zu 1 mit Putin? Was könnte er vor Bolton, Pompeo, Kelly und der amerikanischen Öffentlichkeit verbergen? Wie wird Putin nutzen, was Trump verbergen könnte, um Russland zu begünstigen und Amerika zu verletzen? Trumps völliger Mangel an Glaubwürdigkeit macht jede Erklärung, die er vorbringt irreführend.
Frankreich
Le Monde
Vladimir Poutine domine la rencontre d’Helsinki face à Donald Trump
Vladimir Putin dominiert Helsinki-Treffen mit Donald Trump
Italien
Corriere della Sera
Putin in Helsinki: „Kalter Krieg vorbei“
Trump: „Das Russiagate nur eine Farce:
Keine Intrigen oder Absprachen bei der Wahl“
Deutsche Medien
„Kölner Stadt-Anzeiger“
„Niemand weiß, was Trump und Putin während ihrer Begegnung wirklich besprochen haben. Ob es vertrauliche Zusagen oder Absprachen zu Lasten Dritter gab, wird man – wenn überhaupt – erst in ein paar Monaten erahnen können. (…) Eine derart intransparente Verhandlungsweise ist in Demokratien zumindest ungewöhnlich. Über die wahren Motive Trumps kann man nur rätseln. Das sollte zu größter Vorsicht beim Umgang mit triumphalen Erfolgsmeldungen am Ende des Gipfels ermahnen. Niemand kann die Behauptungen überprüfen. Zur Erinnerung: In Singapur feierte sich der präsidiale Narziss für einen angeblichen historischen Durchbruch im Verhältnis zu Nordkorea. Seither ist die nukleare Entwaffnung dort keinen Schritt vorangekommen.“
„Sächsische Zeitung“ aus Dresden
„Ob Helsinki wirklich ein Neuanfang war oder nur eine unbedeutende Episode bleibt, hängt von beiden Akteuren ab. Der politische Effekt ist schwer kalkulierbar – wegen der Unberechenbarkeit Trumps, dem es bei der nächsten Gelegenheit einfallen könnte, Russland wieder zum schlimmsten Feind zu erklären.“
„Westfälischen Nachrichten“ aus Münster
„Zwei Alphatiere, die sich nicht wehtun wollen: Donald Trump und Wladimir Putin gefallen sich in ihren Rollen als Lenker der zwei größten Atommächte auf dem Globus. (…) Was dieser Gipfel konkret für Syrien oder die Ukraine bedeutet, haben weder Trump noch Putin beantwortet. Wenn die zwei großen Atommächte sich einigen können, klingt das zunächst hoffnungsvoll. Da aber beide Mächte ihre geschäftsmäßigen Interessen in den Vordergrund gerückt haben, heißt es Vorsicht! Jeder künftige Kompromiss zwischen Moskau und Washington droht zulasten Dritter zu gehen. Auch die Europäer könnten dabei zwischen die Mühlsteine geraten.“
„Nürnberger Nachrichten“
„In einem Punkt hat Trump durchaus Recht: Das Verhältnis zwischen den USA und Russland ist auch durch amerikanische Torheiten auf einem Tiefpunkt. Es war 2014 ein gravierender Fehler von Trumps Vorgänger Barack Obama, Russland als ‚Regionalmacht‘ zu bezeichnen – diese Herabstufung der einstigen Weltmacht traf Putin ins Mark. Sein Hauptziel ist die Wiedererlangung jener Rolle, die Moskau in den Zeiten der Sowjetunion hatte: Damals war der Kreml neben dem Weißen Haus die wichtigste Machtzentrale der Welt. Dass diese Zeiten vorbei sind, dass es die bipolare Welt mit den beiden Supermächten USA und Russland seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr gibt: Diese Einsicht haben die beiden Präsidenten jedenfalls offiziell gut verdrängt.“
„Badische Tagblatt“ aus Baden-Baden:
„Es hat sich in den zurückliegenden Tagen angefühlt, als ob da jemand regelrecht Gastgeschenke für das Treffen mit dem ‚Erzfeind‘ schnürt, um sich im Gegenzug – ja, was eigentlich genau abzuholen? Es muss aus Trumps Sicht jedenfalls ein verdammt guter Deal sein, der es wert ist, die westliche Allianz, ja, die westlichen Werte insgesamt zu opfern. (…) Die Zeit der politischen Bequemlichkeit ist vorbei. Dass sich der Wind in Washington in zwei Jahren wieder dreht, kann man sich wünschen. Wetten darauf abschließen sollte man nicht.“
„Straubinger Tagblatt“:
„Gerne wäre der Herr im Weißen Haus so mächtig und unangefochten wie die Putins, Erdogans und Kims dieser Welt, die sich weder mit einer Opposition im Lande noch mit kritischen Medien herumschlagen müssen. Mit solchen Männern kann man ‚Deals‘ machen, nicht aber mit einer Kanzlerin wie Angela Merkel, die Rücksicht auf Koalitionspartner und EU-Verbündete nehmen und ständig zum Kompromiss bereit sein muss. So kommt es, dass ein US-Präsident sich nicht mehr als Führer der freien westlichen Welt versteht und beispielsweise auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht, sondern die EU als ‚Feind‘ betrachtet, lieber mit Diktatoren paktiert und ‚Deals‘ zulasten Dritter abschließt.“
(ks/dpa/afp)
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