Unheilige Allianz mit linkem Staatschef: Ernennt der Papst einen Bischof mit Geliebter und Kindern zum Kardinal?

Ein Bischof soll im Zölibat leben - keine Ehe, keine Kinder, kein Sex. So will es die katholische Kirche. Doch einem katholischen investigativen Blog zufolge nimmt es Papst Franziskus nicht so genau mit den katholischen Regeln.
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Der Vatikan gab vor Kurzem die Namen von 14 Kirchenmännern bekannt, die im Juni zu Kardinälen ernannt werden sollen. Gegenüber einem dieser Geistlichen, Bischof Toribio Ticona Porco, tauchten nun Anschuldigungen auf, dass er eine Geliebte und Kinder habe und somit gegen das Zölibat verstößt.Foto: Franco Origlia/Getty Images
Epoch Times5. Juni 2018

Papst Franziskus will den emeritierten Weihbischof von Potosi/Bolivien Toribio Ticona Porco zum Kardinal ernennen. Der 81-jährige Geistliche und 13 weitere Kirchenmänner sollen Ende Juni in Rom in das Amt des Kardinals eingeführt werden. Das Problem: Weihbischof Ticona hat eine Affäre und Kinder. Das berichtet der investigative katholische Blog „Adelante la Fe“.

Demnach sagt die mutmaßliche Geliebte von sich selbst die „Ehefrau“ des Bischofs zu sein, obwohl es eine nicht eheliche Beziehung sei. Sie und die Kinder seinen stolz darauf, „als Ehefrau und Kinder des Bischofs bezeichnet zu werden“, heißt es in dem Bericht des spanischen Blogs. Zudem wird behauptet, dass die familienähnlichen Verhältnisse des Bischofs in seiner Heimatregion allgemein bekannt seien. Der Blog berichtet auch, dass der Bischof und seine „Frau“ im Dienstsitz in Corocoro zusammengelebt hätten. Ein katholischer Bischof soll eigentlich im Zölibat leben – also in der Keuschheit.

„Adelante la Fe“ verweist in seinem Bericht auf gewissenhafte eigene Recherchen zu diesem Thema. Außerdem merkt der Blog an, dass er den Ausdruck „verheiratet“ nur deshalb nutze, weil die uneheliche Partnerin des Bischofs selbst von ihrem „Ehemann“ spreche.

Will der Papst das priesterliche Zölibat aufweichen?

Bischof Toribio Ticona Porco stammt aus einer indigenen Familie im Hochland von Bolivien. Bevor er Priester wurde, hat er als  Bergarbeiter in den Minen von Potosi gearbeitet, um für den Lebensunterhalt seiner Familie aufkommen zu können. Nach dem Studium – unter anderem in Brüssel – hat er zunächst als Priester, dann als Weihbischof in Potosi, schließlich, ab 1992, als Bischof von Corocoro gearbeitet, berichtet „Vatican News“. Seit 2012 ist er im Ruhestand.

Der Blog „Adelante la fe“ behauptet nun, dass der Vatikan mit der Ernennung Ticonas zum Kardinal das priesterliche Zölibat aufweichen wolle. Zudem soll Ticona als eine Art Sündenbock dienen, durch den es möglich gemacht werden kann, die Hierarchie der Bischöfe von Bolivien abzuschaffen.

Unheilige Allianz

„In diesem Jahr werden zwei neue Erzbischöfe ernannt und drei weitere kirchliche Bezirke Boliviens erneuert. Wir haben keinen Zweifel daran, dass sich der „Fall Barros“ in Bolivien wiederholt, wodurch Papst Franziskus mit Unterstützung von Evo Morales die Kontrolle über die bolivianische Kirche übernehmen kann. Damit wird die Kirche unter den Einfluss der Linken geraten,“ heißt es in dem Blog. Mit Boliviens sozialistischem Präsidenten Evo Morales verbindet den Neu-Kardinal eine persönliche Freundschaft, heißt es in dem Artikel weiter. Morales habe angekündigt, dass er Ticona Ende Juni in den Vatikan begleiten werde.

Mit dem „Fall Barros“ ist die Ernennung  von Juan Barros im Jahre 2015 zum Bischof von Osorno durch Papst Franziskus gemeint. Barros gilt in der chilenischen Bevölkerung als ein Vertrauter von Priesterausbilder Fernando Karadima, einem 2011 wegen sexuellen Missbrauchs vom Vatikan für schuldig befundenen und zu einem „Leben in Buße und Gebet“ verurteilten Geistlichen. Von der chilenischen Justiz allerdings wurde Karadima nie strafrechtlich belangt und Mitwisser und Vertuscher seien immer noch in ihren Ämtern, behaupten chilenische Missbrauchsopfer. Barros soll bei Missbrauchsfällen anwesend gewesen sein habe aber Karadima gedeckt und seine Taten vertuscht, berichtete der Deutschlandfunk. Die Missbrauchsfälle scheinen eng verbunden zu sein mit machtpolitischen und wirtschaftlichen Verflechtungen.

So erklärt Álvaro Ramis, der als Theologe an der Fakultät für Philosophie und Humanwissenschaften der Universidad de Chile tätig ist, dass der Fall Karadima mit der engen Verflechtung der katholischen Kirche und der wirtschaftlichen Elite in Chile zusammenhängt, berichtet der Deutschlandfunk weiter.

Ramis erklärt weiter:

Die ersten Vorwürfe gab es in den 80er Jahren, aber sie führten zu Nichts, weil der Priester Karadima der Kirche viele wirtschaftliche Vorteile brachte durch Spenden, da er Freundschaften zu mächtigen Unternehmergruppen pflegte. Er warb außerdem erfolgreich junge Männer aus hohen sozialen Schichten für das Priesteramt an, die auch wiederum viele Kontakte hatten, um Spenden für die Kirche zu erwerben. Was damals niemand wusste war, dass Karadima diese jungen Männer für seine Sekte manipulierte und indoktrinierte. Der sexuelle Missbrauch war der letzte Preis, den sie zahlen mussten, um zur Gruppe zu gehören.“

Papst sagt: Vorwürfe gegen Barros sind „Verleumdungen“

Papst Franziskus nahm bei seinem Besuch in Chile Anfang 2018 Juan Barros in Schutz und sagte, die Anschuldigungen gegen den Geistlichen seien Verleumdungen. Es lägen keinerlei Beweise gegen den Bischof Barros vor. Franziskus sagte wörtlich im nordchilenischen Iquique: „Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Die Worte sorgten für Empörung in der chilenischen Bevölkerung.

Drei der Opfer Karadimas sagten auf einer Pressekonferenz, Barros sei anwesend gewesen, als sie vom Priester missbraucht worden seien. Die Haltung des Papstes sei für sie daher „beleidigend und schmerzhaft“. Der Regierungsbeauftragte für die Papstreise in Chile, Benito Baranda, erklärte, Barros hätte längst das Bischofsamt aufgeben sollen. „Er hat der Kirche großen Schaden verursacht“, sagte Baranda dem Sender Radio Cooperativa.

Nach einer Welle der Empörung ruderte der Papst zurück und sagte: Er empfinde „Schmerz“ und „Scham“, wenn er an den „irreparablen Schaden“ denke, der „diesen Kindern“ durch Kirchenfunktionäre zugefügt worden sei, eine Entschuldigung sei „angemessen“. Die Kirche müsse sich darum bemühen, dass „sich das nicht wiederholt“.

Papst setzt Ermittler ein

Nach seiner Rückkehr nach Rom wurde durch den Papst der maltesische Erzbischof Charles Scicluna als Ermittler eingesetzt, um die Opfer des sexuellen Missbrauchs und Zeugen zu dem Fall anzuhören und Vertuschungsvorwürfe aufzuklären. Im April überreichte Scicluna dem Papst einen über 2.300 Seiten langen Bericht mit 64 Zeugenaussagen.

Nach dem Lesen des Dokumentes drückte Franziskus in einem Brief an die chilenische Bischofskonferenz sein Entsetzen über die Missstände aus.

Er entschuldigte sich außerdem für seinen Umgang mit dem Missbrauchsfall: „Ich räume ein, dass ich bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation schwere Irrtümer begangen habe, vor allem aus Mangel an wahren und ausgewogenen Informationen,“ so Franziskus.

Papst soll bereits 2015 von Barros Verstrickung in die Missbrauchsfälle erfahren haben

Ein Missbrauchsopfer, Juan Carlos Cruz, behauptet aber, dass der Papst schon viel früher von den Verstrickungen von Barros in die Missbrauchsfälle erfahren habe. Cruz hatte dem Papst 2015 einen Brief geschrieben, der auch in der chilenischen Presse veröffentlicht wurde und über den Missbrauch berichtete.

James Hamilton, ein Missbrauchsopfer, forderte die Absetzung von Bischof Barros und sagte:

Die Worte von Entschuldigung, Scham und Schmerz, die der Papst während seines Besuchs ausgedrückt hat, müssen sich in konkrete Aktionen verwandeln. Damit alle aus den Reihen der Kirche beseitigt werden, die das Machtungleichgewicht ausgenutzt haben, um Kinder und Jugendliche zu missbrauchen. Und auch alle, die diese Missbrauchsfälle aktiv oder passiv vertuscht haben.“

Die Beratungen von Papst Franziskus über den Missbrauchsskandal in Chile sind vorerst abgeschlossen. Er traf sich mit Missbrauchsopfern und den wichtigsten chilenischen Geistlichen. Jetzt werden Konsequenzen erwartet. Vorab gab der Papst an die chilenischen Katholiken seine Erkenntnis aus den Befragungen und Gesprächen bekannt. Für ihn sei der Missbrauchsskandal ein Fanal, das die Ursünde der Kirche offenbart: Ausgrenzung und Elitenbildung. Im Kern geht es um Macht und deren Missbrauch – eine, wie er sagt pervertierten Macht. Ein „‚Nie wieder‘ für die Kultur des Missbrauchs wie auch das System der Vertuschung“ verlangt nach seinen Worten neue Formen des Umgangs – auch mit Autorität. Die Kirche müsse ein Raum sein, in dem man „Kritik und Hinterfragen nicht mit Verrat verwechselt“; ein „Hauptversagen“ nennt es der Papst, den Opfern so lange kein Gehör geschenkt zu haben, berichtet „domradio.de“.

Bischof Ticona spricht von „falscher Beschuldigung“

Unterdessen spricht Bischof Ticona von „falschen Beschuldigungen“ in Bezug auf sein Privatleben. Mehrere Medien hatten über die Familienverhältnisse des Bischofs berichtet. In einer Erklärung sagte Ticona nun: „Aufgrund einer falschen Beschuldigung, die in einigen Medien in Bezug auf mein Privatleben verbreitet wurde, ist es meine Aufgabe klarzustellen, dass die Inhalte dieser Meldung nicht der Wahrheit entsprechen.“ Er sei bereit, seine „Ehre in allen notwendigen Instanzen zu verteidigen“.

Die Gerüchte, die jetzt im Blog „Adelante la fe“ zu lesen sind, seien nicht neu [sie tauchten bereits 2011 auf] und seien „als simple Verleumdungen entlarvt worden“, so Ticona.

Der Blog behauptet aber weiterhin, dass die Meldung über die Affäre von Bischof Ticona „kein Gerücht“ sei, sondern „absolut wahr“ und in der bolivischen Diözese Oruro „öffentlich bekannt“.

Laut „Adelante la fe“ erhielt die bolivianische Nuntiatur detaillierte Hinweise sowie eidesstattliche Zeugenaussagen unter anderem von Nachbarn. In dem Dokument seien die Namen sowie die Adressen enthalten, wo das Paar gelebt habe und wo die mutmaßlichen Kinder zur Schule gingen. (er)



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