UN-Studie: Armut spielt bei Radikalisierung von Muslimen größere Rolle als Religion
Die Radikalisierung junger Muslime in Afrika wird einer UN-Studie zufolge weniger durch religiöse Motive gefördert als durch Armut und Chancenlosigkeit.
Zu diesem Schluss kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie, für die das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) über zwei Jahre hinweg fast 500 ehemalige Mitglieder radikaler Gruppen wie der Boko Haram in Nigeria, der Schabab in Somalia und dem Islamischen Staat im Sudan befragte.
Bei der Befragung gaben demnach 57 Prozent an, dass sie „keine oder nur wenige Kenntnisse über religiöse Texte“ gehabt hatten, als sie sich den dschihadistischen Gruppierungen anschlossen. Fast drei Viertel (71 Prozent) gaben hingegen an, dass Handlungen ihrer Regierung den Ausschlag für den Anschluss gegeben hätten.
Der typischste Rekrut für solche Gruppen sei „ein frustrierter Mensch, der sich zeit seines Lebens an den Rand gedrängt und vernachlässigt fühlte“, resümieren die Studienautoren. Vor allem in abgelegenen bitterarmen Regionen Afrikas falle die extremistische Rhetorik dann bei chancenlosen jungen Leuten auf fruchtbaren Boden.
Der Afrika-Direktor des UN-Programms, Abdoulaye Mar Dieye, bezeichnete die Befunde der Studie als Weckruf für afrikanische Regierungen. Nötig seien „das Anbieten staatlicher Dienstleistungen, gestärkte Institutionen und Wege zum wirtschaftlichen Aufstieg“, um den Extremisten den Nachwuchs zu verwehren, sagte Dieye. „Es ist dringen nötig, bei solchen Sicherheitsfragen stärker auf Entwicklungsaspekte zu achten.“
Die Studie fand auch heraus, dass viele der extremistischen Rekruten schnell enttäuscht waren von den Gruppierungen, denen sie sich angeschlossen hatten. Ein Drittel habe angegeben, niemals bezahlt worden zu sein. (afp)
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