Syrer kehren in Massen nach Hause zurück: Regierung zum Wiederaufbau bereit – auch ohne die Hilfe des Westens

Die syrische Regierung plant den Wiederaufbau des Landes. Die Dschihadisten werden immer weiter zurückgedrängt und verlieren massiv an Boden. Über 600.000 Syrer sind bereits wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Solange Baschar al-Assad an der Macht ist, wird sich der Westen jedoch nicht am Wiederaufbau des kriegsgezeichneten Landes beteiligen.
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Ein syrischer Junge auf einem Markt in Damaskus, Syrien.Foto: AMER ALMOHIBANY/AFP/Getty Images

Die Lage in Syrien verbessert sich. Terrormilizen wie der Islamische Staat verlieren massiv an Boden. Durch das Einschreiten Russlands und dem Iran ist es der syrischen Regierung gelungen, die Dschihadisten immer weiter zurückzudrängen und zu vertreiben.

Dieser Erfolg stellt die syrische Führung vor das nächste große Problem: den Wiederaufbau des Landes. Russland, China und der Iran sagten der syrischen Regierung unter Baschar al-Assad bereits umfangreiche Unterstützung zu. Der Westen wird sich an dem Aufbau – solange Assad an der Macht ist – nicht beteiligen.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu ist das von der Regierung kontrollierte Gebiet bereits doppelt so groß wie noch vor zwei Monaten. Dies lässt erahnen, wie schwach die Islamisten in Syrien bereits sind und wie bald ein Wiederaufbau möglich ist.

Der finanzielle Aufwand ist enorm. Denn das einst florierende Land liegt zu weiten Teilen in Trümmern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) veranschlagt die Kosten für den Wiederaufbau in einer Studie auf 100 bis 200 Milliarden US-Dollar. Syrien wieder aufzubauen sei eine „monumentale Herausforderung“, so der IWF. Das Bruttoinlandsprodukt habe sich seit Beginn des Krieges in 2011 halbiert. Dem IWF zufolge könnte es zwei Jahrzehnte dauern, bis das Vorkriegsniveau wieder erreicht ist. Die Weltbank geht von Wiederaufbaukosten in Höhe von 170 Milliarden US-Dollar aus.

Damaskus hat große Pläne

Die Regierung in der Hauptstadt Damaskus widmet sich nun der Wiederherstellung der Infrastruktur. Es müssen Brücken, Straßen, Krankenhäuser, Schulen und vieles mehr neu erbaut werden.

Die syrische Führung will das Land neu errichten und auch verändern: „Wir bauen hier eine Gegend wieder auf, die sich sehr davon unterscheiden wird, wie es hier vorher ausgesehen hat“, sagte Dschamal Jussef, der das „Projekt 66“ leitet, berichtet RT.

Demnach geht der Name auf das Dekret 66 zurück. Dieses wurde von Präsident Assad im Jahr 2012 unterschrieben. Es soll Gegenden neu erschließen, in denen ohne Genehmigung gebaut worden ist. Das Projekt sieht vor, moderne Hochhäuser nahe des Zentrums von Damaskus zu erbauen. Die neuen Bauten sollen 65.000 Menschen Wohnraum bieten. Es soll ein Stadtteil mit Grünanlagen, Fahrradwegen und Einkaufszentren werden.

In dem Video wird das Projekt vorgestellt:

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Iran, China und Russland bevorzugte Partner

Beim Wiederaufbau sollen vor allem der Iran, China und Russland helfen. Damaskus und der Iran schlossen bereits im Januar verschiedene Verträge zur Kooperation in der Landwirtschaft, dem Energie- und Telekommunikationssektor ab, berichtet RT. Demnach hat Teheran 660 Millionen US-Dollar in das syrische Stromnetz investieren. Das Netz verbindet Syrien mit seinen Nachbaren dem Libanon, dem Irak sowie dem Iran.

Der Iran hat seit Ausbruch des Krieges Syrien mit Milliardenkrediten unterstützt. Damit half das islamische Land Syrien einen totalen Kollaps zu vermeiden. Neben dem Krieg, sind es auch die westlichen Sanktionen  die die Wirtschaft Syriens zum erliegen brachte.

Auch China will massiv in Syrien investieren: In einen Industriepark in Syrien, an dem 150 chinesische Firmen beteiligt werden sollen, will die chinesische Führung 2 Milliarden US-Dollar investieren. In Chinas Projekt einer Neuen Seidenstraße soll Syrien laut RT ein Drehkreuz werden.

Auch Russland wird am Wiederaufbau Syriens beteiligt sein.

Westen beteiligt sich nicht am Wiederaufbau

Solange Baschar al-Assad an der Macht ist, wird sich der Westen und die Golfstaaten nicht am Wiederaufbau Syriens beteiligen.

Der Westen seinerseits unterstützt die bewaffnete Opposition: In den im Jahr 2013 eingerichteten Syria Recovery Trust Fund (SRTF), hat auch die Bundesregierung zweistellige Millionenbeträge eingezahlt. Diese Gelder fließen jedoch nur in Infrastrukturprojekte in den von Islamisten beherrschten Gebieten. Sie sollen die legitime Regierung unterminieren.

Der SRTF sendet auch regelmäßig Hilfslieferungen in die von Al-Kaida beherrschte Provinz Idlib, wie RT berichtet. Ob dieses Projekt der syrischen Bevölkerung tatsächlich behilflich ist, ist fraglich.

Die westliche Wertegemeinschaft sieht in den Hilfsmaßnahmen vor allem einen Einflusshebel. Was den Wiederaufbau innerhalb der von der Regierung kontrollierten Gebiete betrifft, sollte der Westen keinen Beitrag leisten, weil dieser nach Ansicht von Professor Steven Heydemann vom Brookings Institute nicht als Einflusshebel genutzt werden könne. Man würde damit nur „ein mörderisches Regime legitimieren“, schreibt RT.

2015 hat Russland auf Bitten der syrischen Regierung in den Krieg eingegriffen. Seit dem hat sich die Lage in dem kriegsgeschüttelten Land enorm verbessert.

Über 600.000 Syrer seit Januar nach Hause zurück gekehrt

Mehr als 600.000 Syrer sind nach Angaben der UNO in der ersten Jahreshälfte in ihre Häuser zurückgekehrt. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag mitteilte, waren 84 Prozent der 602.759 Rückkehrer Binnenvertriebene, die in anderen Landesteilen Zuflucht gefunden hatten. 16 Prozent kehrten dagegen aus Nachbarländern wie der Türkei, dem Libanon, dem Irak und Jordanien zurück.

Rund 27 Prozent der Rückkehrer gaben als Grund für ihre Rückkehr an, ihren Besitz schützen zu wollen. 25 Prozent nannten die Verbesserung der Wirtschaftslage und elf Prozent die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen in ihrem Heimatort. 14 Prozent gaben dagegen eine Verschlechterung der ökonomischen Situation an ihrem Zufluchtsort als Grund an und elf Prozent nannten soziokulturelle Probleme.

Rund 67 Prozent der Vertriebenen kehrten in die Provinz Aleppo zurück. Die gleichnamige Provinzhauptstadt war vergangenes Jahr Schauplatz heftiger Kämpfe, doch ging die Gewalt seit der Niederlage der Aufständischen deutlich zurück. 97 Prozent der Rückkehrer kehrten laut der UNO in ihr eigenes Haus zurück, obwohl vielfach der Zugang zu Trinkwasser und Gesundheitsdiensten eingeschränkt war.

Auch wenn zuletzt vermehrt Syrer in ihre Heimatorte zurückkehrten, gibt es laut der IOM weiterhin mehr als sechs Millionen Binnenvertriebene, und mehr als fünf Millionen Syrer leben als Flüchtlinge im Ausland.



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