Putin besucht überraschend Machthaber Assad in Syrien – Militärexperte: Moskau bietet dem Irak Luftabwehrsystem an
Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte unerwartet Syriens Machthaber Baschar al-Assad – und erstmals seit Beginn des russischen Militäreinsatzes – die syrische Hauptstadt Damaskus. Die zwei Präsidenten trafen sich auf einem russischen Kommandoposten. Auf einem Bild ist zu sehen, wie sich die beiden bei einem Treffen mit Militärs die Hand schütteln und dabei lächeln.
Der russische Staatschef betonte am Mittwoch bei seinem Besuch, sein Land habe gemeinsam mit Syrien und dem Iran „phänomenale Fortschritte“ bei der Bekämpfung des IS gemacht.
Zuvor machte Russland dem Irak schon ein deutliches Angebot: Wenn das Land künftig seinen Luftraum schützen wollte, könne es bald Luftabwehrsysteme vom Typ S-400 in Moskau kaufen, wie die Agentur RIA Novosti mitteilte.
„Der Irak ist ein Partner Russlands auf dem Gebiet der militärisch-technischen Zusammenarbeit, und die Russische Föderation kann die notwendigen Mittel bereitstellen, um die Souveränität des Landes und den zuverlässigen Schutz des Luftraums zu gewährleisten, einschließlich der Lieferung von S-400-Raketen und anderer Komponenten des Luftverteidigungssystems, wie Buk-M3, Tor-M2 und so weiter“, sagte der Oberst und Militärexperte Igor Korotschenko gegenüber der RIA Novosti.
Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten von Syrien – neben dem Iran
Russland zählt in dem fast neunjährigen Konflikt neben dem Iran zu den wichtigsten Verbündeten der Regierung. Moskaus Luftangriffe trugen dazu bei, die Rebellen zurückzudrängen und Assads Herrschaft zu sichern. Mittlerweile kontrollieren dessen Truppen rund zwei Drittel Syriens, darunter vor allem alle wichtigen Städte. Assad hat zudem mehrfach angekündigt, dass gesamte Land wieder einnehmen zu wollen. Dazu ist er weiterhin auf die russische Unterstützung angewiesen.
Bei dem Gespräch zwischen Putin und Assad sei es um die Lage in verschiedenen Regionen des Landes gegangen, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben der russischen Agentur Interfax, die praktisch zeitgleich mit der syrischen Staatsagentur Sana über den Besuch berichtete.
Beide Staatschefs hörten sich eine Einschätzung des Militärs an. Putin beteuerte, er könne nun mit Zuversicht sagen, dass „ein großer Weg zurückgelegt wurde, um die territoriale Integrität des Landes wiederherzustellen“. Syriens Präsidialamt meldete, Assad habe den russischen Soldaten für ihre „Opfer“ gedankt.
Putin besuchte auch Erdogan in Istanbul
Putin fuhr dem Kremlsprecher zufolge durch die Straßen von Damaskus, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Dort sei mit bloßem Auge zu sehen gewesen, dass das „friedliche Leben wiederhergestellt“ sei. Später besuchte der Kremlchef auch die Omajjaden-Moschee sowie eine griechisch-orthodoxe Kathedrale in der syrischen Hauptstadt. Dort zündeten Assad und Putin Kerzen an, wie ein Bild zeigte.
Der Kreml hatte zuvor lediglich mitgeteilt, dass der Präsident bereits am Mittwoch wieder arbeitet: In Istanbul trifft er seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan. Beide wollen die russisch-türkische Pipeline Turkish Stream in Betrieb nehmen. Danach soll es auch um Syrien und Libyen gehen. Beide Länder vertreten da unterschiedliche Interessen, die Türkei unterstützt die noch verbliebenen Rebellen.
Putin ist dabei einer der wenigen Staatschefs, die nach Damaskus gereist sind. Damit befindet er sich in Gesellschaft des mittlerweile gestürzten und vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl gesuchten sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir, der Assad im Dezember 2018 in Damaskus die Aufwartung machte. Der Westen hingegen hat zu Assad alle offiziellen Kontakte abgebrochen, weil er ihn schwerer Vergehen im syrischen Bürgerkrieg beschuldigt.
Assad reiste bereits mehrfach nach Russland. Im Oktober 2015 besuchte er Moskau, seine erste Auslandsreise nach Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 und ein Ausbruch aus der internationalen Isolation. Über die Reise berichteten die Staatsmedien erst, als Assad wieder sicher zurück in der Heimat angekommen war.
Knapp zwei Jahre später empfing Putin Assad erneut, diesmal in Sotschi am Schwarzen Meer. Putin erklärte damals, den Militäreinsatz beenden und eine politische Lösung des Konflikts vorantreiben zu wollen. Einen Monat später gab er dann bei einem Besuch auf der russischen Luftwaffenbasis Hamaimim im Westen Syriens den Befehl zum Rückzug eines Großteils der russischen Truppen. Auch dort trafen sich die beiden Männer.
Doch ein Ende des Militäreinsatzes ist noch mindestens genauso weit entfernt wie ein Ende des blutigen Konflikts. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Assad kein Interesse an einer politischen Lösung hat, die ihn zu Kompromissen zwingen würde – und sich so auch als sperriger Partner für den Kreml erweist. (dpa)
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