Proteste in Algerien: „Wir wollten Wahlen ohne Bouteflika, und nun haben wir Bouteflika ohne Wahlen“
In Algeriens Hauptstadt Algier sind am Freitag erneut zehntausende Menschen aus Protest gegen den greisen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika auf die Straße gegangen. Im Stadtzentrum formierte sich ein rund zwei Kilometer langer Demonstrationszug, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auf Plakaten forderten die Teilnehmer Bouteflikas Rücktritt. Es war die erste Freitags-Kundgebung seit Bouteflikas Ankündigung vom Montag, auf die Kandidatur für eine fünfte Amtszeit zu verzichten.
Damit konnte der Präsident die Demonstranten aber nicht besänftigen. Besonders verärgert waren viele von ihnen über Bouteflikas Entscheidung, die für Mitte April geplante Wahl auf unbestimmte Zeit zu verschieben und selbst im Amt zu bleiben, bis ein politischer Übergangsprozess abgeschlossen ist.
„Wir wollten Wahlen ohne Bouteflika, und nun haben wir Bouteflika ohne Wahlen“, stand auf einem der Protestplakate zu lesen. Viele Demonstranten sehen in Bouteflikas Ankündigung ein Manöver, um sich und seinem Umfeld möglichst lange die Macht zu sichern.
Die Kundgebung blieb überwiegend friedlich
Die Kundgebung in Algier verlief weitgehend friedlich. Nahe einer abgesperrten Straße, die zum Präsidentenpalast führt, warfen Demonstranten mit Steinen auf Polizisten. Es kam zu Rangeleien mit einigen Verletzten, als Polizisten die Demonstranten zurückdrängten.
Nach Schätzung von AFP-Reportern entsprach die Zahl der Demonstranten in Algier in etwa jener der Kundgebung eine Woche zuvor. Diese Demonstration war von Analysten in Algerien als außergewöhnlich massiv eingestuft worden. Am Freitag gab es auch in anderen algerischen Städten wie Oran, Constantine und Annaba weitere Großkundgebungen.
Bouteflikas Gegner protestieren seit dem 22. Februar fast täglich gegen seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl. Besonders groß sind die Kundgebungen immer freitags.
Der Staatschef regiert das nordafrikanische Land seit 20 Jahren autoritär. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 hat er sich jedoch weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Kritiker halten den gebrechlichen Staatschef daher für einen Strohmann seines Umfelds. (afp)
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