„Pädophile Komplizen“: Missbrauchsopfer durch Priester in Chile demonstrieren gegen den Papst
Papst Franziskus Opfer hat wegen des sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche in Chile um Verzeihung gebeten.
„Es ist richtig, um Entschuldigung zu bitten und den Opfern mit aller Kraft zu helfen“, sagte Franziskus am Dienstag in Santiago de Chile. Später traf er sich alleine mit einer kleinen Gruppe von Betroffenen. Einen Protestzug gegen den Missbrauch stoppten Spezialeinheiten mit Wasserwerfern.
Er empfinde „Schmerz“ und „Scham“, wenn er an den „irreparablen Schaden“ denke, der „diesen Kindern“ durch Kirchenfunktionäre zugefügt worden sei, sagte der Papst im Präsidentenpalast, wo er von Staatschefin Michelle Bachelet empfangen wurde. Die Kirche müsse sich darum bemühen, dass „sich das nicht wiederholt“.
- Siehe auch: Kindesmissbrauch durch Priester: Katholische Kirche zahlte Opfern bereits 3,4 Milliarden Euro Schweigegeld
Wie in zahlreichen anderen Ländern sieht sich die katholische Kirche auch in Chile mit Skandalen um sexuellen Missbrauch konfrontiert. Nach Angaben der US-Organisation Bishop Accountability wurden seit dem Jahr 2000 Vorwürfe gegen rund 80 chilenische Geistliche erhoben.
Entschuldigung reicht den Opfern nicht
Später traf sich der Papst mit Opfern in der Apostolischen Nuntiatur. Bei dem „streng privaten“ Treffen habe Franziskus „ihnen zugehört, mit ihnen gebetet und geweint“, teilte der Vatikan mit.
Opfervertreter kritisierten die Erklärung des Papstes als unzureichend. Nur um Verzeihung zu bitten genüge nicht, sagte Juan Carlos Claret von der Laienvereinigung in Osorno.
Der Papst muss mit konkreten Taten gegen den Missbrauch in der chilenischen Kirche vorgehen.“
Besonders hohe Wellen schlug in Chile der Fall des früheren Priesterausbilders Fernando Karadima, der 2011 von der Vatikanjustiz wegen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen wurde. Die Entscheidung des Papstes, Juan Barros 2015 zum Bischof von Osorno zu ernennen, sorgte für große Empörung. Barros wird vorgeworfen, Karadima gedeckt zu haben.
„Pädophile Komplizen“
Am Rande einer Freiluftmesse mit rund 400.000 Teilnehmern protestierten mehrere hundert Menschen gegen Missbrauch. Die Demonstranten riefen unter anderem „pädophile Komplizen“. Spezialeinheiten setzten Wasserwerfer ein und nahmen rund 50 Menschen fest.
In Chile ist das Ansehen der katholischen Kirche schlechter als in den übrigen lateinamerikanischen Ländern. Am Dienstag wurden erneut Brandanschläge auf mehrere Kirchen verübt. Ein Gotteshaus in der Hauptstadt und zwei Kapellen in der Region La Araucanía wurden angegriffen. In den vergangenen Tagen waren bereits fünf weitere Kirchen in Santiago attackiert worden.
Franziskus war Montagnacht in Chile zu seinem sechsten Lateinamerikabesuch eingetroffen, der ihn in den kommenden Tagen auch nach Peru führen wird. Am Mittwoch wollte der Papst in der südlichen Region La Araucanía mit einer Delegation des Volks der Mapuche zusammenkommen. Die Mapuche wehren sich seit Jahren gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer angestammten Gebiete, einige radikale Gruppen setzen dabei auch Gewalt ein.
Bei seiner Rede im Präsidentenpalast rief Franziskus zur Achtung der Rechte und der Kultur indigener Völker auf. Die „Weisheit“ der Ureinwohner und ihr Respekt für die Umwelt seien eine wichtige Lektion im Kampf gegen den Klimawandel, sagte der Papst. (afp)
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